17.1.18
Verwirrtheit im Alter kann viele Ursachen haben
Bei älteren Menschen treten sowohl in ihrer häuslichen
Umgebung wie auch bei stationären Aufenthalten nicht selten schwer
einzuordnende Verwirrtheitszustände auf. Angehörige und
Betreuungspersonen sind häufig nicht unmittelbar in der Lage, die
Entstehung und Ursachen korrekt einzuordnen. Dass diese Situationen
keine Ausnahmen darstellen, wird durch eine amerikanische Studie belegt,
die nachweist, dass während eines Krankenhausaufenthaltes bei etwa 20
Prozent der über 65-Jährigen Verwirrtheitszustände auftreten.
In der Regel kommt es bei diesen Zuständen zu Störungen der
örtlichen Orientierung und zu einer fehlenden zeitlichen Zuordnung.
Dabei können Unruhezustände mit aggressiven Reaktionen auftreten,
häufiger aber Symptome einer allgemeinen Verlangsamung und Apathie. Bei
akutem Beginn ist die Kenntnis der Lebensgewohnheiten (Alkoholkonsum,
Einnahme von Schlaf-oder Beruhigungsmitteln oder anderer Medikamente)
extrem wichtig. Nicht selten besteht eine erheblich eingeschränkte
Trinkleistung, die eine wesentliche Ursache für den unklaren
Verwirrtheitszustand sein kann.
Erkrankungen, zum Beispiel eine chronische Einschränkung der
Leber- oder Nierenleistung, eine nicht gut eingestellte Zuckererkrankung
oder ein Zustand nach einem Schlaganfall, können durchaus Ursache oder
teilursächlich Auslöser eines Delirs werden. Nicht selten kommt es im
Rahmen bis dahin nicht bekannter Infektionen (Lungenentzündung,
Viruserkrankungen) zur Veränderung in der Medikamenten- und/oder
Flüssigkeitsaufnahme, mit nachfolgender Verschlechterung des
Allgemeinbefindens. Die Entwicklung zu einem ernsten Problem deutet sich
häufig nur mit vermehrter Schläfrigkeit an.
Man rechnet damit, dass etwa 30 bis 60 Prozent der sich
anbahnenden Verwirrtheitszustände nicht ausreichend oder rechtzeitig
erkannt werden. Auch wenn Verwirrtheitszustände im Alter zunehmen, so
ist doch nicht ganz klar, welche Bedeutung der Risikofaktor Alter hat.
Das häufigste Risiko für einen Verwirrtheitszustand ist im
hohen Alter die Demenz. Ein akuter Beginn einer Verwirrtheit spricht
allerdings eher gegen eine dementiell ausgelöste Störung. Mischbilder
zwischen Verwirrtheit und Demenz sind im höheren Alter aber nicht
selten. Fortgeschrittene Tumorerkrankungen können ebenfalls eine Ursache
plötzlicher Verwirrtheitszustände sein. Dieses zum einen durch die
Krankheit, zum anderen aber auch durch eine Überdosierung zum Beispiel
von Schmerz- oder Beruhigungsmedikamenten. Eine bekannte Ursache von
Verwirrtheitszuständen sind Reaktionen auf Medikamente, insbesondere
dann, wenn viele genommen werden müssen.
Im Rahmen von Heimaufenthalten wird in der Regel ein
Flüssigkeitsprotokoll geführt, um ein ausreichendes Angebot
sicherzustellen. Diese Überprüfung findet im häuslichen Bereich meistens
nicht statt, so dass eine ungenügende Flüssigkeitsaufnahme leider nicht
rechtzeitig erkannt wird. Dieses ist einer der Gründe für
Fehleinschätzungen eines Verwirrtheitszutandes als Demenz, obwohl
eigentlich nur das Flüssigkeitsdefizit ausgeglichen werden muss.
Wie verhindert man einen Verwirrtheitszustand? Vorsorge
treffen kann man durch Sicherstellung einer genügenden Flüssigkeits- und
Nahrungszufuhr, ausreichender Bewegung, Prüfung und Sicherstellung der
regelmäßigen Arzneimitteleinnahme, die Schaffung einer ruhigen und
sicheren Umgebung. In der Klinik besteht dann die Möglichkeit
Untersuchungen (EKG und EEG) durchzuführen. Ganz entscheidend ist aber
ebenso der Kontakt der Angehörigen mit der betroffenen Person, um
schnell und ohne Verzögerung eine Diagnose zu ermöglichen zur
Wiedergewinnung der Orientierung.
nwzonline
Verwirrung, Akute Verwirrtheit, Delir, Durchgangssyndrom, Verwirrtheitszustand
Verwirrung oder Verworrenheit bezeichnet eine gestörte räumliche und
zeitliche Orientierung sowie ein unzusammenhängendes Denken. Häufig
bestehen gleichzeitig eine motorische Unruhe, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
sowie eine unklare Sprache. Verwirrung ist ein Symptom, welches in
jedem Fall medizinisch abgeklärt werden muss. Mögliche Ursachen sind
starker Flüssigkeitsmangel, Drogen, Vergiftungen oder Medikamente, Stoffwechselentgleisungen, akute Hirnerkrankungen wie Hirnhautentzündung oder Minderdurchblutung, Demenz oder psychische Störungen.