8.11.16

 

Warum lesen Politiker keine Leserbriefe?

In vielen Zeitungen gibt es mehr oder weniger „Raum für Lesermeinungen“. Die größten Möglichkeiten dazu haben eindeutig die Leser in der kleinformatigen „Krone“, der auflagenstärksten Tageszeitung Österreichs. Großformatige Zeitungen sind nicht immer intelligenter als kleinformatige – auch wenn sie dies überheblicherweise von sich behaupten –, weil sie oft an den Bedürfnissen und Befindlichkeiten der einheimischen Bevölkerung „vorbeischreiben“!
Vielleicht glauben manche „Großformate“, wenn sie z. B. EU-Themen „unkritisch und befürwortend“ uns nahebringen, dass die Leute vielleicht dann derartige Sachen vergessen, wie Demokratiedefizit, Umwelt und Katastrophen, illegale Immigranten und Asylwerber, Teuerungen und Sozialmissbrauch, Kriminalität und Ausdünnung der Polizei oder ganz einfach den Verfassungsbruch bei der Unterzeichnung des Lissabon-Vertrages sowie aus der jüngsten Zeit der von der Bevölkerung unerwünschte CETA-Beitritt usw. Gut, dass es die „Krone“ gibt!
Unter den Zeitungslesern – wie auch in den Reihen der Politiker – gibt es ein Phänomen, dass nämlich viele von ihnen die „Krone“ als Boulevard-Zeitung bezeichnen und daher deren Meinung als minderwertig abqualifizieren – „So eine Zeitung kann man doch nicht lesen!“ Ich denke mir meinen kleinformatigen Teil dazu und frage mich, woher kennen diese Herrschaften eigentlich den Zeitungsinhalt, wenn sie die „Krone“ nicht lesen?

In Krisenzeiten spricht man gerne vom Sparen. Sparen hat nicht nur mit Konsumaufschub, sondern natürlich auch etwas mit Entbehren zu tun. Anscheinend gilt es nur für die „normalen“ Staatsbürger zu sparen, nicht aber für die Politiker! Dass deren Geld auch jemand erarbeiten muss, ist diesen Leuten anscheinend völlig egal. Deren „Events“ (Frei nach dem Sprichwort: „Man soll die Feste feiern, wie sie fallen!“) sind für die meisten Österreicher wie eine schallende Ohrfeige!

Verehrte Politiker, wenn Sie die kritischen Leserbriefe in der „Kronen Zeitung“ vielleicht doch gelesen haben sollten, erzählen Sie bitte den Inhalt an all die anderen weiter, also an jene, die „großformatige“ und „weniger kritische“ Zeitungen bevorzugen. In einigen Leserbriefen der „Krone“ wurde nämlich in der letzten Zeit eine schonungslose Beschreibung der nationalen Missstände und Fakten – aber auch jener in den Gremien der EU – veröffentlicht, und genau das sollte auch unseren Politikern endlich einmal zu denken geben.

Wir brauchen Leute mit Hausverstand und einem Ohr beim Volk. Manchmal würde es schon genügen, wenn unsere Politiker „Das freie Wort“ in der „Krone“ lesen würden! Diese Leserbriefe sollten zur Pflichtlektüre für alle Politiker werden, denn glauben Sie mir, bald schon werden sich die Österreicher nicht nur durch Kritisieren, Jammern und Schimpfen abreagieren.

Mag. Anton Bürger

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