9.3.19

 

Eine Option für die Keuschheit

An erster Stelle sehe ich in der heutigen Krise die Notwendigkeit einer eindeutigen „Option für die Keuschheit“. Priester sind zur Keuschheit berufen und dazu verpflichtet, sich um die Verwirklichung dieses Ideals zu bemühen. Andernfalls sind sie vom Dienst am Reich Gottes abgelenkt und in ihrem Wirken für das ewige Heil der Seelen unfruchtbar.
Die Kirche sollte angesichts der Missstände zu einer aufrichtigen und entschlossenen Umkehr im Klerus aufrufen und die Dinge beim Namen nennen, angefangen von der Masturbation, über die Affären von Priestern mit Frauen bis hin zur ausgelebten Homosexualität. (…)
Es reicht nicht, sich vom Miss­brauch an Minderjährigen zu distanzieren und dagegen vorzugehen. Dieses Problem nehmen inzwischen ja auch die weltlichen Behörden in die Hand. Nun geht es darum, klare Wege zu weisen, wo die Kirche von der Gesellschaft keine Unterstützung erfährt. Im Gegenteil, was die Homosexualität betrifft, muss sich die Kirche mit ihrer Linie vollkommen gegen den Mainstream stellen. (…)
Gelebte Homosexualität im Klerus macht alle, die sich jemals auf eine intime Beziehung eingelassen haben, voneinander abhängig. Die Betroffenen sind sozusagen in einer Schicksalsgemeinschaft „verbannt“. Sie beginnen, sich gegenseitig zu schützen und natürlich auch zu unterstützen. Dass dadurch Netzwerke entstehen, liegt in der Natur der Sache. (…) Auf dem Weg der Homosexualität nehmen aber auch Kräfte, die außerhalb der Kirche stehen und ihr sogar feindlich gesinnt sind, Einfluss auf die kirchliche Hierarchie. Genau vor dieser Situation steht die Kirche in der heutigen Zeit Und es ist nicht verwunderlich, dass sie in vieler Hinsicht gelähmt ist und fehlgeleitet wird.
Erich Maria Fink

Kirche heute 10/2018

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