27.6.15
Wir optimieren uns kaputt
Der Drang zur Nutzenmaximierung ist überall zu spüren. "Das Streben nach
Perfektionierung ist zum kategorischen Imperativ des 21. Jahrhunderts
geworden", schreibt Klaus Werle im Buch "Die Perfektionierer".
Offensichtlichere Gründe liegen in der Wirtschaftsentwicklung. "Der globale Wettbewerb seit den 1990ern hat die Arbeitsanforderungen hochgeschraubt. Die fortschreitende Digitalisierung beschleunigt den Arbeitsalltag", sagt die Wiener Arbeitspsychologin Sandra Weiss. Der Grund für den Effizienzdruck ist zudem laut Weiss schlicht die Angst vor dem Untergang. Das führe zu einem spannenden psychologischen Effekt: "Auch Firmen in stabilen Bereichen bauen Mitarbeiter ab. Das Topmanagement hat das Gefühl, wegen der Veränderungen in der Wirtschaft handeln zu müssen."
Die Folge ist: Weniger Leute machen mehr Arbeit. Die Fristen werden kürzer. Wo man sich früher auf ein Projekt konzentrieren konnte,arbeitet man heute an dreien parallel. Die Mitarbeiter laufen auf Hochtouren – und laufen dabei ins Leere, wie der Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich zeigt. Immer mehr Arbeitnehmer nehmen Psychopharmaka, um dem Druck in der Arbeit stand halten zu können. Jede zweite Führungskraft in Österreich gibt an, häufig gestresst zu sein, berichtet der aktuelle Hernstein Managementreport.
Gegen den steigenden Druck könne der Mitarbeiter nicht viel tun, hier sei die Führungsriege gefragt, sagt Weiss. "Das Bestreben von uns Arbeitspsychologen ist: Die nötige Sensibilisierung muss ganz oben stattfinden. Die Unternehmen müssen mehr in betriebliche Gesundheit investieren."
Optimierung kann andererseits auch die Lösung sein. Lean Management hilft, Arbeitsabläufe zu standardisieren und zu beschleunigen und die Mitarbeiter bei Routinetätigkeiten zu entlasten. Philipp Zwirn, Senior Manager bei der Syngroup, berät Unternehmen hinsichtlich Effizienzsteigerung. "Hier geht es nicht darum, Mitarbeiter zu überfordern, sondern Doppelarbeit und Leerzeiten zu reduzieren. Dadurch kann man Druck herausnehmen." Die Syngroup bindet alle Mitarbeiter im Prozess zur Effizienzsteigerung ein, "das betrifft alle, vom Vorstand bis zum Facharbeiter." Nicht nur in der verarbeitenden Industrie lässt sich Lean Management gut umsetzen, sagt Philipp Zwirn: "Auch in der Administration. Dort wird viel Doppelarbeit durch mangelnde Kommunikation gemacht."
Auch wenn die Anforderungen hoch bleiben, kann der Einzelne Druck abwenden, sagt Sandra Weiss: "Man muss einschätzen: Welche Leistung kann ich realistisch bringen, ohne mich selbst auszubeuten?" Wichtig sei, die eigenen Grenzen zu ziehen, mal Nein zu sagen und den fordernden Vorgesetzten darüber zu informieren, dass man gerade wichtige Aufgaben erledigen muss.
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Offensichtlichere Gründe liegen in der Wirtschaftsentwicklung. "Der globale Wettbewerb seit den 1990ern hat die Arbeitsanforderungen hochgeschraubt. Die fortschreitende Digitalisierung beschleunigt den Arbeitsalltag", sagt die Wiener Arbeitspsychologin Sandra Weiss. Der Grund für den Effizienzdruck ist zudem laut Weiss schlicht die Angst vor dem Untergang. Das führe zu einem spannenden psychologischen Effekt: "Auch Firmen in stabilen Bereichen bauen Mitarbeiter ab. Das Topmanagement hat das Gefühl, wegen der Veränderungen in der Wirtschaft handeln zu müssen."
Die Folge ist: Weniger Leute machen mehr Arbeit. Die Fristen werden kürzer. Wo man sich früher auf ein Projekt konzentrieren konnte,arbeitet man heute an dreien parallel. Die Mitarbeiter laufen auf Hochtouren – und laufen dabei ins Leere, wie der Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich zeigt. Immer mehr Arbeitnehmer nehmen Psychopharmaka, um dem Druck in der Arbeit stand halten zu können. Jede zweite Führungskraft in Österreich gibt an, häufig gestresst zu sein, berichtet der aktuelle Hernstein Managementreport.
Gegen den steigenden Druck könne der Mitarbeiter nicht viel tun, hier sei die Führungsriege gefragt, sagt Weiss. "Das Bestreben von uns Arbeitspsychologen ist: Die nötige Sensibilisierung muss ganz oben stattfinden. Die Unternehmen müssen mehr in betriebliche Gesundheit investieren."
Optimierung kann andererseits auch die Lösung sein. Lean Management hilft, Arbeitsabläufe zu standardisieren und zu beschleunigen und die Mitarbeiter bei Routinetätigkeiten zu entlasten. Philipp Zwirn, Senior Manager bei der Syngroup, berät Unternehmen hinsichtlich Effizienzsteigerung. "Hier geht es nicht darum, Mitarbeiter zu überfordern, sondern Doppelarbeit und Leerzeiten zu reduzieren. Dadurch kann man Druck herausnehmen." Die Syngroup bindet alle Mitarbeiter im Prozess zur Effizienzsteigerung ein, "das betrifft alle, vom Vorstand bis zum Facharbeiter." Nicht nur in der verarbeitenden Industrie lässt sich Lean Management gut umsetzen, sagt Philipp Zwirn: "Auch in der Administration. Dort wird viel Doppelarbeit durch mangelnde Kommunikation gemacht."
Auch wenn die Anforderungen hoch bleiben, kann der Einzelne Druck abwenden, sagt Sandra Weiss: "Man muss einschätzen: Welche Leistung kann ich realistisch bringen, ohne mich selbst auszubeuten?" Wichtig sei, die eigenen Grenzen zu ziehen, mal Nein zu sagen und den fordernden Vorgesetzten darüber zu informieren, dass man gerade wichtige Aufgaben erledigen muss.
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