9.6.16
So arg geht es in unseren Schulen zu
Eine Wiener Volksschullehrerin deckt auf, wie es im Unterricht wirklich zugeht.
Kinder, die kein Wort Deutsch sprechen. Schüler, die im Unterricht
immer wieder einschlafen. Wieder andere, die Klassenkameraden mit dem
Tod bedrohen („Ich schlitz’ dich auf, ich zünd’ dich an!“). Seit Wochen
schreibt eine Wiener Volksschullehrerin auf der Website des Magazins Biber anonym
darüber, wie es wirklich in Österreichs Klassen zugeht. Und spätestens
seit ihrem letzten Beitrag (Titel: „Ich bin Lehrerin, holt mich hier
raus!“), der unter anderem vom Wiener FPÖ-Chef Johann Gudenus geteilt
wurde, spricht das halbe Land über die unglaublichen Zustände.
Volksschüler bringen sogar Messer mit in den Unterricht
Volksschüler bringen sogar Messer mit in den Unterricht
- Rohe Gewalt: Schon in der Volksschule würden Schüler ihre Klassenkameradinnen als „depperte Schlampen“ beschimpfen, andere würden mit Mord drohen, wieder andere sogar gleich mit Messern kommen.
- Massive Deutschschwächen: „So lasen wir zum Beispiel im Deutschbuch der zweiten Klasse: ‚Der Hund bellt.' ‚Frau Lehrerin, was ist bellt?‘" Sogar anders klingende Namen als die ihren waren ihnen unbekannt: ‚Im Gebüsch sah Jakob ein Reh.‘ – ‚Was ist ein Jakob?‘‚ ‚Was ist Gebüsch?‘ Ich fühlte mich wie in einem Übersetzungsbüro.“
Lehrervertreter Stephan Maresch bestätigt im ÖSTERREICH-Gespräch die
gravierenden Mängel (siehe Interview). Die Wiener „Wutlehrerin“ zog
gestern Mittag ihren letzten Text zurück, weil sie sich nicht für
„politische Zwecke instrumentalisieren“ lassen möchte.
Wiener Lehrergewerkschafter Stephan Maresch: "Kennen die Probleme"
ÖSTERREICH: Sind die Darstellungen übertrieben?
Stefan Maresch: Nein, wir kennen die Probleme, die Gesellschaft spiegelt sich in der Schule wider – Kinder spielen mit Handys, kommen müde. Manche schaffen es noch nicht, mit Messer und Gabel zu essen oder die Schuhbänder selbst zuzubinden. Andere können schon lesen. Dieser Spagat muss bewältigt werden.
Das schreibt die "Wut-Lehrerin" in ihren Blog
Wiener Lehrergewerkschafter Stephan Maresch: "Kennen die Probleme"
ÖSTERREICH: Sind die Darstellungen übertrieben?
Stefan Maresch: Nein, wir kennen die Probleme, die Gesellschaft spiegelt sich in der Schule wider – Kinder spielen mit Handys, kommen müde. Manche schaffen es noch nicht, mit Messer und Gabel zu essen oder die Schuhbänder selbst zuzubinden. Andere können schon lesen. Dieser Spagat muss bewältigt werden.
Das schreibt die "Wut-Lehrerin" in ihren Blog
- Über mangelnde Deutschkenntnisse: „Es sind nur 23 Kinder anwesend. ‚Wo ist Muhamad?‘, frage ich. 'Sie hat nicht gekommt', informiert mich sein Sitznachbar.“
- Über Schlafen im Unterricht: „Einer der Schüler schläft während des Unterrichts ein. Als er nach einigen Minuten von alleine aufwacht, frage ich ihn, warum er so müde ist. Er sagt mir, dass er jeden Tag um fünf Uhr aufstehen muss, um zu beten.“
- Über Handys im Unterricht: „Ich lese eine Geschichte vor, als ein Handy läutet. Ganz selbstverständlich hebt das 6-jährige Mädchen ab und telefoniert mit seiner Mutter.“
- Über „Sex“ in der Volksschule: „Ich spreche am nächsten Tag mit seiner Lehrerin. Diese erzählt mir, dass der Schüler sexuell bereits schon deutliche Vorlieben gezeigt hätte und auch einigermaßen alleine ‚aktiv‘ geworden sei, wobei von elterlicher Seite das Argument kam, dass 'er in seinem Land ja schon Kinder‘ hätte. Daher sei es ‚normal‘, dass er eine Mitschülerin mit aufs WC nehmen wollte und anderwärtige Dinge dort mache.“
- Über Jogginghosen: „Bereits beim Elternabend mussten meine Kollegin und ich die Eltern bitten, die Kinder nicht immer nur mit Trainingshosen in die Schule zu schicken. Viele Eltern sahen die Schule nicht als einen Ort, an dem es gilt, sich ‚angemessen‘ zu kleiden.“