19.6.16
Christus begegnen an der Grenze zur Überforderung
Margit
war am Ende ihrer Kräfte. Zu ihren sonstigen Verpflichtungen kam nun
noch die Demenzerkrankung ihrer Mutter dazu. Mitten in ihren
pflegerischen und organisatorischen Herausforderungen war sie dann
zufällig zu einem Frauenkaffee mit syrischen und afghanischen
Flüchtlingen gegangen. Die Begegnung mit den jungen Frauen hatte sie
tief berührt. Eine Liebe und eine Kraft begannen sie zu erfüllen, die
sie früher nicht gekannt hatte. Inzwischen hat sie Freundschaften mit
Flüchtlingen geschlossen und macht in der Asylantenarbeit mit. Die
anderen Aufgaben, auch die Fürsorge für ihre Mutter, gingen ihr auf
einmal viel leichter von der Hand.
Die missverstandene Weltgerichtsrede „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war ... fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen. Amen, ich sage euch: Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan“ .
Dieser Text macht vielen Christen Angst. Er scheint uns unter Druck zu setzen: Muss ich nicht helfen, wann immer ich einen Menschen in Not sehe? Sonst weise ich am Ende noch Christus zurück und werde von Ihm zurückgewiesen! Aus dieser Angst heraus schauen viele lieber nicht hin. Wegen ihres aufgescheuchten Gewissens – infolge eines moralistischen Missverständnisses der Bibel und der christlichen Lehre – sind viele Christen in Gefahr, zu notorischen Wegschauern zu werden.
Dabei hängt alles davon ab, hinzuschauen! Nicht nur, um unseren Ruf zu erkennen, sondern auch, um zu unterscheiden, ob und wie weit gerade hier ein Ruf an mich ergeht. Und um die Gaben Christi zu empfangen, die Er für die bereit hält, die Er mit einer Aufgabe betraut. Noch vor aller Beauftragung will Er selbst sich mir zur Gabe machen, sodass ich, durch Seine Liebe und Kraft gestärkt, die Aufgabe auch erfüllen kann.
Deshalb war es gut, dass Margit zum Flüchtlings-Kaffee „hingeschaut“ hat. So konnte sie dort Christus finden. Dort hat Christus sie gefunden und konnte sie aus ihrer Bedrängnis herausführen. In der Gestalt von Bedürftigen ist Er der Bedürftigen als Bedürftiger begegnet. Wie der Frau am Jakobsbrunnen, die er bat: „Gib mir zu trinken“. Niemals brauchen wir uns davor zu fürchten, dass Gott von uns etwas verlangt. Auch dann nicht, wenn uns die Kräfte und Mittel fehlen, das von Ihm Verlangte zu leisten. „Gebt ihr ihnen zu essen“, sagte Jesus zu den Jüngern vor der Brotvermehrung. Dabei hatten sie fast nichts, und viele waren hungrig: eine absurde Überforderung!
Dann aber gab Er ihnen, selber geben zu können: Das Wenige – fünf Brote und zwei Fische –, das Er von ihnen genommen hatte, gab Er ihnen gesegnet und gewandelt zurück, damit sie es an die Leute austeilten. „Und alle aßen und wurden satt“. Auch der Frau am Jakobsbrunnen gab er, selber geben zu können: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“
Etwas von diesem Wunder hatte Margit beim Flüchtlings-Kaffee und den darauf folgenden Begegnungen erlebt. So können die Verheißungen der Weltgerichtsrede erfahrungsmäßig zugänglich werden: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war ... fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen.“
„Das Reich in Besitz nehmen“: Das ist nicht bloß eine Verheißung für das Leben nach dem Tod! Bereits hier und jetzt konnte Margit – ein Stück weit – das Reich in Besitz nehmen: indem sie von Jesus „lebendiges Wasser“ empfing, sodass sie nicht bloß mit eigener, sondern mit Seiner Kraft wirken konnte.Aber auch die Warnungen in der Weltgerichtsrede gelten bereits für hier und jetzt: Wer sich Jesu Ruf an die Grenze entzieht, bleibt mit seinen begrenzten Mitteln allein. Und so wird es gewiss nicht reichen!
Hätten die Jünger sich dem Ruf Jesu „Gebt ihr ihnen zu essen“, entzogen, dann wären sie mit den fünf Broten und zwei Fischen nicht satt geworden. Und vermutlich hätten sie sich auch noch an der Verteilungsfrage zerstritten. Hätte die Frau am Jakobsbrunnen Jesus nicht zu trinken gegeben, so wäre sie unerfüllt heimgegangen, um mit ihrem ungesättigten Lebensdurst vielleicht noch andere Männer unglücklich zu machen.
Und hätte Margit sich ausschließlich um ihre eigenen Probleme gekümmert, dann wäre sie von diesen aufgefressen worden. Das ist die Bedeutung der warnenden Texte in der Weltgerichtsrede: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!“
Nicht Jesus verhängt dieses Strafgericht über uns, sondern es ist ein Selbstgericht, das wir uns selber zufügen, indem wir es sind, die Seiner Begegnung entflohen sind (vgl. Joh 3,17-21). Und auch dieses Selbstgericht bezieht sich nicht erst auf das Leben nach dem Tod!
Bereits hier und jetzt erfahren wir etwas vom Fluch und Feuer, vom teuflischen Schicksal derer, die alles nur für sich allein haben wollen, wenn wir uns Ihm entziehen, wo Er uns Seinen Durst anbietet, damit wir – an unsere eigenen Grenzen geführt – Ihn bitten und Er uns lebendiges Wasser gibt. Ohne dieses Wasser werden wir verdursten.
