14.11.15

 

Papst sieht Terror "als Teil des Dritten Weltkriegs"

Die internationale Rhetorik gegen islamistischen Terror wird nach den Paris-Anschlägen kriegerischer. Die drastischsten Worte wählt Papst Franziskus. Eine Übersicht der Reaktionen aus aller Welt.

Der US-Präsident weiß wegen "9/11" sehr gut, wie es sich anfühlt, in einem Land zu leben, das Ziel eines unfassbar brutalen Terroranschlags geworden ist. Schon deshalb zögerte Barack Obama nicht, sich nach den Paris-Anschlägen noch in der Nacht zum Samstag öffentlich und demonstrativ im Namen aller Amerikaner hinter die erneut so schwer verwundete französische Nation zu stellen. "Wir sind Zeuge eines abscheulichen Versuches geworden, unschuldige Zivilisten zu terrorisieren", sagte Obama in Washington. "Es ist ein Angriff nicht nur auf Paris, nicht nur auf das französische Volk, sondern ein Angriff auf die Menschheit und die universellen Werte, die wir teilen."

Die internationale Rhetorik wird kriegerischer. "Was sich gestern ereignet hat, ist ein Kriegsakt", sagte Hollande und sprach damit aus, was sich in vielen westlichen freien Gesellschaften inzwischen verfestigt hat: Die fanatischen Mörder – heißen sie nun Islamischer Staat (IS), al-Qaida, Boko Haram oder al-Schabab –, sie alle führen Krieg gegen den Lebensentwurf freiheitlicher, säkularer Gesellschaften. Das scheint langsam allen klar zu werden. Und auch, dass dies ein langer, ein verlustreicher Kampf werden wird. Auch viele andere Staats- und Regierungschefs in aller Welt richteten sich auf einen massiven und langwierigen Kampf gegen den Terror ein.

Niemand wählte so drastische Worte wie Papst Franziskus. "Es gibt keine Rechtfertigung für solche Taten. Das ist nicht menschlich", sagte der Argentinier dem Sender TV2000 der italienischen Bischofskonferenz am Samstag. Auf die Frage, ob damit der Dritte Weltkrieg in Stücken fortgesetzt werde – vor dem Franziskus bereits oft gewarnt hatte –, sagte er: "Das ist ein Teil davon."

Russlands Präsident Wladimir Putin, der islamistischen Terror aus seinem Land gut kennt, rief zu einem gemeinsamen, effektiven Kampf der internationalen Gemeinschaft "gegen den Teufel" auf. "Diese Tragödie ist ein erneuter Beweis für die Barbarei des Terrorismus, der eine Herausforderung für die menschliche Zivilisation ist", hieß es in einem Beileidstelegramm Putins an Hollande.

Großbritanniens Premierminister David Cameron verurteilte die "furchtbaren und widerlichen Anschläge". "Unsere Gedanken und Gebete sind mit dem französischen Volk", erklärte er.

Ban Ki-moon, Chef der Vereinten Nationen, verurteilte die Taten als "verabscheuungswürdige terroristische Angriffe". Der UN-Sicherheitsrat sprach von "barbarischen und feigen Terrorangriffen".

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, er sei "zutiefst geschockt von den entsetzlichen Pariser Attacken". Auf Twitter schrieb er: "Wir stehen zusammen mit den Menschen in Frankreich. Terrorismus wird niemals Demokratie besiegen."

Der chinesische Außenamtssprecher Hong Lei sagte: "Terrorismus ist eine gemeinsame Herausforderung, mit der die Menschheit konfrontiert ist. China unterstützt Frankreich entschlossen bei der Wahrung von dessen nationaler Sicherheit und Stabilität und im Kampf gegen Terrorismus."

Der neue kanadische Regierungschef Justin Trudeau sagte "unseren französischen Cousins alle unsere Hilfe und Unterstützung" zu.

Anteilnahme und Kampfbereitschaft signalisierten auch arabisch-islamische Staaten. Der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Chalifa Bin Sajed al-Nahajan, kondolierte Hollande in einem Telegramm: Man werde alles tun, "um dem Terror zu begegnen und ihn zu eliminieren".

Der kuwaitische Emir Scheich Sabah al-Ahmad al-Sabah drückte ebenfalls sein Mitgefühl aus. Er betonte, diese "verbrecherischen Terrorakte widersprechen allen Lehren des heiligen Glaubens und humanitären Werten".

Das iranische Außenministerium teilte mit, die Terroristen seien "nicht loyal gegenüber göttlichen Religionen – darunter auch der Islam".

 


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