25.10.17
In diesem Dorf gibt es keine Armut
Die Miete kostet 15€ und
jeder verdient das gleiche, 1200€
Das Dorf
ist mit seinen 2.800 EinwohnerInnen im Süden von Andalusien ein Dorf
unter vielen anderen. So mag man meinen. Die Unterschiede fallen auf,
wenn man die Arbeitslosenzahlen des Dorfes mit denen der anderen Städte und
Dörfer der Region vergleicht. In Andalusien sind 30 % der Menschen erwerbslos,
in Marinaleda hingegen kein einziger.
In dem Ort ist alles in Genossenschaften organisiert, die zusammenarbeiten und den Menschen einen sicheren Arbeitsplatz verschaffen. Die Geschichte der Genossenschaften ist eine Geschichte des Widerstands, eine Geschichte, die in der heutigen Zeit Mut und Hoffnung spenden kann. Im Jahr 1979 begannen die DorfbewohnerInnen sich für Nutzungsflächen einzusetzen, die damals dem ehemaligen Franco-General El Infantado gehörten. Zwölf Jahre lang blockierten EinwohnerInnen von Marinaleda die Villa des Generals, um die Nutzungsrechte für El Humoso, eine 1.200 Hektar Fläche zu erhalten. Sie blockierten Schienen und Landebahnen auch in umliegenden Städten; sie ließen sich auch nicht von den Schergen des Generals oder Verhaftungen einschüchtern.
In dem Ort ist alles in Genossenschaften organisiert, die zusammenarbeiten und den Menschen einen sicheren Arbeitsplatz verschaffen. Die Geschichte der Genossenschaften ist eine Geschichte des Widerstands, eine Geschichte, die in der heutigen Zeit Mut und Hoffnung spenden kann. Im Jahr 1979 begannen die DorfbewohnerInnen sich für Nutzungsflächen einzusetzen, die damals dem ehemaligen Franco-General El Infantado gehörten. Zwölf Jahre lang blockierten EinwohnerInnen von Marinaleda die Villa des Generals, um die Nutzungsrechte für El Humoso, eine 1.200 Hektar Fläche zu erhalten. Sie blockierten Schienen und Landebahnen auch in umliegenden Städten; sie ließen sich auch nicht von den Schergen des Generals oder Verhaftungen einschüchtern.
Sie
kämpften für ihren Traum von einem Leben ohne Armut, einem Leben in dem alle
Menschen gleich sind. Nach zwölf Jahren, kurz vor der Expo in Sevilla, war
es so weit. Die Politik gab auf, kaufte dem ehemaligen General sein Land ab und
stellte es den Bewohnern des Dorfes zur Verfügung. Wenig später gründeten sie
die Genossenschaft „El Humoso“, die Oliven, Paprika, Saubohnen und Artischocken
anbaut und in der Dosenfabrik des Dorfes abfüllt und verkauft. Die
Genossenschaft erwirtschaftet jährlich fünf Millionen Euro und erzielt dabei
einen Gewinn von 3% und das, ohne Menschen zu entlassen oder anderen
Sozialabbau zu betreiben. Im Dorf verdient jeder das gleiche,
genau 1.200 Euro. Gordillo, der als Bürgermeister von der Region
bezahlt wird und im andalusischen Regionalparlament sitzt, spendet alles, was
er über diese 1.200 Euro einnimmt, ebenfalls. So unterstützt er mit seinen
Spenden NGOs oder die Genossenschaft selbst, die von diesem Geld und von ihrem
Gewinn ihre Produktion verbessert oder das Geld an das Dorf weiterleitet.
Ein Haus für 15 Euro
In
Sevilla werden jeden Tag vier Familien vor die Tür gesetzt, da sie durch den
Verlust ihres Arbeitsplatzes ihre Mieten nicht mehr zahlen können. In
Marinaleda verliert kein einziger Mensch seine Wohnung, da das Dorf gemeinsam mit
der Genossenschaft Wohnraum für alle bezahlbar macht. Was im Dorf angebaut
und wie investiert wird, das entscheiden die Stadtversammlung oder die
Versammlung der Genossenschaftler, je nach Aufgabenbereich. In Marinaleda
entscheiden die BürgerInnen, wann welche Häuser renoviert werden, wie das neue
Altersheim finanziert und vor allem, wie viele neue 15-Euro-Häuser gebaut
werden.
Die
Häuser erwecken Neid in ganz Spanien, denn sie sind das beste Gegenbeispiel für
all jene, die behaupten, dass der Antikapitalismus Utopie ist. Marinaleda
stellt jedem Dorfbewohner und jeder Dorfbewohnerin ein Grundstück zur
Verfügung, gratis. Über ein Programm der andalusischen Regierung wird das
Baumaterial bezuschusst, Architekt und Maurer bezahlt die Dorfgemeinschaft. Die
restlichen Kosten betragen ca. 50.000 Euro, 100.000 Euro weniger als in den
übrigen Gemeinden. Um diesen Betrag abzuzahlen, müssen die Dorfbewohner jeden
Monat 15 Euro entrichten. Durch diesen niedrigen Betrag wird sichergestellt,
dass kein Mensch in Marinaleda in Armut leben muss und dass die Häuser nicht
verkauft, sondern nur vererbt werden. In Marinaleda gilt eine Weisheit, die der
Rest der Welt vergessen zu haben scheint: „Wohnen ist ein Menschenrecht und
keine Ware, mit der Handel betrieben werden kann.”
Auch wenn
es von den SozialdemokratInnen im Dorf Kritik am System gibt, da es zu
undemokratisch sei, obwohl die DorfbewohnerInnen mehr Mitspracherecht haben als
in anderen Gemeinden, ist es ein immenser Fortschritt, wenn die
DorfbewohnerInnen über alle wichtigen Schritte mit entscheiden können. Dies
führt dazu, dass die meisten Menschen im Dorf zufrieden leben, da sie weder
Sozialchauvinismus noch Rassismus ausgesetzt sind und über wirklich
demokratische Rechte verfügen. Gordillo mag eine übermächtige Figur im Dorf
sein, da seine Pläne die Zukunft stark mitgeprägten, doch seine Macht nutzt er
nicht aus.