30.1.09
Gemeinschaft
"Ihr seid ja dreifaltig, ich aber bin so allein!"
Auf diese Art und Weise beklagte die große österreichische Dichterin Christine Lavant ihre Einsamkeitserfahrung.
Je älter sie wurde, umso mehr ist ihr jenes Geschick zuteil geworden, das Millionen von Zeitgenossen als ihr eigenes erleben.
Auf sich selbst zurückgeworfen, in sich selbst verschlossen, eine femina incurvata: eine in sich verkrümmte Frau - und dies trotz aller Sprachkompetenz, trotz aller dichterischen Begabung.
Oder vielleicht gerade deswegen.
Wegen der Gabe der Inspiration!
Die Inspiration der Dichterin gleicht ja letztendlich der Offenbarung.
Die Dichterin ahnt eben die Vollkommenheit, vermag diese aber nicht zu erleben. Deswegen wird sie leiden.
"Ihr seid ja dreifaltig!" - ihr: die vollkommene Liebesgemeinschaft des Vaters, des Sohnes und des Geistes.
Eine Gemeinschaft, in der der Egoismus zu zweit keinen Platz hat und auch nicht der tagtägliche Kampf um Anerkennung, der die Liebespartner zu erbitterten Rivalen und Spiegelbildern ihrer selbst verwandelt.
Die Wahrnehmung der Differenz zwischen dem, was sie in ihrer Inspiration erblickt, und dem, was sie selber erlebt, wird für die Dichterin zur Ursache des Leidens und das Schreiben darüber zum Akt der Erlösung.
Dem zunehmend an seiner Einsamkeit erstickenden Menschen präsentieren sich Gott und seine Kirche als Koinonia: als Gemeinschaft.
Die irische Rockgruppe als Beispiel für Religiosität, die die Grenzen der communio sanctorum, die Grenze der Kirche (selbst der oder gerade der durch das 2. Vatikanische Konzil reformierten Kirche) verlassen hat.
Frei vagabundierende religiöse Sehnsucht, die auch außerhalb der Kirche etwas zutiefst Christliches dokumentiert.
Das zutiefst Christliche: Das ist ja der Glaube, dass das letzte Geheimnis der Wirklichkeit eine Beziehung ist.
"Deus caritas est", schrieb schon lange vor Benedikt XVI. Johannes in seinem Brief.
Und dieser ist im Neuen Testament zu finden und nicht in einer gnostischen Bibliothek, wo er entdeckt und dem sensationsgeilen Publikum zum Fraß vorgeworfen werden muss.
Das letzte Geheimnis der Wirklichkeit ist "Beziehung", und wir alle haben Anteil daran, sind ein "Part of the Story", ein Teil der Geschichte.
Weil Gott Mensch wurde.
Weil also die Beziehung bodenständig wurde in Jesus Christus und in jedem Menschen.
Humilitas Gottes: Bodenständigkeit Gottes bringt es mit sich, dass sich Gott auf dem Gesicht eines jeden von uns widerspiegelt.
"Jedem seinen eigenen Gott, seinen eigenen Himmel und auch seinen eigenen Weg dorthin!"
"Ihr alle seid ja Götter", ruft uns die popular culture zu und macht sich wenig Gedanken darüber, woher man bei so vielen Göttern noch Anbeter nehmen soll.
Rivalität, Neid, Aufstieg und Fall strukturieren unseren Alltag, und wir alle machen aus der Not die Tugend.
Wie die Dichterin ersticken auch wir an der Einsamkeit.
Nur: wir klagen nicht darüber.
Dafür klagen wir an, jagen die Sündenböcke und verdrängen, dass wir doch nur eines brauchen: Jemanden, der herabsteigt auf unsere Augenhöhe und uns in die Gemeinschaft mitnimmt.
Jozef Niewiadomski, kath. Universität Innsbruck
Auf diese Art und Weise beklagte die große österreichische Dichterin Christine Lavant ihre Einsamkeitserfahrung.
Je älter sie wurde, umso mehr ist ihr jenes Geschick zuteil geworden, das Millionen von Zeitgenossen als ihr eigenes erleben.
Auf sich selbst zurückgeworfen, in sich selbst verschlossen, eine femina incurvata: eine in sich verkrümmte Frau - und dies trotz aller Sprachkompetenz, trotz aller dichterischen Begabung.
Oder vielleicht gerade deswegen.
Wegen der Gabe der Inspiration!
Die Inspiration der Dichterin gleicht ja letztendlich der Offenbarung.
Die Dichterin ahnt eben die Vollkommenheit, vermag diese aber nicht zu erleben. Deswegen wird sie leiden.
"Ihr seid ja dreifaltig!" - ihr: die vollkommene Liebesgemeinschaft des Vaters, des Sohnes und des Geistes.
Eine Gemeinschaft, in der der Egoismus zu zweit keinen Platz hat und auch nicht der tagtägliche Kampf um Anerkennung, der die Liebespartner zu erbitterten Rivalen und Spiegelbildern ihrer selbst verwandelt.
Die Wahrnehmung der Differenz zwischen dem, was sie in ihrer Inspiration erblickt, und dem, was sie selber erlebt, wird für die Dichterin zur Ursache des Leidens und das Schreiben darüber zum Akt der Erlösung.
Dem zunehmend an seiner Einsamkeit erstickenden Menschen präsentieren sich Gott und seine Kirche als Koinonia: als Gemeinschaft.
Die irische Rockgruppe als Beispiel für Religiosität, die die Grenzen der communio sanctorum, die Grenze der Kirche (selbst der oder gerade der durch das 2. Vatikanische Konzil reformierten Kirche) verlassen hat.
Frei vagabundierende religiöse Sehnsucht, die auch außerhalb der Kirche etwas zutiefst Christliches dokumentiert.
Das zutiefst Christliche: Das ist ja der Glaube, dass das letzte Geheimnis der Wirklichkeit eine Beziehung ist.
"Deus caritas est", schrieb schon lange vor Benedikt XVI. Johannes in seinem Brief.
Und dieser ist im Neuen Testament zu finden und nicht in einer gnostischen Bibliothek, wo er entdeckt und dem sensationsgeilen Publikum zum Fraß vorgeworfen werden muss.
Das letzte Geheimnis der Wirklichkeit ist "Beziehung", und wir alle haben Anteil daran, sind ein "Part of the Story", ein Teil der Geschichte.
Weil Gott Mensch wurde.
Weil also die Beziehung bodenständig wurde in Jesus Christus und in jedem Menschen.
Humilitas Gottes: Bodenständigkeit Gottes bringt es mit sich, dass sich Gott auf dem Gesicht eines jeden von uns widerspiegelt.
"Jedem seinen eigenen Gott, seinen eigenen Himmel und auch seinen eigenen Weg dorthin!"
"Ihr alle seid ja Götter", ruft uns die popular culture zu und macht sich wenig Gedanken darüber, woher man bei so vielen Göttern noch Anbeter nehmen soll.
Rivalität, Neid, Aufstieg und Fall strukturieren unseren Alltag, und wir alle machen aus der Not die Tugend.
Wie die Dichterin ersticken auch wir an der Einsamkeit.
Nur: wir klagen nicht darüber.
Dafür klagen wir an, jagen die Sündenböcke und verdrängen, dass wir doch nur eines brauchen: Jemanden, der herabsteigt auf unsere Augenhöhe und uns in die Gemeinschaft mitnimmt.
Jozef Niewiadomski, kath. Universität Innsbruck
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