26.8.15
WDR löscht Gender-Talkshow
Es ist ein seltener Vorgang: Der WDR hat am Freitag eine Ausgabe der
Talkshow „Hart aber fair“ aus der Mediathek gelöscht – obwohl sie nach
Ansicht des Rundfunkrates nicht gegen Programmgrundsätze verstößt.
Während der Deutsche Frauenrat die Löschung als „Ohrfeige für Plasberg“ feierte, sagte der FDP-Politiker Wofgang Kubicki gegenüber Bild.de: „Die Sendung muss wieder raus aus dem Giftschrank, rein in die Mediatheken. In welchem Land leben wir, wenn feministische Extremisten in der Lage sind, mit einem organisierten Shitstorm die Meinungsfreiheit einzuschränken?“
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Damit führt der Sender sowohl den eigenen journalistischen Anspruch als auch das Instrument der Programmbeschwerde ad absurdum. Denn: Warum sollte „massive Kritik“ als Begründung ausreichen, um einen journalistischen Beitrag zu löschen? Sollten die Verantwortlichen eine Redaktion nicht gerade vor solcher Kritik schützen? Und: Wie kann es sein, dass ein Rundfunkrat eine Programmbeschwerde erst ablehnt, um dann im selben Atemzug zu verkünden, die Sendung sei „unseriös“ gewesen? Wenn sie tatsächlich unseriös gewesen ist – um diese Frage geht es hier nicht –, hätte sie den hohen journalistischen Ansprüchen der Programmgrundsätze nicht genügt.
Doch mit ihrer widersprüchlichen Entscheidung haben die Verantwortlichen das Instrument der Programmbeschwerde beliebig gemacht. Mehr denn je bekommt der gebührenzahlende Zuschauer dadurch den Eindruck, es gälten nicht in erster Linie journalistische, sondern politische Spielregeln. Das ist in Zeiten, in denen viele Menschen die gesamte Medienlandschaft als „Lügenpresse“ verunglimpfen, nicht gerade vertrauensfördernd. (pro)
Ich schaue so gut wie nie Talkshows, aber weil ich sie über meine GEZ-Gebühren trotzdem finanziere, mache ich eben von Zeit zu Zeit eine Ausnahme. Man will ja sehen, ob das eigene Geld gut angelegt ist. Die eine Ausnahme in den letzten Monaten war ausgerechnet die Giftschrank-Sendung von hart aber fair.
„Nieder mit dem Ampelmännchen“ hieß sie und drehte sich um die Gleichberechtigung der Geschlechter und dabei auch um Gender Mainstreaming. Sie war interessante, unterhaltsam und an manchen Stellen auch entlarvend. Also eigentlich genau so, wie eine Talkshow sein sollte.
Nun hat der WDR sie aus dem Programm genommen. Sie darf nicht mehr gezeigt werden. Mit verantwortlich dafür ist die Beschwerde eines Vereins mit dem Namen „Deutscher Frauenrat“. Er sieht sich als eine progressive Organisation, hat aber im Grunde eine autoritäre und antiliberal Haltung, die aus jeder Zeile seiner Beschwerde herauszulesen ist. Meinungsfreiheit, Pluralismus und Debattenkultur sind schön und gut, solange am Ende die Richtigen als „Sieger“ daraus hervorgehen. Wenn das nicht der Fall ist, werden eben Verbote gefordert.
Gideon Böss
Kommentare:
Die orwellsche Gedankenpolizei war ein staatliches Organ. Eine nicht formal legitimierte und von niemandem kontrollierte Gedankenpolizei in Form von Interessengruppen, welche gleichwohl in der Lage ist, reale Sanktionen zu erwirken, ist eher noch erschreckender.
Jetzt haben wir also neben zensierten Wissenschaftlern (Prof. Kutschera) auch noch eine zensierte Talkshow. Mal schauen wann es ein Verbrechen wird, zu sagen, dass die geschlechtliche Komplementarität real und nicht nur gesellschaftliches Konstrukt ist.
Während der Deutsche Frauenrat die Löschung als „Ohrfeige für Plasberg“ feierte, sagte der FDP-Politiker Wofgang Kubicki gegenüber Bild.de: „Die Sendung muss wieder raus aus dem Giftschrank, rein in die Mediatheken. In welchem Land leben wir, wenn feministische Extremisten in der Lage sind, mit einem organisierten Shitstorm die Meinungsfreiheit einzuschränken?“
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Damit führt der Sender sowohl den eigenen journalistischen Anspruch als auch das Instrument der Programmbeschwerde ad absurdum. Denn: Warum sollte „massive Kritik“ als Begründung ausreichen, um einen journalistischen Beitrag zu löschen? Sollten die Verantwortlichen eine Redaktion nicht gerade vor solcher Kritik schützen? Und: Wie kann es sein, dass ein Rundfunkrat eine Programmbeschwerde erst ablehnt, um dann im selben Atemzug zu verkünden, die Sendung sei „unseriös“ gewesen? Wenn sie tatsächlich unseriös gewesen ist – um diese Frage geht es hier nicht –, hätte sie den hohen journalistischen Ansprüchen der Programmgrundsätze nicht genügt.
Doch mit ihrer widersprüchlichen Entscheidung haben die Verantwortlichen das Instrument der Programmbeschwerde beliebig gemacht. Mehr denn je bekommt der gebührenzahlende Zuschauer dadurch den Eindruck, es gälten nicht in erster Linie journalistische, sondern politische Spielregeln. Das ist in Zeiten, in denen viele Menschen die gesamte Medienlandschaft als „Lügenpresse“ verunglimpfen, nicht gerade vertrauensfördernd. (pro)
Zensur im Namen der Gleichberechtigung
Ich schaue so gut wie nie Talkshows, aber weil ich sie über meine GEZ-Gebühren trotzdem finanziere, mache ich eben von Zeit zu Zeit eine Ausnahme. Man will ja sehen, ob das eigene Geld gut angelegt ist. Die eine Ausnahme in den letzten Monaten war ausgerechnet die Giftschrank-Sendung von hart aber fair.
„Nieder mit dem Ampelmännchen“ hieß sie und drehte sich um die Gleichberechtigung der Geschlechter und dabei auch um Gender Mainstreaming. Sie war interessante, unterhaltsam und an manchen Stellen auch entlarvend. Also eigentlich genau so, wie eine Talkshow sein sollte.
Nun hat der WDR sie aus dem Programm genommen. Sie darf nicht mehr gezeigt werden. Mit verantwortlich dafür ist die Beschwerde eines Vereins mit dem Namen „Deutscher Frauenrat“. Er sieht sich als eine progressive Organisation, hat aber im Grunde eine autoritäre und antiliberal Haltung, die aus jeder Zeile seiner Beschwerde herauszulesen ist. Meinungsfreiheit, Pluralismus und Debattenkultur sind schön und gut, solange am Ende die Richtigen als „Sieger“ daraus hervorgehen. Wenn das nicht der Fall ist, werden eben Verbote gefordert.
Gideon Böss
Kommentare:
Die orwellsche Gedankenpolizei war ein staatliches Organ. Eine nicht formal legitimierte und von niemandem kontrollierte Gedankenpolizei in Form von Interessengruppen, welche gleichwohl in der Lage ist, reale Sanktionen zu erwirken, ist eher noch erschreckender.
Jetzt haben wir also neben zensierten Wissenschaftlern (Prof. Kutschera) auch noch eine zensierte Talkshow. Mal schauen wann es ein Verbrechen wird, zu sagen, dass die geschlechtliche Komplementarität real und nicht nur gesellschaftliches Konstrukt ist.