10.6.17

 

Borrelien, FSME & Co. - Erkrankungsrisiko höher als angenommen



Nicht nur Wanderer, sondern auch Zecken haben derzeit Hochsaison. Letztere lieben Menschenblut. Ihr Stich ist nicht nur lästig, sondern potenziell gefährlich.

70.000 Fälle pro Jahr
Borrelien sind die hierzulande am häufigsten auf den Menschen übertragenen Krankheitserreger. Allerdings wurde diese Gefahr bisher deutlich unterschätzt. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie des Hygieneinstituts der MedUni Wien. Darin wurde festgestellt, dass nicht wie früher berichtet 20 Prozent, sondern sogar 30 Prozent der Zecken mit Borrelien verseucht sind - also um ein Drittel mehr.

Das heißt im Klartext, dass jährlich in Österreich 70.000 Menschen an einer Borreliose erkranken! Wird diese nicht rechtzeitig erkannt, können schwere Erkrankungen wie Gelenksentzündungen, Entzündungen der Nervenwurzeln, der Hirnhäute und Befall des Herzens die Folge sein.

Früherkennung gefragt
Das Erythema migrans, auch Wanderröte, ist ein verlässliches Symptom für eine Borreliose. Dabei handelt es sich um rote, oft kreisförmige Flecken an der Einstichstelle, die bei etwa 80 Prozent der an Borreliose Erkrankten auftreten und sich innerhalb einiger Tage vergrößern können. Aufgrund der zu befürchtenden Folgeerkrankungen wird, wenn ein typisches Erythema migrans auftritt, sofort mit einer Antibiotikatherapie (Borrelien sind Bakterien) begonnen. Diese wirkt umso effizienter, je früher damit begonnen wird. Daher wird empfohlen, nach jedem Spaziergang in der Natur die Haut nach Zecken abzusuchen. Je früher diese entfernt werden, umso besser. Denn die Borrelien erreichen erst nach einigen Stunden aus dem Magen der Zecke die Einstichstelle.

Eine Pinzette genügt
Apropos Zeckenentfernung: Die Zecke sollte mit einer feinen Pinzette möglichst nah an der Haut gefasst und gerade herausgezogen werden. Häufig brechen dennoch die Mundwerkzeuge ab und bleiben in der Haut zurück. Diese sind jedoch völlig ungefährlich. Es stimmt tatsächlich, dass die Verwendung von Klebern, Ölen etc. völlig sinnlos ist.

Borrelienreiches Vorarlberg
Doch zurück zur Verbreitung. Zecken besiedeln mittlerweile weite Teile Europas - vom Süden bis hinauf in skandinavische Permafrost-Regionen. Nun findet man sie auch schon in Höhen von über 2.000 Metern. Die Rate der Borrelien-tragenden Zecken ist österreichweit sehr unterschiedlich. Laut der Wiener Studie wurden sie am häufigsten in Vorarlberg gefunden, am seltensten in Niederösterreich.

FSME - selten bis tödlich
Die Erkrankungszahlen durch FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)-Viren sind seit Einführung der FSME-Impfung auf etwa ein Zehntel zurückgegangen. Diese Infektion ist wesentlich seltener als Borreliose. Der Verlauf kann allerdings mit Befall von Gehirn, Gehirnhäuten und Rückenmark schwer sein und auch - glücklicherweise sehr selten - mit dem Tod enden. Im Gegensatz zur Borreliose ist eine ursächliche Behandlung der FSME nicht möglich. Bei schwerem Krankheitsverlauf werden die Betroffenen auf neurologischen Stationen betreut. Es wird versucht den Zustand zu stabilisieren und Komplikationen zu verhindern. Jedoch steht - anders als bei der Borreliose - eben eine vorbeugende Impfung zur Verfügung.

Viele offene Fragen
Die Forscher des Wiener Hygieneinstituts wollen mit ihrer Studie noch eine Reihe weiterer offener Fragen beantworten. Zum Beispiel, wie viele der von Zecken gestochenen Personen tatsächlich an einer Borreliose erkranken und warum eben jene Menschen und andere nicht. Oder welche Tricks die Krankheitserreger anwenden, um sogar Organe befallen zu können.

Wer an einer Teilnahme interessiert ist und von einer Zecke gestochen wurde, kann sich mit gemeinsam mit Zecke (noch in der Haut oder schon in der Dose) ins Hygieneinstitut Wien begeben. (https://www.meduniwien.ac.at/hp/hai/).

http://oe1.orf.at/player/20170608/475834


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