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„Ich war obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen“:
Etwas von diesem Jesuswort wurde für Margit erfahrbare Wirklichkeit, und zwar unerwartet. Denn obwohl sie eine entschiedene Christin ist, war sie zum Flüchtlingskaffee ohne fromme Absicht hingegangen. Sie war ganz einfach bei den jungen Frauen, – und hingerissen von ihnen. Erst später ging ihr dann auf, dass Jesus sie in ihnen ‚besucht‘ hatte. „Wann haben wir dich obdachlos gesehen und aufgenommen?“ – Dieses erstaunte Nichtwissen gilt – Gott sei Dank – auch für die Christen.Die missverstandene Weltgerichtsrede „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! Denn ich war ... fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen. Amen, ich sage euch: Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan“ .
Dieser Text macht vielen Christen Angst. Er scheint uns unter Druck zu setzen: Muss ich nicht helfen, wann immer ich einen Menschen in Not sehe? Sonst weise ich am Ende noch Christus zurück und werde von Ihm zurückgewiesen! Aus dieser Angst heraus schauen viele lieber nicht hin. Wegen ihres aufgescheuchten Gewissens – infolge eines moralistischen Missverständnisses der Bibel und der christlichen Lehre – sind viele Christen in Gefahr, zu notorischen Wegschauern zu werden.
Dabei hängt alles davon ab, hinzuschauen! Nicht nur, um unseren Ruf zu erkennen, sondern auch, um zu unterscheiden, ob und wie weit gerade hier ein Ruf an mich ergeht. Und um die Gaben Christi zu empfangen, die Er für die bereit hält, die Er mit einer Aufgabe betraut. Noch vor aller Beauftragung will Er selbst sich mir zur Gabe machen, sodass ich, durch Seine Liebe und Kraft gestärkt, die Aufgabe auch erfüllen kann.
Deshalb war es gut, dass Margit zum Flüchtlings-Kaffee „hingeschaut“ hat. So konnte sie dort Christus finden. Dort hat Christus sie gefunden und konnte sie aus ihrer Bedrängnis herausführen. In der Gestalt von Bedürftigen ist Er der Bedürftigen als Bedürftiger begegnet. Wie der Frau am Jakobsbrunnen, die er bat: „Gib mir zu trinken“. Niemals brauchen wir uns davor zu fürchten, dass Gott von uns etwas verlangt. Auch dann nicht, wenn uns die Kräfte und Mittel fehlen, das von Ihm Verlangte zu leisten. „Gebt ihr ihnen zu essen“, sagte Jesus zu den Jüngern vor der Brotvermehrung. Dabei hatten sie fast nichts, und viele waren hungrig: eine absurde Überforderung!
Dann aber gab Er ihnen, selber geben zu können: Das Wenige – fünf Brote und zwei Fische –, das Er von ihnen genommen hatte, gab Er ihnen gesegnet und gewandelt zurück, damit sie es an die Leute austeilten. „Und alle aßen und wurden satt“. Auch der Frau am Jakobsbrunnen gab er, selber geben zu können: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“
Etwas von diesem Wunder hatte Margit beim Flüchtlings-Kaffee und den darauf folgenden Begegnungen erlebt. So können die Verheißungen der Weltgerichtsrede erfahrungsmäßig zugänglich werden: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war ... fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen.“
„Das Reich in Besitz nehmen“: Das ist nicht bloß eine Verheißung für das Leben nach dem Tod! Bereits hier und jetzt konnte Margit – ein Stück weit – das Reich in Besitz nehmen: indem sie von Jesus „lebendiges Wasser“ empfing, sodass sie nicht bloß mit eigener, sondern mit Seiner Kraft wirken konnte.Aber auch die Warnungen in der Weltgerichtsrede gelten bereits für hier und jetzt: Wer sich Jesu Ruf an die Grenze entzieht, bleibt mit seinen begrenzten Mitteln allein. Und so wird es gewiss nicht reichen!
Hätten die Jünger sich dem Ruf Jesu „Gebt ihr ihnen zu essen“, entzogen, dann wären sie mit den fünf Broten und zwei Fischen nicht satt geworden. Und vermutlich hätten sie sich auch noch an der Verteilungsfrage zerstritten. Hätte die Frau am Jakobsbrunnen Jesus nicht zu trinken gegeben, so wäre sie unerfüllt heimgegangen, um mit ihrem ungesättigten Lebensdurst vielleicht noch andere Männer unglücklich zu machen.
Und hätte Margit sich ausschließlich um ihre eigenen Probleme gekümmert, dann wäre sie von diesen aufgefressen worden. Das ist die Bedeutung der warnenden Texte in der Weltgerichtsrede: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!“
Nicht Jesus verhängt dieses Strafgericht über uns, sondern es ist ein Selbstgericht, das wir uns selber zufügen, indem wir es sind, die Seiner Begegnung entflohen sind (vgl. Joh 3,17-21). Und auch dieses Selbstgericht bezieht sich nicht erst auf das Leben nach dem Tod!
Bereits hier und jetzt erfahren wir etwas vom Fluch und Feuer, vom teuflischen Schicksal derer, die alles nur für sich allein haben wollen, wenn wir uns Ihm entziehen, wo Er uns Seinen Durst anbietet, damit wir – an unsere eigenen Grenzen geführt – Ihn bitten und Er uns lebendiges Wasser gibt. Ohne dieses Wasser werden wir verdursten.
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