Dorothee Oberlinger gilt vielen als "Königin der Blockflöte". Ihr
farbenreiches und hochvirtuoses Spiel hat mit dazu beigetragen, diverse
Klischees zu entkräften.
Verhör-Kommissar Clemens Nicol ermittelt gegen die Blockflötistin
Dorothee Oberlinger. Wer beim Flöte spielen nicht einmal Luft holen
muss, arbeitet mit unlauteren Mitteln, da ist sich der Kommissar sicher.
Mit einem speziellen Atmen Test will er die Fake-Luftakrobatin
auffliegen lassen.
Die weiteren Vorwürfe gegen Dorothee Oberlinger:
• Alte Musik Trulla
• Zweifelhafte Stil-Ikone
• Ferrari Flötistin
Ein Vergehen gesteht Dorothee Oberlinger sofort: Sie habe zu viel in der
Badewanne geflötet. Ganz schön gefährlich, weil ihre geliebten Flöten
dabei kaputt gehen können. Über 100 Instrumente nennt sie ihr Eigen - in
allen Lagen, Größen und Farben, als einen "exquisiter Luftfuhrpark",
hat das "Die Zeit" so treffend beschrieben.
Den Vorwurf der Alten Musik Trulla, weißt sie vehement zurück, auch
Zeitgenössisches steht bei ihr regelmäßig auf dem Programm.
Was ihr an der Barockmusik so gut gefällt? Es sind die Formen, eine
sprechende Musik sei das, eine Musik mit Rhetorik. Im Verhör beweist
Dorothee Oberlinger, dass sie sogar Kraftwerk historisch informiert
spielen kann. Bei ihrem Konzertpublikum zeigt sie Strenge und geht auch
keine Kompromisse ein. Konzerte müssen weder kurz sein, noch in lockerer
Umgebung stattfinden.
Zeit braucht es um sich mit der Alten Musik auseinanderzusetzen, sie
kennen zu lernen mit all ihren Figuren, Instrumenten und Affekten. Ihr
Publikum soll verstehen, wenn das gelingt, kann es auch länger als 15
Minuten zuhören, davon ist sie fest überzeugt.
Doch sie knickt auch ein bisschen ein, mit manchen Konzertformaten sei
sie übers Ziel hinaus geschossen, z.B. im Kölner Kanalsystem, da hat es
fürchterlich gestunken, der Notenständer stand in der Kloake und musste
anschließend desinfiziert werden.
Einen langen Atem beweist die Blockflötistin im speziellen
Verhör-Lungentest. Im Konzert und ohne Klammer auf der Nase geht das
auch mit Zirkularatmung, dann kann sie stundenlang spielen ohne
einzuatmen. Alles Training, sagt sie.
Den Vorwurf "Todernste Musikern" schiebt sie ihrem Mann in die Schuhe,
der macht die Fotos von ihr und wählt auch die fürs Cover aus. Schlecht
beraten, denkt sich Kommissar Clemens. Ihren Look findet er allerdings
recht ansprechend.
Ganz ungewohnt in der Alten Musik Szene, da tragen doch sonst alle
Birkenstock.
Bekanntermaßen ist die Improvisation eine der Verbindungslinien
zwischen den Genres der Alten Musik und des Jazz und auch sonst in Form
der Kadenz eine feste Größe im Wandel der Stile und Jahrhunderte.
Genauso überraschend, spielerisch jauchzend, verträumt, besorgt oder
lieblich wie der persönliche Ausdruck des Erfundenen kann die Nacht
daherkommen, die vielfach Thema in der Kunst ist. Kein Wunder also, dass
im Rahmen des Bonner Beethovenfestes und seines Mottos „Mondschein“ Blockflötistin Dorothee Oberlinger Station machte, um ihr Programm Night Music vorzustellen, welches über Standardwerke des Barock mit dem Klassiker Round Midnight von Thelonious Monk endet.
Mit ihrer neuen Einspielung »Night Music« präsentiert Blockflötistin
Dorothee Oberlinger mit den Sonatori de la Gioiosa Marca die
verschiedenen faszinierenden Facetten der Nacht mit unterschiedlichsten
europäischen Nachtmusiken. Musik von Antonio Vivaldi ist der
Ausgangspunkt für die Reise durch die Nacht. Um seine Werke, das
Concerto RV 104 »La Notte«, das Concerto RV 270 »Il Riposo« (Die Ruhe),
die opulente Eingangssinfonia zu seiner Serenata »La Senna Festeggiante«
und dem schattenhaften Concerto in c-moll RV 441 rankt sich Oberlingers
raffinierte Dramaturgie – jedem Werk Vivaldis hat sie ein nächtliches
Prélude vorangestellt. Zwischen Vivaldis Werken fungieren Lieder,
Diminutionen, Motetten, Madrigale, Sommeils und Chaconnen aus Spanien,
den Niederlanden, Frankreich, England, Italien, Deutschland und
Österreich als Brücken und Zwischenspiele (Hotteterre, Biber, Lully, van
Eyck u. a.). So entsteht ein buntes musikalisches Kaleidoskop von ganz
unterschiedlichen europäischen Nachtmusiken. Sie erzählen von
rauschenden Festen, nächtlichen Liebesdramen und Sehnsüchten, zärtlichen
Wiegenliedern, Gespenstern, Nachtvögeln oder der Heiligsten aller
Nächte. Dazu gehören Raritäten wie das sephardische Schlaf- und
Wiegenlied »Nani Nani« aus dem mittelalterlichen Spanien, ein Lied von
Frate Gerardo aus dem Veneto des 16. Jahrhunderts »L’altra nocte
m’insomniava«, Ignaz Bibers Ciaconna aus seiner berühmten
Nachtwächterserenade oder das zauberhafte »Sommeil«, eine Schlafszene
aus Jean-Baptiste Lullys tragédie mis en musique »Atys«. Für ihre Reise
durch die Nacht wird Dorothee Oberlinger erneut von der Sonatori de la
Gioiosa Marca begleitet – den Spezialisten für das venezianische
Repertoire, mit denen sie schon das Bestseller-Album »Flauto Veneziano«
eingespielt hat. Eine Besonderheit ist die »Zugabe« am Ende des Albums:
Thelonious Monks berühmter zeitloser Jazz-Standard »Round Midnight« in
einem Arrangement von Luigi Mangiocavallo (1959*), welcher für die
Sonatori entstanden ist, beschließt dieses faszinierende Nacht-Album.
# posted by claus_kirche @ 00:30