16.5.16
Norbert, der Profi
FPÖ-Kandidat Norbert Hofer dominierte den Fernsehwahlkampf. Was macht er anders?
Der
Falter besucht Walter Ötsch in Linz. Ötsch ist nicht nur Professor für Ökonomie
und Kulturgeschichte, er ist auch Kommunikationstrainer, hat „Das Wörterbuch
für NLP“ geschrieben und sezierte im Jahr 2000 den Kommunikationsstil von Jörg
Haider.
Er
erklärte damit in allen Einzelheiten die rhetorischen Tricks der
FPÖ-Kommunikation. Über Norbert Hofer sagt er: „Ich habe selten einen so gut
trainierten Politiker gesehen.“ Dann klappt er seinen Laptop auf, um vier
Schlüsselmomente in Hofers Fernsehwahlkampf zu analysieren.
Alexander
Van der Bellen: Ich halte Sie für eine Marionette von Strache und Kickl. Und
das Nächste ist dann …
Norbert
Hofer: Sie zeigen da mit dem Finger so böse auf mich.
Van der
Bellen: Sorry.
Walter
Ötsch: Durch seine Kommunikationsschulung besitzt Hofer ein hohes Wissen über
die Wirkung von Körpersprache. Und er setzt es gekonnt ein. Hofer weiß, wie die
nonverbalen Signale von ihm und seinem Kontrahenten auf den Zuschauer wirken.
Indem er Van der Bellens Zeigefinger thematisiert, bringt er ihn dazu, dass
dieser körperlich reagiert und seine Gestik verändert.
Das ist
ein massiver Eingriff: Denn Hofer gibt seinem Gegner ein Kommando, und der
befolgt es. Er hat damit gleichzeitig ein Dominanzsignal gesetzt und Van der
Bellens Angriff unterbrochen. Van der Bellen sagt „Sorry“, lacht, aber seine
Energie ist gebrochen, der Angriff ist weg und die Zuschauer haben inhaltlich
den Faden verloren. Dass er sich hier von Hofer führen hat lassen, liegt daran,
dass Van der Bellen beziehungsorientiert ist. Er kommuniziert normal und will
ein Gespräch führen. Die FPÖ hingegen zielt mit ihrer Kommunikation darauf ab,
einen Dialog zu verhindern.