21.3.11

 

Katastrophe von Fukushima

Angesichts der Katastrophe von Fukushima muss ich dieser Tage immer wieder an meinen verstorbenen Freund Max Thürkauf (†1993) denken. Er war Chemiker an der Universität Basel. Seine Kritik "an der technologischen Maßlosigkeit unserer Zeit" kostete ihm seinen Lehrstuhl. Seine Warnungen über die Gefahren selbst der friedlichen Nutzung der Atomenergie verhallten unbeachtet. Wie prophetisch klingen heute seine Worte!

"Die Atomkraftwerke sind die Spitze einer Entwicklung, gewissermaßen die Spitze eines Eisbergs, der aus dem Meer der technologischen Maßlosigkeiten unserer Zeit herausragt – als ein Mahnmal". Und Thürkauf weiter: "Die Technologie der Atomindustrie ist die sicherste der Welt", so wurde immer wieder gesagt, "aber keine Maschine ist sicherer, als die Menschen, die sie bauen und betreiben".

Seit Tschernobyl und Fukushima wissen wir, dass auch das Unmögliche geschehen kann. Die Atomenergie, sagte Thürkauf weiter, ist ein "Feuer, das durch nichts gelöscht werden kann – schon gar nicht durch Zudrehen eines Hahns"... "Keine Materie vermag das Feuer zu löschen, das tausendmal heller als die Sonne brennt, die künstliche Radioaktivität". … "Die Wissenschaft kennt aber keine Mittel, um die künstlich erzeugte Radioaktivität wieder aus der Welt zu schaffen" (1984).

Armes, leidgeprüftes Japan! 1945 die beiden ersten Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Und nun, 2011, Fukushima. Es lehrt, dass auch die friedliche Nutzung der Atomenergie letztlich nicht beherrschbar ist. Den Preis für diese Einsicht müssen jetzt viele Menschen in Japan zahlen. Es ist höchste Zeit, umzudenken!

Kardinal Christoph Schönborn, Wien


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