23.1.19
Soziale Ungleichheit – ein globales Problem
Die gute Nachricht: Die Ungleichheit zwischen den Ländern des
globalen Südens und den Ländern des Nordens schrumpft, weil das
Bruttoinlandsprodukt besonders in den Schwellenländern steigt. Die
Schlechte: Weltweit geht die Schere zwischen Reich und Arm in den
einzelnen Ländern immer weiter auseinander. Dabei ist soziale
Ungleichheit kein Naturgesetz. Es gibt sowohl politische als auch
wirtschaftliche Maßnahmen, um Ungleichheit zu bekämpfen.
Steuerprogression und Steuerflucht
Steuerprogression nennt man es, wenn hohe Einkommen mit einem höheren Prozentsatz besteuert werden als niedrige. Steuerprogression ist das wirksamste Mittel zu einer sozialen Umverteilung innerhalb einer Gesellschaft. In vielen Ländern werden Einkommen aus Arbeit jedoch höher besteuert als Einnahmen aus Vermögen wie zum Beispiel Aktienbesitz. So sieht es auch US-Präsident Donald Trumps Steuerreform vor. Damit gibt es eine Umverteilung von unten nach oben statt umgekehrt. Die Schere zwischen Reich und Arm geht weiter auseinander.
Viele Steuern gehen außerdem den einzelnen Staaten durch Steuervermeidung verloren. Die EU-Kommission schätzt, dass die Mitgliedstaaten durch ganz legale Steuertricks der Wohlhabenden und der Großkonzerne zwischen 50 und 70 Milliarden Euro verlieren – jedes Jahr. Eine Rückkehr zur Steuerprogression und zu einem Steuersystem, in dem diejenigen, die am meisten haben, auch am meisten bezahlen, könnte mehr staatliche Investitionen in beispielsweise Bildung und Gesundheit für alle finanzieren.
Verursacherprinzip für Konzerne
Konzerne und Unternehmen arbeiten heute global. Rohstoffe werden dort eingekauft, wo sie am wenigsten kosten, produziert wird in Billiglohnländern, verkauft wird rund um den Globus, je nachdem wo es kaufkräftige Kunden gibt. Den Investoren ist es recht: Was zählt, sind die Börsenkurse und die Dividende. Gewinne werden meist dort versteuert, wo es am günstigsten ist: In den sogenannten Steuerparadiesen. Skandale wie die Panama oder die Paradise Papers sorgten unlängst für Aufsehen.
Die Kosten dieser globalisierten Produktionsketten tragen jedoch Menschen und Umwelt vor Ort. Wenn internationale Fischereiflotten die Meere überfischen und internationale Agrarkonzerne Land aufkaufen und industriell bewirtschaften, werden Existenzen von lokalen Fischern und Kleinbauern vernichtet. Die Kosten für Umweltschäden trägt die Allgemeinheit.
Konzernsteuern am Produktionsort und ein globales Finanzregister, um Steuerflucht und Geldwäsche zu verhindern, könnten Geld für notwendige öffentliche Investitionen sichern. Eine direkte Haftung der Konzerne für Umweltschäden wäre ein Anreiz für umwelt- und klimafreundliche Produktion.
Faire Löhne für eine faire Verteilung
Wenn Großkonzerne drohen, ein Werk oder eine Produktionsstätte in ein anderes Land zu verlagern, weil dort Arbeitskräfte billiger sind, lenken Regierungen oft ein. Forderungen nach Tariflöhnen, nach besserer Arbeitssicherheit oder nach sozialer Absicherung bleiben dann auf der Strecke. Billiglöhne bedeuten für den Einzelnen jedoch Armut und für den Staat einen Verlust von Steuereinnahmen. Damit haben Staaten weniger Geld für öffentliche Investitionen in Infrastruktur, in Bildung oder in Gesundheit. Die Spirale der sozialen Ungleichheit dreht sich immer weiter.
Doch auch für Akteure der Wirtschaft machen Niedriglöhne und soziale Ungleichheit auf längere Sicht die Märkte kaputt. Zwar mag sich billige Arbeitskraft kurzfristig positiv auf die Gewinne eines Unternehmens auswirken, doch längerfristig werden sie verlieren, wenn Betriebe von Protesten, Streiks und Unruhen betroffen sind. Und so lange Arbeitskräfte unterbezahlt werden und von ihrer Arbeit nicht leben können, werden keine neuen Absatzmärkte für eigene oder fremde Produkte entstehen.
Bildung für alle
Überall auf der Welt ist Bildung das Ticket zum sozialen Aufstieg. Mit den Entwicklungszielen der UN-Agenda 2030 haben sich alle UN-Staaten verpflichtet, bis 2030 Bildung für alle einzuführen. Auch für die einzelnen Länder sind nachhaltige Bildungssysteme sinnvoll. Nur so schaffen Menschen und Länder den Anschluss an die digitale Wirtschaft, die "Wirtschaft 4.0".
Denn immer mehr Jobs erfordern eine hohe Bildungskompetenz. Ein gutes Bildungssystem für alle sichert längerfristig qualifizierte und gut bezahlte Jobs, fördert Demokratie und soziale Teilhabe in der Gesellschaft. Bildung für alle stabilisiert durch sozialen Ausgleich die Gesellschaft und macht sie weniger anfällig für Gewalt und soziale Unruhen.
