17.2.18
Den Nerv getroffen
Ohne
Nerven würde in unserem Körper nichts funktionieren. Sie sind für den
Informationsaustausch innerhalb unseres Organismus aber auch für die Reaktion
auf äußere Einflüsse verantwortlich. Hätten wir keine Nerven, könnten wir weder
sprechen, sehen, uns bewegen noch würde unser Stoffwechsel ordentlich arbeiten.
Das
Nervensystem setzt sich aus Nerven- und Gliazellen zusammen. Letztere bilden -
"Glía" kommt aus dem Griechischen und bedeutet Leim - das
Stützgerüst. Man unterscheidet zwischen dem peripheren und dem zentralen
Nervensystem. Wobei diese in ständigem Austausch miteinander stehen. Unser
Gehirn verfügt über ca. 86 Milliarden Nervenzellen.
Gerade
weil unsere Nerven so wichtig sind, kann eine Störung ihrer Funktionsfähigkeit
erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Das reicht von
Epilepsie über Schlaganfälle, Parkinson und Multiple Sklerose bis hin zu
Alzheimer. Aber auch bei bestimmten psychischen Erkrankungen spielen Nerven
eine Rolle. Gerade hier haben sich die frühen Therapien noch äußerst
zweifelhafter Methoden bedient. Von Ovarienpressen, um der sogenannten Hysterie
Herr zu werden, bis zu Lobotomien (chirurgische Eingriffe in das Gehirn) war so
ziemlich alles dabei. Heute ist die Medizin bedeutend weiter. Einige
Krankheiten sind heilbar, andere gut behandelbar oder lassen sich zumindest
verlangsamen.
Auf die
Spur der Nerven haben sich die Menschen schon früh begeben. Der griechische
Naturphilosoph Alkmaion von Kroton entdeckte um 500 vor Christus erstmals den
Sehnerv. Der Arzt Galenos von Pergamon führte dann im 2. Jahrhundert zahlreiche
Autopsien an Tieren durch und beschrieb weitere Nerven. Im 18. Jahrhundert
wurden Nerven als elektrische Leiter des Körpers identifiziert. Während der
italienische Arzt Luigi Galvani noch an Froschschenkeln herumexperimentierte,
versuchte sich sein Neffe Giovanni Aldini Anfang des 19. Jahrhunderts bereits
an der Wiederbelebung hingerichteter Sträflinge durch Stromschläge. Ein Ansatz,
den wenig später auch die Schriftstellerin Mary Shelly in ihrem schaurigen Werk
"Frankenstein" aufgriff.
Den
Nervenkitzel suchen Menschen bis heute. Ob nun in der Geisterbahn, mit
Horrorfilmen oder auch bei riskanten Sport- und Freizeitbeschäftigungen. Wir
Menschen reizen unser Nervensystem gerne.
Literatur:
"Faszinierendes
Gehirn: Eine bebilderte Reise in die Welt der Nervenzellen" von Henning
Beck und Sofia Anastasiadou. 2. Auflage erschienen 2017 im Springer Verlag
"Das
Gehirn: Von der Nervenzelle zur Verhaltenssteuerung" von Richard Thompson.
3. Auflage erschienen 2016 im Springer Verlag
"Multiple
Sclerosis Pathology" von Hans Lassmann. Erschienen im Jänner 2018 in
"Cold Spring Harb Perspect Med."
"Diagnostik
des klinischen und prodromalen idiopathischen Parkinson-Syndroms" von
Heidemarie Zach, Walter Maetzler und Inga Liepelt-Scarfone. Erschienen im April
2017 in "Der Nervenarzt" Nr. 88
"The
neural basis of tool use" von Josef Spatt. Erschienen im Juni 2009 in
"Brain" 132 (Pt 6)
"Das
weite Land der Seele: Über die Psyche einer verrückten Welt" von Georg
Psota und Michael Horowitz. Erschienen 2016 im Residenz Verlag
"Molekulare
Sport- und Leistungsphysiologie: Molekulare, zellbiologische und genetische
Aspekte der körperlichen Leistungsfähigkeit" von Norbert Bachl (Hrsg.).
Erschienen 2018 im Springer Verlag
"Nicht
Ich. Logik Lüge Libido" von Christina von Braun. 6. Auflage erschienen
2003 im Verlag Neue Kritik
"Geschichte
der Psychiatrie" von Burkhart Brückner. 2. Auflage erschienen 2014 im
Psychiatrie Verlag
Links:
"Musiktherapie bei
Parkinson" von Stefan Mainka
"Die Hürden der
Kopftransplantation" von Corinna Hartmann
"Von der Richtstätte auf den Seziertisch: Zur
anatomischen Verwertung von NS-Opfern in Wien, Innsbruck und Graz" (pdf)
von Herwig Czech
"Forschen ohne Skrupel: Die
wissenschaftliche Verwertung von Opfern der NS-Psychiatriemorde in Wien"
(pdf) von Herwig Czech