13.10.15

 

Die große Zuckerlüge - Warum Zucker nicht gesund, sondern giftig ist

Ist Zucker Gift? Wie ist es der Lebensmittelindustrie gelungen, dass wir uns diese Frage nur noch selten stellen? Es begann mit einer geheimen PR-Kampagne in den 70er Jahren. Über 40 Jahre lang hat "Big Sugar" es geschafft, die Welternährung zu verzuckern. Doch die Kritiker der Industrie haben dazugelernt, die Wissenschaft sammelt neue Erkenntnisse. Eine bittersüße Investigation.


Ist Zucker Gift? Wie hat es die Lebensmittelindustrie geschafft, dass wir uns diese Frage nicht mehr – oder viel zu selten – stellen? Dass die Verzuckerungspolitik der Lebensmittelindustrie und die Verharmlosung des süßen Stoffes bereits in den 70er Jahren eine gezielte Taktik war, entdeckte die Zahnärztin Cristin Kearns, als sie in den Archiven der „Great Western Sugar Company“ 1.500 Seiten interner Dokumente einsehen konnte – eine Art geheime „Spielanleitung“ der Zuckerindustrie.
Es begann mit einer geheimen PR-Kampagne. Über 40 Jahre lang hat „Big Sugar“ es geschafft, sein milliardenschweres Imperium auszubauen und die Ernährung der Welt zu verzuckern. Übergewicht, Diabetes, Herzerkrankungen haben sich vervielfacht. Die nichtalkoholische Fettleber ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen – inzwischen auch bei immer mehr Kindern. Kinderärzte wie Dr. Robert H. Lustig kämpfen unermüdlich gegen die Behauptung, dass wir doch selbst daran schuld seien, weil wir zu viel äßen.
Die Zucker-Lobby sitzt auf der Anklagebank, doch ihre neue Verteidigungsstrategie ist die alte: Sie fordert immer weitere Beweise. Professor Stanton Glantz erinnern diese Schachzüge an seinen Kampf gegen die Tabakindustrie, die es auch verstanden hat, jahrelang politische Entscheidungen und Rauchverbote hinauszuzögern, weil es ihrer Meinung nach keinen hinreichenden wissenschaftlichen Beweis für die gesundheitsschädigende Wirkung des Tabakrauchens gab. Während Industrie und Wissenschaft ihren Kampf noch ausfechten, tickt die gesundheitliche Zeitbombe weiter.

Arte Doku

Zucker fördert nicht nur Übergewicht, sondern auch Diabetes oder Fettleber.
Zucker liefert ungesunde Kalorien.

Geheime Dokumente der Zuckerindustrie zeigen, welche Strategien sie entwickelt hat, um kritische Fragen zur Gesundheitsgefährdung zu entschärfen oder ganz unter den Teppich zu kehren.

Sugar: The Bitter Truth 

Warum Zucker nicht gesund, sondern giftig ist

In seinem Vortrag Sugar: The Bitter Truth („Zucker, die bittere Wahrheit“) erzählt Prof. Lustig die Geschichte vom Zucker auf wissenschaftliche, fesselnde und humorvolle (nomen est omen) Art: Wie der Zucker-Konsum in der westlichen Welt sich seit Anfang des Jahrhunderts nahezu verfünffacht hat, wie die Menschheit jedes Jahr dicker wird, wie „High Fructose Corn Syrup“ ihren Siegeszug in Amerikanischen Supermärkten antrat, was die Coca-Cola-Verschwörung ist, wie in den siebziger Jahren systematisch Fett verteufelt und durch Zucker ersetzt wurde, warum Zucker in Wahrheit ein Gift ist und wieso eine Dose Cola und eine Dose Bier aus Sicht der Leber den gleichen Schaden anrichten.

