23.1.15

 

Selbsternannte Märtyrer kommen nicht ins Paradies


Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki verurteilt selbsternannte Märtyrer und ihre Gewalttaten. Er äußerte sich Dienstagabend in Düsseldorf vor Vertretern der nordrheinwestfälischen Politik. Pia Dyckmans fasst Kardinal Woelkis Predigt zusammen.

Kein Mord, kein Attentat, kein Genozid, keine Folterung wird ungesühnt bleiben. Kein gekentertes Schiff im Burggraben der Festung Europa, kein Schuss auf Karikaturisten, kein Scheiterhaufen im Mittelalter,“ klagt Woelki an.

In seiner Predigt geht er vor allem auf die Anschläge in Paris ein. Selbsternannte Märtyrer kämen nicht ins Paradies, sondern sie haben sich mit ihren Taten vor Gott zu rechtfertigen. Dem gegenüber ehrte Woelki Lassana Bathily. Der junge Muslim hat während der Geiselnahme im Pariser Supermarkt mehrere Besucher in einem Kühlraum versteckt. Dies sei ein Märtyrer der heutigen Zeit, denn nichts habe ihn verleitet, sich aus dem Glauben heraus an anderen Menschen zu vergreifen.

„Böse sind demgegenüber die Taten derjenigen, die sich zu selbsternannten Märtyrern machen. Im Namen der Religion verkehren sie deren Inhalt ins Gegenteil und machen zum Beispiel aus Islam Islamismus und treiben mit ihren grauenhaften Taten nicht nur Menschen in den Tot, sondern auch einen Keil in die komplexen Gesellschaften unserer Welt. Eine perfide Strategie.“

Woelki rief die Politiker dazu auf, dass die europäische Gesellschaft die Verbindung zwischen Religion und Gesellschaft wieder neubelebt werden müsse, damit beide Bereiche ihren Nutzen daraus ziehen könnten. Denn es könne sowohl dem religiösen Fundamentalismus aber auch einer verschränkten Vernunft entgegenwirken. Durch eine wechselseitige Beziehung sollen Religion und Gesellschaft sich erhellen, so Woelki.

„Wechselseitig dürfen und müssen Religionen und Gesellschaft sich aufklären und läutern – immer wieder. Nur so wird es gelingen, die Würde des Menschen ins Zentrum aller Bestrebungen zu stellen. Dafür, dass das Heute in unserem Land möglich ist. Und das es gelingt. Demagogische Strömungen in die Schranken zu weißen, dafür dürfen wir von Herzen dankbar sein.“

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