22.9.15
Wieso haben wir uns nicht rechtzeitig vorbereitet?
Jeder normal und logisch denkende und geistig nicht abgeschottete
Österreicher wusste eigentlich seit Jahren, dass wir angesichts der
Vielzahl globaler kriegerischer Auseinandersetzungen nicht auf ewig auf
unserer Wolke Nummer sieben friedlich und tolerant lächelnd sitzen und
diesem traurigen Treiben lediglich zusehen können. Es war klar, dass
sich angesichts des Wohlstandsgefälles und der immer breiteren Schere
zwischen sehr arm und sehr reich wohl früher oder später Massen an
Menschen ganz einfach auf den Weg machen würden, um Mitteleuropa und
damit einen Leuchtturm des Wohlstands inmitten einer stürmischen See von
Armut und Unfrieden zu erreichen und auch in Besitz zu nehmen. Ja, es
handelt sich selbstverständlich um eine Inbesitznahme und nicht nur um
temporäre Besuche, die auch wieder einmal mit der Abreise der Gäste
enden werden. Keiner jener vielen Tausenden Menschen, die während der
vergangenen Wochen ohne Pass und Visum zu uns gekommen sind, wird
Deutschland oder Österreich je wieder freiwillig verlassen. Das ist
Fakt. Und viele weitere werden im Zuge des Familiennachzuges während des
kommenden Jahres nachkommen, unser unmittelbares Lebensumfeld
wesentlich verändern und teils viel zu hohe Erwartungen bestätigt haben
wollen. Dass sich daraus eine Vielzahl von innerstaatlichen
Konfliktfeldern ergeben wird, kann nicht geleugnet werden. Eines frage
ich mich in diesem Zusammenhang schon immer wieder: Warum wurden nicht
längst zielorientiert alle notwendigen Vorbereitungen getroffen, um
dieser erwartbaren Völkerwanderung professionell zu begegnen? Warum
wurden trotz aller Prognosen z. B. das Bundesheer weiter zugrunde
gespart bzw. die Polizeiposten geschlossen, und warum verkauft die
Republik auch weiterhin leer stehende Zollhäuser an den Grenzübergängen,
wenn wir sowohl Heer als auch Grenzen jetzt wieder dringendst
benötigen? Es erscheint klar, dass die EU wohl nur bei politischem und
wirtschaftlichem Schönwetter gemeinsam agieren kann; wenn sich jedoch
Gewitter, wie die derzeitige Völkerwanderung, ankündigen, zählt offenbar
nach wie vor einzig und allein der Einzelstaat. Und da sehen wir
derzeit vergleichsweise ziemlich alt aus, weil auf jenen politischen
Ebenen, die „im Namen des Volkes“ hätten entscheiden und planen sollen,
die längst hörbar gewesenen Signale einfach nicht zur Kenntnis genommen
bzw. als „rechte Hetze“ diskreditiert wurden. Und genau das dürfte ein
fataler Fehler gewesen sein.
Treffende Lesermeinung in der Kronenzeitung
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