23.2.16

 

Katholischer Priester rechnet mit Event-Christen ab

Zu Taufe und Hochzeit sind die Kirchen voll - doch ansonsten herrscht oft gähnende Leere. Diese Eventkultur will Priester Thomas Frings nicht mehr mitmachen. Und findet für viele Eltern klare Worte.

Der im Glauben tief verwurzelte Priester Thomas Frings aus Münster hat ein Problem. Sein eigenes Engagement, seine Überzeugungen und sein tägliches Handeln in der Gemeinde passen nicht mehr zum immer größer werdenden Bedeutungsverlust der Kirchen in Deutschland. Er zieht eine Konsequenz: Ab Ostern gibt er die Leitung seiner Gemeinde ab, sein Hab und Gut wird verkauft, nur wenige Dinge lagert er ein. Dann zieht er in ein kleines Kloster nach Holland.
"Es gibt diese gesellschaftspolitische Tendenz, der wir ausgeliefert sind", sagt Frings. Seiner Kirchenleitung in Münster macht er keine Vorwürfe. Eine Lösung für das Problem hat er ebenfalls nicht. "Ich bin seit 30 Jahren in der Kirche tätig. Ich kann von mir sagen, Du hast es probiert", sagt der Priester. Sein Großonkel ist der berühmte Josef Kardinal Frings aus Köln. Der Glaube ist dem 55-jährigen geborenen Rheinländer in die Wiege gelegt.
Umso mehr schmerzt es ihn, wenn Eltern, die gerade aus der Kirche ausgetreten sind, ihm ihre Kinder zur Taufe bringen. "Ich frage mich schon, wie diese Eltern, die ihr Kind der Kirche anvertrauen, mit der sie selbst aber nichts mehr zu tun haben wollen, noch mit gutem Gewissen in den Spiegel schauen können", sagt Frings.

"90 Prozent der Gemeindemitglieder kommen nie in die Kirche"

Frings hat bei seinem Bischof nicht wegen einer Frau oder wegen des Zölibats nach über sechs Jahren um Entlassung aus der Leitungsfunktion der Gemeinde gebeten. Vielmehr ärgert er sich über die fehlende Ehrlichkeit vieler Christen.
"Ein Viertel der Eltern der Kommunionkinder gehen überhaupt nicht mehr in die Kirche. Worauf lassen die Eltern dann ihre Kinder vorbereiten? Auf etwas, was sie selbst ablehnen?" Frings beklagt: "90 Prozent der Gemeindemitglieder kommen nie in die Kirche zum Gottesdienst. Gleichzeitig werden mir Listen mit 2500 Unterschriften gegen Veränderungen vorgelegt. Wenn die alle in der Kirche erscheinen würden, wäre die Kirche voll."
Frings ist streitbar, er kämpft mit Überzeugung. Er sei nicht frustriert, sagt er aber. Etwas anderes als Priester wolle er nicht sein. "Wenn die Sehnsucht in der Gesellschaft nach dem Glauben nicht mehr da ist, will ich da aber niemandem hinterherlaufen."

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