29.11.19

 

Dorothee Oberlinger - Königin der Blockflöte

Dorothee Oberlinger gilt vielen als "Königin der Blockflöte". Ihr farbenreiches und hochvirtuoses Spiel hat mit dazu beigetragen, diverse Klischees zu entkräften. 

Sonatori de la Gioiosa Marca, Dorothee Oberlinger | Antonio Vivaldi: Concerto RV 443 in C-Dur


Das Verhör mit Dorothee Oberlinger | SWEET SPOT

 Verhör-Kommissar Clemens Nicol ermittelt gegen die Blockflötistin Dorothee Oberlinger. Wer beim Flöte spielen nicht einmal Luft holen muss, arbeitet mit unlauteren Mitteln, da ist sich der Kommissar sicher. Mit einem speziellen Atmen Test will er die Fake-Luftakrobatin auffliegen lassen. Die weiteren Vorwürfe gegen Dorothee Oberlinger: • Alte Musik Trulla • Zweifelhafte Stil-Ikone • Ferrari Flötistin Ein Vergehen gesteht Dorothee Oberlinger sofort: Sie habe zu viel in der Badewanne geflötet. Ganz schön gefährlich, weil ihre geliebten Flöten dabei kaputt gehen können. Über 100 Instrumente nennt sie ihr Eigen - in allen Lagen, Größen und Farben, als einen "exquisiter Luftfuhrpark", hat das "Die Zeit" so treffend beschrieben. Den Vorwurf der Alten Musik Trulla, weißt sie vehement zurück, auch Zeitgenössisches steht bei ihr regelmäßig auf dem Programm. Was ihr an der Barockmusik so gut gefällt? Es sind die Formen, eine sprechende Musik sei das, eine Musik mit Rhetorik. Im Verhör beweist Dorothee Oberlinger, dass sie sogar Kraftwerk historisch informiert spielen kann. Bei ihrem Konzertpublikum zeigt sie Strenge und geht auch keine Kompromisse ein. Konzerte müssen weder kurz sein, noch in lockerer Umgebung stattfinden. Zeit braucht es um sich mit der Alten Musik auseinanderzusetzen, sie kennen zu lernen mit all ihren Figuren, Instrumenten und Affekten. Ihr Publikum soll verstehen, wenn das gelingt, kann es auch länger als 15 Minuten zuhören, davon ist sie fest überzeugt. Doch sie knickt auch ein bisschen ein, mit manchen Konzertformaten sei sie übers Ziel hinaus geschossen, z.B. im Kölner Kanalsystem, da hat es fürchterlich gestunken, der Notenständer stand in der Kloake und musste anschließend desinfiziert werden. Einen langen Atem beweist die Blockflötistin im speziellen Verhör-Lungentest. Im Konzert und ohne Klammer auf der Nase geht das auch mit Zirkularatmung, dann kann sie stundenlang spielen ohne einzuatmen. Alles Training, sagt sie. Den Vorwurf "Todernste Musikern" schiebt sie ihrem Mann in die Schuhe, der macht die Fotos von ihr und wählt auch die fürs Cover aus. Schlecht beraten, denkt sich Kommissar Clemens. Ihren Look findet er allerdings recht ansprechend. Ganz ungewohnt in der Alten Musik Szene, da tragen doch sonst alle Birkenstock.


Eine kleine Nachtmusik für Blockflöte: Dorothee Oberlingers Night Music beim Beethovenfest Bonn

Bekanntermaßen ist die Improvisation eine der Verbindungslinien zwischen den Genres der Alten Musik und des Jazz und auch sonst in Form der Kadenz eine feste Größe im Wandel der Stile und Jahrhunderte. Genauso überraschend, spielerisch jauchzend, verträumt, besorgt oder lieblich wie der persönliche Ausdruck des Erfundenen kann die Nacht daherkommen, die vielfach Thema in der Kunst ist. Kein Wunder also, dass im Rahmen des Bonner Beethovenfestes und seines Mottos „Mondschein“ Blockflötistin Dorothee Oberlinger Station machte, um ihr Programm Night Music vorzustellen, welches über Standardwerke des Barock mit dem Klassiker Round Midnight von Thelonious Monk endet.

 

Dorothee Oberlinger - Night Music

Mit ihrer neuen Einspielung »Night Music« präsentiert Blockflötistin Dorothee Oberlinger mit den Sonatori de la Gioiosa Marca die verschiedenen faszinierenden Facetten der Nacht mit unterschiedlichsten europäischen Nachtmusiken. Musik von Antonio Vivaldi ist der Ausgangspunkt für die Reise durch die Nacht. Um seine Werke, das Concerto RV 104 »La Notte«, das Concerto RV 270 »Il Riposo« (Die Ruhe), die opulente Eingangssinfonia zu seiner Serenata »La Senna Festeggiante« und dem schattenhaften Concerto in c-moll RV 441 rankt sich Oberlingers raffinierte Dramaturgie – jedem Werk Vivaldis hat sie ein nächtliches Prélude vorangestellt. Zwischen Vivaldis Werken fungieren Lieder, Diminutionen, Motetten, Madrigale, Sommeils und Chaconnen aus Spanien, den Niederlanden, Frankreich, England, Italien, Deutschland und Österreich als Brücken und Zwischenspiele (Hotteterre, Biber, Lully, van Eyck u. a.). So entsteht ein buntes musikalisches Kaleidoskop von ganz unterschiedlichen europäischen Nachtmusiken. Sie erzählen von rauschenden Festen, nächtlichen Liebesdramen und Sehnsüchten, zärtlichen Wiegenliedern, Gespenstern, Nachtvögeln oder der Heiligsten aller Nächte. Dazu gehören Raritäten wie das sephardische Schlaf- und Wiegenlied »Nani Nani« aus dem mittelalterlichen Spanien, ein Lied von Frate Gerardo aus dem Veneto des 16. Jahrhunderts »L’altra nocte m’insomniava«, Ignaz Bibers Ciaconna aus seiner berühmten Nachtwächterserenade oder das zauberhafte »Sommeil«, eine Schlafszene aus Jean-Baptiste Lullys tragédie mis en musique »Atys«. Für ihre Reise durch die Nacht wird Dorothee Oberlinger erneut von der Sonatori de la Gioiosa Marca begleitet – den Spezialisten für das venezianische Repertoire, mit denen sie schon das Bestseller-Album »Flauto Veneziano« eingespielt hat. Eine Besonderheit ist die »Zugabe« am Ende des Albums: Thelonious Monks berühmter zeitloser Jazz-Standard »Round Midnight« in einem Arrangement von Luigi Mangiocavallo (1959*), welcher für die Sonatori entstanden ist, beschließt dieses faszinierende Nacht-Album.  

 

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