Zwei Bücher machen in den 70er Jahren die Runde: Pure, White And Deadly: How sugar is killing us and what we can do to stop it* von John S. Yudkin, ein geradezu prophetisches Buch über die Gefahren des Zuckers, und die Seven Countries Studie: Ein statistischer Vergleich von Nahrungsgewohnheiten in sieben Ländern, bei dem der Autor einen Zusammenhang zwischen Fettkonsum und Gefäßerkrankungen gefunden hat. Aber: Fettreich essende Länder sind auch Zucker-Länder (Donuts, anyone?) 

  LDL („Low-Density Lipoprotein“) ist ein Fetttransporter im Blut und daher im Fokus vieler Blutuntersuchungen. Zwei Varianten von LDL sind besonders interessant: „Pattern A“ sind große, „fluffige“ Partikel, die harmlos im Blut rumschwimmen, während „Pattern B“ LDL-Partikel klein, dicht und böse sind und Ablagerungen in den Arterien begünstigen. 

 Hoher Fettkonsum fördert „Pattern A“, ist also gut für’s Blut und hoher Kohlenhydrat-Konsum fördert „Pattern B“, ist also schlecht für die Blutwerte. 

Was hat die Lebensmittelindustrie sonst noch seit den 70ern gemacht? Ballaststoffe reduziert. Der Urmensch aß täglich 100-300g Ballaststoffe, der Durchschnitts-Amerikaner ißt nur noch 12. Warum? Ballaststoffe brauchen zu lange zum Kochen, zu lange zum Essen und werden schnell schlecht. Und so erklärt sich Fast-Food: Fast-Food ist Ballaststoff-loses Food. 

Wir kommen jetzt zur Biochemie: Fructose und Glucose sind zwar beides Zuckersorten, aber chemisch sehr unterschiedlich: Fructose bräunt sieben mal schneller als Glucose, was in der Küche vielleicht praktisch ist, aber leider auch in den Arterien passiert und dort will man diese Reaktion wirklich nicht haben. Fructose hemmt das Hormon Leptin, das normalerweise Teil des Sättigungsgefühls beim Essen ausmacht und tatsächlich sagt sie Statistik: Kinder, die Fructose essen, essen insgesamt mehr. Ausserdem führt Fructose nicht zur Ausschüttung von Insulin, das Gehirn bekommt also gar nicht mit, dass es Zucker gegessen hat und kann daher keine weiteren Sättigungssignale daraus ableiten.  

Wir kommen zum Metabolischen Syndrom, je nach Definition der Oberbegriff für die 5 wichtigsten Zivilisations-Krankheiten: Fettleibigkeit, Diabetes Typ 2, verändertes Blutfettbild, Bluthochdruck und Herz/Kreislauferkrankungen

Wie kommen wir aus der Misere heraus? Hier kommt, was Prof. Lustig seinen übergewichtigen Patienten verordnet:

Bewegung bewirkt drei Dinge: Sie erhöht die Insulin-Empfindlichkeit der Muskeln, daher gelangen weniger Kalorien in die Leber und diese hat dann weniger Kalorien, die in Fett verwandelt werden. Als zweites reduziert Bewegung Streß, und Streß ist ein wichtiger Faktor beim Übergewicht. Zu guter Letzt beschleunigt Bewegung die Stoffwechselprozesse in der Leber: Mehr Kalorien werden dort verbrannt, anstatt sie zu Fett zu verwandeln.

 Ballaststoffe: „Als Gott den Zucker erfand, verpackte er ihn in seinem Gegengift.“ Ballaststoffe sind aus drei Gründen toll: Zuerst reduzieren sie die Aufnahme von Kohlenhydraten schon im Darm. Stattdessen dürfen Bakterien sich dran laben: Entweder man wird Fett oder man F… Als Zweites fördern Ballaststoffe die Passage durch den Darm: Man wird früher satt. Und zu guter Letzt hemmen Ballaststoffe die Absorption von Fettsäuren im Darm, diese werden von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren verarbeitet und die fördern die Insulin-Empfindlichkeit. Daher: Früchte sind ok, weil dort der Zucker gleich mit Gegenmittel geliefert wird. Zucker ohne ausreichend Ballaststoffe ist das Problem!

 

 

 


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