9.6.16

 

Thrombose - gefährliche Blutgerinnsel



Bei einer Thrombose bildet sich in einem Blutgefäß ein Blutgerinnsel. Dieser Thrombus kann das Blutgefäß verengen oder sogar verstopfen. Venen sind häufiger von Thrombosen betroffen als Arterien. Besonders gefährlich kann es werden, wenn sich ein venöser Thrombus löst und mit dem Blutstrom in die Lunge gerät und dort Blutgefäße verschließt. Die rbb Praxis informiert.  
Ein Brennen in der Wade, eine auffällige Schwellung und bläuliche Verfärbung und ein Schwere- oder Druckgefühl im Bein: Das sind deutliche Hinweise auf eine Thrombose der Bein- oder Beckenvenen. Nicht selten sind die Symptome jedoch nur wenig ausgeprägt oder bestehen nur vorübergehend. Eine Thrombose entsteht, wenn sich Blutgerinnsel im Gefäß bilden. Sie verengen oder verstopfen dann die Ader. Der Blutfluss kommt ins Stocken. Gefährlich wird es, wenn die Gerinnsel sich lösen und weiter in die Lunge geschwemmt werden und dort eine Embolie, einen Verschluss eines Lungengefäßes, auslösen. Auch kann ein Blutgerinnsel in kleine Thromben zerfallen, die gleich mehrere Lungengefäße verstopfen. Die Sauerstoffversorgung des Körpers verschlechtert sich. Es können sogar ganze Teile des Lungengewebes absterben. Und es besteht akute Lebensgefahr, denn das Herz kann versagen, weil es gegen den zu hohen Widerstand der verstopften Lunge nicht anpumpen kann.
Für die Entstehung einer Thrombose sind drei Faktoren verantwortlich:
1. Das Blut ist in seiner Zusammensetzung verändert: Bei Einnahme der Pille, Rauchen oder erblich bedingten Gerinnungsstörungen. Bei Hitze mit großem Flüssigkeitsverlust verdickt das Blut. Bei Patienten über 65 Jahren steckt nicht selten auch ein Tumorleiden dahinter. Auch Krebs kann die Zusammensetzung des Blutes ändern.
2. Das Blut fließt langsamer durch die Venen: Bei Bettlägerigkeit, z.B. bei schweren (Herz-)Krankheiten oder nach Operationen, durch ein Gipsbein oder auf langen Reisen in Bus, Flugzeug oder Auto. Hier werden die Venen in der Kniekehle abgeknickt. Auch bei Schwangerschaft oder Übergewicht wird der Blutfluss behindert.
3. Es bestehen Veränderung an der Gefäßwand: Das Blut sammelt sich z. B. in den erweiterten Venen bei Krampfadern und gerinnt dort schneller.

Eine Lungenembolie ist lebensgefährlich

An einer Lungenembolie sterben pro Jahr zwischen 30.000 und 40.000 Menschen. Das sind mehr Tote als durch Verkehrsunfälle.
Die Beschwerden bei einer Embolie richten sich nach der Größe des Blutgerinnsels. Treten unvermittelt heftige Atemnot, plötzliche Brustschmerzen, blutiger Husten, Schweißausbrüche und ein schneller Puls auf, ist das Gerinnsel so groß, dass Patient umgehend auf die Intensivstation ins Krankenhaus muss. Dort wird er eingehend untersucht, der Arzt behandelt ihn sofort hochdosiert mit Heparin. Das Medikament sorgt dafür, dass das Gerinnsel nicht größer wird und keine weiteren hinzukommen. In einigen Fällen macht der Arzt eine sogenannte Thrombolyse mit Medikamenten. Dadurch wird das Gerinnsel aufgelöst – dabei muss allerdings das Nebenwirkungsrisiko von Hirnblutungen abgewogen werden. Eine andere Möglichkeit ist es, das Blutgerinnsel mechanisch mit Hilfe eines Katheters zu entfernen (Thrombektomie). Anhand der Computertomografie erkennen die Ärzte, in welchem Ausmaß die Lunge des Patienten verstopft ist.

