10.4.18
Leben ohne Mikroplastik
Es gibt viel Plastik in unserem Alltag. In Verpackungen
von Lebensmitteln, Kleidung und Pflegeprodukten - überall steckt Plastik
drin. Wie erkennt man Produkte mit Mikro-Plastik? Welche Alternativen gibt
es? Und wie schafft man es, darauf zu verzichten?
ZDF - WISO
Mikroplastik ist derzeit in aller Munde - im wahrsten
Sinne des Wortes. Es gibt immer mehr Meldungen, dass es in
Nahrungsmitteln wie Meeresfrüchten oder Meersalz, sogar in
Leitungswasser und Bier stecken soll und in allen großen Flüssen
schwimmt. Doch - was ist dieses Mikroplastik eigentlich? Wie
gesundheitsschädlich ist es? Wie gelangt es in unsere Lebensmittel? Und
wie verhindern wir das?
Plastik wird meist nur einmal genutzt
Tagtäglich sind wir umgeben von Plastik. Nahezu alle
Lebensmittel sind darin verpackt, wir tragen Kleidung aus synthetischen
Materialien, fahren in Autos, deren Innenraum aus Kunststoffen besteht.
Die meisten benutzen wir ein einziges Mal, bevor sie im Müll landen. Da
beginnt das Problem.
Plastikmüll, der achtlos weggeworfen oder nicht
richtig entsorgt wird, zerfällt in der Natur zu winzigen
Kunststoffpartikeln kleiner als fünf Millimeter - genannt Mikroplastik.
In unseren Gewässern landen zudem viele winzige Plastikartikel aus
unserem Abwasser, die Produkten bewusst zugegeben wurden. So werden
Kosmetikprodukten wie Duschgel bewusst Kügelchen zugefügt, die dafür
sorgen sollen, dass sie sich besser anfühlen oder reinigen. Ein großer
Teil der Partikel stammt von synthetischen Textilien, die bei jedem
Waschgang hunderttausende Kunstfasern verlieren. Aber auch der Abrieb
von Reifen, der direkt in der Natur landet, ist ein Riesenproblem.
Plastik landet in Nahrungskette
Landet das Mikroplastik in den Gewässern, wird es
dort von immer mehr Lebewesen aufgenommen und gelangt so auch in unserer
Nahrungskette. Auch wenn es bis dato keine Beweise für ein konkretes
Risiko gibt, halten es Wissenschaftler für möglich, dass selbst Menschen
die Partikel aufnehmen und im Gewebe einlagern können. Das ist auch
deshalb problematisch, weil die Kunststoffe nicht nur Substanzen wie
Weichmacher enthalten, sondern wie ein Magnet auf giftige Schadstoffe
wirken.
Wie können wir also verhindern, dass dieses
Mikroplastik in unserem Leben und unseren Lebensmitteln landet? Auch,
wenn es ein globales Problem ist und in anderen Ländern vielleicht mehr
Müll in der Umwelt landet, kann jeder im Kleinen bei sich anfangen,
Plastik im Alltag zu vermeiden.
Plastik im Alltag vermeiden
Das beginnt mit der Frage, ob Gemüse, Käse oder Wurst
wirklich in Plastik verpackt sein müssen oder der Metzger oder Hofladen
um die Ecke vielleicht eine Alternative sind? Ob man statt Saft im
Tetrapack oder in der Einwegflasche nicht auch den Glaskasten schleppen
kann? Und ob man sich den morgendlichen Coffee-to-go auch mal in den
eigenen Becher abfüllen lassen kann, statt täglich einen Einwegbecher
wegzuwerfen. Sprich: Mehrweg statt Einweg.
Viele Billigklamotten, aber auch Sport- und
Fleece-Kleidung verlieren bei jedem Waschgang tausende Kunstfasern, die
die Waschmaschinen (noch) nicht vollständig herausfiltern können. Die
Hersteller und Betreiber von Kläranlagen arbeiten bereits an Lösungen.
Bis es so weit ist, wäre es eine Alternative, öfter mal Textilien aus
Wolle oder Baumwolle zu kaufen. Beides baut sich deutlich schneller ab
als Kunstfasern. Deshalb muss die alte Lieblings-Fleecejacke nicht
gleich in die Altkleidersammlung. Kunstfasertextilien sind oft schon ein
Recyclingprodukt, beispielsweise von recycelten PET-Flaschen.
Naturkosmetik nutzen
Duschgels, Shampoos, Sonnencremes, aber auch Kosmetik
wie Lippenstifte und Puder enthalten oft Plastik in Form flüssiger
Kunststoffe. Bei solchen Produkten ist es relativ einfach, Mikroplastik
auszuschließen, indem man zu Naturkosmetik greift. Inzwischen loben
einige Hersteller sogar extra Produkte "ohne Mikroplastik" aus und
ersetzen es beispielsweise durch Nussschalen. Mithilfe von
Smartphone-Apps wie "Codecheck" erkennen Sie Mikroplastik und andere
problematische Inhaltsstoffe. Einfach den Barcode auf der
Produktverpackung scannen. Hilfreich ist auch der "Einkaufsratgeber Mikroplastik" des Bundes für Umwelt und Naturschutz. Der listet Körperpflege- und Kosmetikprodukte mit Mikroplastik auf.
Last, but not least: Wir Deutschen sind Meister im
Sammeln von Müll - allerdings auch amtierender Europameister in puncto
Verpackungsmüll. Pro Jahr und Kopf fallen bei uns über 220 Kilogramm an.
Umso wichtiger ist es, diese Kunststoffe richtig zu recyceln und nicht
einfach in den Restmüll zu werfen.
ZDF - WISO