Gleichberechtigung fördern
Ob in reichen oder armen Ländern: Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer und gehören seltener als Männer der politischen oder wirtschaftlichen Elite an. Frauen leisten durch Fürsorge und Pflege weltweit unbezahlte Arbeit im Wert von zehn Billionen US-Dollar im Jahr. Falls die Gleichberechtigung im selben Tempo wie bisher voranschreitet, wird es 217 Jahre dauern, bevor Männer und Frauen das gleiche Einkommen haben.
DW
Steuerprogression und Steuerflucht
Steuerprogression nennt man es, wenn hohe Einkommen mit einem höheren Prozentsatz besteuert werden als niedrige. Steuerprogression ist das wirksamste Mittel zu einer sozialen Umverteilung innerhalb einer Gesellschaft. In vielen Ländern werden Einkommen aus Arbeit jedoch höher besteuert als Einnahmen aus Vermögen wie zum Beispiel Aktienbesitz. So sieht es auch US-Präsident Donald Trumps Steuerreform vor. Damit gibt es eine Umverteilung von unten nach oben statt umgekehrt. Die Schere zwischen Reich und Arm geht weiter auseinander.
Viele Steuern gehen außerdem den einzelnen Staaten durch Steuervermeidung verloren. Die EU-Kommission schätzt, dass die Mitgliedstaaten durch ganz legale Steuertricks der Wohlhabenden und der Großkonzerne zwischen 50 und 70 Milliarden Euro verlieren – jedes Jahr. Eine Rückkehr zur Steuerprogression und zu einem Steuersystem, in dem diejenigen, die am meisten haben, auch am meisten bezahlen, könnte mehr staatliche Investitionen in beispielsweise Bildung und Gesundheit für alle finanzieren.
Verursacherprinzip für Konzerne
Konzerne und Unternehmen arbeiten heute global. Rohstoffe werden dort eingekauft, wo sie am wenigsten kosten, produziert wird in Billiglohnländern, verkauft wird rund um den Globus, je nachdem wo es kaufkräftige Kunden gibt. Den Investoren ist es recht: Was zählt, sind die Börsenkurse und die Dividende. Gewinne werden meist dort versteuert, wo es am günstigsten ist: In den sogenannten Steuerparadiesen. Skandale wie die Panama oder die Paradise Papers sorgten unlängst für Aufsehen.
Die Kosten dieser globalisierten Produktionsketten tragen jedoch Menschen und Umwelt vor Ort. Wenn internationale Fischereiflotten die Meere überfischen und internationale Agrarkonzerne Land aufkaufen und industriell bewirtschaften, werden Existenzen von lokalen Fischern und Kleinbauern vernichtet. Die Kosten für Umweltschäden trägt die Allgemeinheit.
Konzernsteuern am Produktionsort und ein globales Finanzregister, um Steuerflucht und Geldwäsche zu verhindern, könnten Geld für notwendige öffentliche Investitionen sichern. Eine direkte Haftung der Konzerne für Umweltschäden wäre ein Anreiz für umwelt- und klimafreundliche Produktion.
Faire Löhne für eine faire Verteilung
Wenn Großkonzerne drohen, ein Werk oder eine Produktionsstätte in ein anderes Land zu verlagern, weil dort Arbeitskräfte billiger sind, lenken Regierungen oft ein. Forderungen nach Tariflöhnen, nach besserer Arbeitssicherheit oder nach sozialer Absicherung bleiben dann auf der Strecke. Billiglöhne bedeuten für den Einzelnen jedoch Armut und für den Staat einen Verlust von Steuereinnahmen. Damit haben Staaten weniger Geld für öffentliche Investitionen in Infrastruktur, in Bildung oder in Gesundheit. Die Spirale der sozialen Ungleichheit dreht sich immer weiter.
Doch auch für Akteure der Wirtschaft machen Niedriglöhne und soziale Ungleichheit auf längere Sicht die Märkte kaputt. Zwar mag sich billige Arbeitskraft kurzfristig positiv auf die Gewinne eines Unternehmens auswirken, doch längerfristig werden sie verlieren, wenn Betriebe von Protesten, Streiks und Unruhen betroffen sind. Und so lange Arbeitskräfte unterbezahlt werden und von ihrer Arbeit nicht leben können, werden keine neuen Absatzmärkte für eigene oder fremde Produkte entstehen.
Bildung für alle
Überall auf der Welt ist Bildung das Ticket zum sozialen Aufstieg. Mit den Entwicklungszielen der UN-Agenda 2030 haben sich alle UN-Staaten verpflichtet, bis 2030 Bildung für alle einzuführen. Auch für die einzelnen Länder sind nachhaltige Bildungssysteme sinnvoll. Nur so schaffen Menschen und Länder den Anschluss an die digitale Wirtschaft, die "Wirtschaft 4.0".
Denn immer mehr Jobs erfordern eine hohe Bildungskompetenz. Ein gutes Bildungssystem für alle sichert längerfristig qualifizierte und gut bezahlte Jobs, fördert Demokratie und soziale Teilhabe in der Gesellschaft. Bildung für alle stabilisiert durch sozialen Ausgleich die Gesellschaft und macht sie weniger anfällig für Gewalt und soziale Unruhen.
Gleichberechtigung fördern
Ob in reichen oder armen Ländern: Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer und gehören seltener als Männer der politischen oder wirtschaftlichen Elite an. Frauen leisten durch Fürsorge und Pflege weltweit unbezahlte Arbeit im Wert von zehn Billionen US-Dollar im Jahr. Falls die Gleichberechtigung im selben Tempo wie bisher voranschreitet, wird es 217 Jahre dauern, bevor Männer und Frauen das gleiche Einkommen haben.
DW