6.8.17

 

Zum 10. Todestag von Ingmar Bergman

1927 oder 1928 dürfte es gewesen sein, da war unter den Weihnachtsgeschenken im Haus des Stockholmer Pastors Erik Bergman und seiner Frau Karin ein Kinematograph. Eine modernisierte Laterna magica also, mit einem kleinen Schornstein für den Rauch der Petroleumlampe, die als Lichtquelle diente. Kolorierte Bilder, aber auch kurze Filme konnte man damit projizieren.
Als Dag, der ältere der beiden Bergman-Söhne, das Geschenk in Empfang nahm, brach sein Bruder Ingmar in Tränen der Enttäuschung aus: Er tobte unter dem Tisch, schwor bittere Rache, fand dann aber doch eine gewaltlose Methode, an das Objekt der Begierde zu kommen. Er kaufte seinem Bruder den Kinematographen um Zinnsoldaten ab. Weihnachtsfriede gerettet. Fasziniert sah der etwa zehnjährige Ingmar Bergman dann, wie ein Mädchen auf der Wiese die Arme ausbreitete, immer wieder, während er kurbelte und es nach Petroleum roch.
Als "Autodidakt und Dorfgenie" habe er begonnen, sagt Bergman. Er brachte es zum gefragten Regisseur und Theaterdirektor - und wurde ein Filmemacher von Weltruf. Dabei fühlte er sich nach eigener Aussage wie ein Tischler, der Stühle und Tische macht - etwas, was Zuschauer brauchen können.
Als Bergman am 30. Juli 2007 im Alter von 89 Jahren starb, hinterließ er ein umfangreiches filmisches Oeuvre, darunter Meisterwerke wie "Das siebente Siegel", "Wilde Erdbeeren", "Das Schweigen", "Persona", und viele andere. Er war eine Säule des europäischen Autorenfilms, ein nachdenklicher Erforscher der menschlichen Seele und ihrer Suche nach Sinn. Seine Schauspiel-Truppe - etwa Bibi Andersson, Liv Ullmann oder Erland Josephson - spornte er zu Höchstleistungen an. 1997 wurde er in Cannes mit einem Sonderpreis geehrt: mit der "Palme der Palmen".
Die Magie des Kinematographen aber ging nie verloren. "Laterna magica" nannte Bergman seine Autobiografie. "Ich zaubere", sagte er über sein Kinoschaffen, "und ich habe die teuerste und seltsamste Zaubermaschine, die jemals ein Taschenspieler benutzt hat."

Ö1
 

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