Auch nach dem überstandenen Ereignis muss je nach Ursache der Gerinnungsneigung eine vorübergehende oder dauerhafte Behandlung mit Gerinnungshemmern, wie z.B. Marcumar, erfolgen und der Patient muss auch vorübergehend oder dauerhaft Kompressionsstrümpfe tragen. Außerdem muss der Patient seine Gerinnungsfaktoren im Blut regelmäßig kontrollieren lassen.
Besonders jetzt in der beginnenden Urlaubszeit kann es durch lange Autofahrten und Flugreisen zu Thrombosen kommen. Eine Thrombose kann sogar bis zu acht Wochen nach einer Flugreise mit oder ohne Lungenembolie auftreten. Bei Flügen unter vier Stunden ist das Risiko gering. Bei einer Flugdauer von acht Stunden aber tritt eine Venenthrombose bei etwa einem von 200 Passagieren auf. Jeder Flugreisende sollte wissen, ob bei ihm ein erhöhtes Thromboserisiko besteht. Gefährdet sind Menschen über 60, Herzschwäche und solche mit starkem Übergewicht. Durch Bewegung, einfache Übungen zur Anregung der Venenpumpe und viel Trinken lässt sich Thrombosen vorbeugen.

Regelmäßige Nachkontrollen sind wichtig

Betroffene mit einer Thrombose müssen hinterher so oft wie möglich Thrombose-Strümpfe tragen, um die Bildung neuer Blutgerinnsel zu verhindern. Pflicht sind die Strümpfe vor allem bei langem Stehen, Sitzen oder Fliegen. Mithilfe des Ultraschalls lässt sich nach einem akuten Ereignis regelmäßig kontrollieren, ob sich bereits wieder ein neues Blutgerinnsel im Bein oder ein Schaden an den Venenklappen gebildet hat. Auch das ist nach einer Thrombose wahrscheinlich. Im Ultraschall kann der Arzt einen Schaden an den Venenklappen an einem zu starken Rückstrom des Blutes in Richtung Peripherie erkennen. Bei Gesunden verhindern die intakten Venenklappen diesen Rückstrom von Blut – und fördern wie gewünscht dessen Fluss in Richtung Herz.
Ist es bis zu einer Lungenembolie gekommen, muss der Arzt auch die Lunge regelmäßig nachkontrollieren – schließlich kommt es in etwa vier Prozent der Fälle zu dauerhaften Beschwerden. Bei diesen Patienten bildet sich in den Blutgefäßen der Lunge aus ungeklärten Gründen ein narbiges Gewebe, das die Adern verstopft. Es entsteht eine so genannte Pulmonale Hypertonie, ein „Lungenhochdruck“, der meist nur durch eine Operation zu beseitigen ist.

Vorbeugend hilft vor einer Thrombose ein gesunder Lebensstil, Bewegung und der Verzicht aufs Rauchen. Wer lange Flugreisen vor sich hat, sollte zwischendurch im Gang auf und ab gehen, eventuell Kompressionsstrümpfe tragen oder sich vor der Reise Heparinspritzen geben lassen.


Ultraschall und Gentest geben Hinweise

Mithilfe der Ultraschalluntersuchung der Kniekehle kann ein Gefäßspezialist prüfen, ob es bei Frauen, die eine Thrombose fürchten, bereits in den Jahren zuvor schon einmal eine Thrombose gegeben hat. Zudem kann er einen Bluttest durchführen, der prüft, ob genetische Besonderheiten vorliegen, die eine Thrombose begünstigen. Ein vererbbarer Risikofaktor ist beispielsweise die sogenannte „Faktor 5 Mutation“, kurz FVL. Die Blutproben der entsprechenden Frauen schickt der Arzt an ein Speziallabor. Wird dort eine FVL-Mutation festgestellt, raten Ärzte meist von der Pille ab.
 
Der Ursprung der Mutation geht weit in die Menschheitsgeschichte zurück – und kommt aus Nordskandinavien. Der Träger der Mutation hatte mit der Neigung zu Blutgerinnseln einen Überlebensvorteil – und übertrug die Erbanlagen an seine Nachkommen, die inzwischen auf allen fünf Kontinenten leben. Aus Nordskandinavien kam die FVL-Motivation also auch nach Deutschland. Schätzungen zufolge haben von 200 Deutschen 14 Menschen diese Mutation von einem ihrer Elternteile bekommen. Ihr Thrombose-Risiko ist damit fünf- bis zehnmal höher als bei Nichtträgern. Ein Betroffener von 200 Menschen hat die Erbanlage sogar von beiden Elternteilen – er hat ein fünfzig bis hundertfach erhöhtes Risiko. Gibt es einen triftigen Grund, wie zum Beispiel eine familiäre Häufung von Thrombosen, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für den Test. Selbstzahler müssen inklusive Beratung mit etwa 100 Euro rechnen.
 

Grafik: Blutgerinsel (Quelle: imago/Science Photo Library)

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