11.6.17

 

Die Betriebsgeräusche des Musizierens

Eine Stunde Zuhören heute in le week-end, bei der unser Ansinnen an die Hörerinnen und Hörer dauernd ist - abgesehen von der Musik selbst - auf das Dahinter, das Daneben, auf das Auch-Noch-Zu-Hörende zu achten, auf das - vor allem - auf ungewünschte Nebengeräusch. Pianisten singen mit, Stühle knarren, das Publikum hustet in Generalpausen, das Publikum brüllt vor Begeisterung ganze Auftritte nieder, Flugzeuge stören open-air-Konzerte, aber schlussendlich verwandeln Künstler diese Störgeräusche sogar in Kunst.
Ein berühmtes Beispiel dafür ist Glenn Gould. Wer genau hineinhört in die Gould'schen Aufnahmen, der vernimmt nicht nur dieses versunkene Mitsingen und Summern sondern manchmal auch ein leises Sesselknarren, Gould spielte ja prinzipiell nur auf einem alten Holzstuhl sitzend, ein Klappstuhl, dem sein Vater die Füße abgesägt hatte. Die Tastatur in Augenhöhe, - Klavierspielen wie ein Hineinkriechen in das Instrument, in die Musik. Glenn Gould ist allerdings nicht der einzige Pianist, der mit den Tönen und Bögen so sehr mitatmet, dass daraus fast schon so etwas wie eine 2te Stimme, ein Begleitgesang wird. Auch bei Keith Jarrett überträgt sich höchste Konzentration und Eintauchen in den Klang direkt auf die Stimmbänder.
Über Betriebsgeräusche von Konzerten weiß auch der Ex-Pianist Alfred Brendel Bescheid, er verpackt seine Erfahrungen allerdings nobel in den Rahmen der Lyrik und thematisiert das Hüsteln und Husten des Konzertpublikums.
Doch Klassikmusiker haben ja eigentlich keine Ahnung, was ein Publikum an Geräusch- und Lärmpegel wirklich beisteuern kann. Wir besuchen die Beatles bei ihrem Auftritt in der Hollywood Bowl 1965. Kein Wunder, dass die vier Herren bald beschlossen, keine Konzerte mehr geben zu wollen, sie hörten sich nämlich auf der Bühne manchmal selbst kaum mehr, vor lauter hysterischem Gekreische der Konzertbesucher. Help!

Ö1
 

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