Jeder zweite Erwachsene in Deutschland ist übergewichtig. Bei
Kindern und Jugendlichen sind es bereits rund 15 Prozent. „Die Zahlen
sind alarmierend“, sagt Prof. Martin von Bergen, Leiter des Departments
Molekulare Systembiologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
(UFZ). „Denn mit jedem Kilo, das zu viel ist, erhöht sich das
Gesundheitsrisiko für Herzkreislauferkrankungen, Gelenkschäden,
chronische Entzündungen und Krebs. Und die Zahl der Menschen mit
Übergewicht steigt weltweit stetig an.“ Für die Entwicklung von
Übergewicht gibt es viele Ursachen: Neben falschen
Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel spielen sicherlich auch
genetische Faktoren eine Rolle. Aber auch bestimmte Umweltschadstoffe –
zum Beispiel Phthalate – können für die Entwicklung von Übergewicht
mitverantwortlich sein. „In epidemiologischen Studien wurden bereits
ernstzunehmende Zusammenhänge zwischen erhöhten Phthalat-Konzentrationen
im menschlichen Körper und der Entwicklung von Übergewicht nachgewiesen
und sollten deswegen weitergehend mechanistisch untersucht werden“,
sagt von Bergen.
In der Kunststoffverarbeitung werden Phthalate als Weichmacher
eingesetzt, um Kunststoffe weich, biegsam oder dehnbar zu machen. Unter
bestimmten Bedingungen können Phthalate aber auch aus dem Material
austreten und über die Nahrung in unseren Körper aufgenommen werden. Bei
Lebensmittelverpackungen treten Phthalate insbesondere in fetthaltige
Produkte über, beispielsweise in Käse oder Wurst. Von Bergen: „Bislang
ist kaum etwas darüber bekannt, wie genau Phthalate im Körper wirken,
und wie sie Einfluss auf das Körpergewicht nehmen können – und genau da
wollten wir mit unserer Studie ansetzen.“
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