18.9.18
Lehman Brothers - Die große Pleite
"Es war der Beginn der schlimmsten Finanzkrise seit dem Zweiten
Weltkrieg", sagt Jean-Claude Trichet, der ehemalige Chef der
Europäischen Zentralbank, heute über den Zusammenbruch der
amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers vor zehn Jahren. Am 15.
September 2008 musste das Bankhaus Insolvenz anmelden. Alle
Rettungsversuche waren gescheitert, und vor allem in Deutschland
verloren viele Kleinanleger ihre Ersparnisse. In der hr-Dokumentation
zum zehnten Jahrestag erinnern sich hochkarätige Gesprächspartner an die
größte Pleite in der Geschichte der Wall Street und ihre Folgen. Es war
ein denkwürdiges Wochenende, das am Freitag, dem 12. September 2008,
seinen Anfang nahm. An diesem Abend lud der amerikanische Finanzminister
Henry Paulson alle Größen der Wall Street in die New Yorker Zentralbank
ein. Das Thema damals: der drohende Absturz von Lehman Brothers,
seinerzeit die viertgrößte Investmentbank der Welt, eine der Säulen der
amerikanischen Finanzwirtschaft. Am Ende stand, nach vielen
Diskussionen, Verhandlungen und eilig konzipierten Rettungsplänen,
letztendlich dennoch die Insolvenz von Lehman Brothers. Damit war ein
bis dahin gültiger Grundsatz der Finanzwirtschaft am Ende: too big to
fail, zu groß, um zu scheitern, hieß es vor dem Lehman-Crash noch, wenn
es darum ging, ob ins Wanken geratene Bankhäuser durch staatliche Hilfe
gestützt werden sollten. Kurz zuvor erst waren in den USA mit den
halbstaatlichen Bankhäusern Fannie Mae und Freddie Mac zwei
Finanzdienstleister mit Steuerzahler-Milliarden gerettet worden. Bei
Lehman Brothers gab es keine Hilfe mehr. Und so erzählt die Pleite auch
viel über die damalige Zeit, über ein Finanzsystem, das außer Kontrolle
geraten war - und über eine Bevölkerung, die in ihrem Vertrauen in
Politik und Eliten zutiefst erschüttert wurde. Der Zusammenbruch des
Bankhauses traf gerade in Deutschland auch viele Menschen, die ihr Geld
in vermeintlich sicheren Zertifikaten angelegt hatten und nun erleben
mussten, wie etwa ihre Altersvorsorge buchstäblich über Nacht verloren
ging. Anlässlich des zehnten Jahrestages blickt die dreißigminütigen
Dokumentation zurück und lässt entscheidende Player, wie etwa
Ex-Lehman-Kommunikationschef Andrew Gowers oder den ehemaligen
Deutschland-Chef von Lehman, Karl Dannenbaum, zu Wort kommen. Der Film
von Carla Röthig rekapituliert zudem das Crash-Wochenende und lässt
viele der damals beteiligten Beobachter, wie etwa den damaligen
Finanzminister Peer Steinbrück oder Jean-Claude Trichet, ihre Eindrücke
der entscheidenden 48 Stunden schildern. Steinbrück erinnert sich: "In
dem Augenblick, wo uns die Nachricht erreicht hat, war allen völlig
glasklar , dass das der Trigger sein könnte für eine
Erschütterungsdynamik." Eine Erschütterungsdynamik, die dennoch nicht so
lehrreich war, wie sie hätte sein sollen? Im Interview mit dem Filmteam
gibt Jean-Claude Trichet zu bedenken: "Es war eine verheerende Mischung
aus fehlendem Durchblick und mangelndem Risikomanagement, das diese
Zeit ausgemacht hat. Ich fürchte allerdings, dass wir nicht alle Lehren
aus unseren Fehlern gezogen haben, die wir zwingend hätten ziehen
müssen." Weiterhin zu Wort kommen in dem Film der ehemalige
Investmentbanker Leonhard "Lenny" Fischer, der grüne Finanzpolitiker
Gerhard Schick sowie betroffene Privatanleger der damaligen
Lehman-Pleite. Wie konnte es so weit kommen, dass der Crash eines
Bankhauses die gesamte Welt in eine Finanzkrise stürzte? Gab es wirklich
keine Anzeichen? Und kann so etwas jederzeit wieder passieren?
hr
Beiträge zum Jahrestag der Lehman-Pleite auf boerse.ARD.de
Wo liegen die Unterschiede zu Europa?
Kommentar: Zehn Jahre nach Lehman
Die Jahrhundert-Pleite
Wie der Lehman-Crash die Welt veränderte "Die Jahrhundert-Pleite" ist ein Film über eine Bank und zugleich über die erschreckenden Mechanismen der Weltwirtschaft. Er zeigt, dass der Glaube an ökonomische Sicherheit eine Illusion ist, und er belegt, dass wie machtlos Regierungen sind.
Was haben wir gelernt?
hr
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