7.1.16

 

Reichtum der Quandts und Moral

Dieser Film dürfte zu den absoluten Spitzenleistungen des deutschen Journalismus gehören, denn er gewährt erstens Einblicke, di von deutschen Medien ansonsten meist verwehrt werden, die aber sehr gut verdeutlichen, dass es eine Legende ist, dass man industrielle Milliardenvermögen aufbauen kann, ohne die Moral aufzugeben, und dass man die Nase dabei desto weiter vorn hat, je mehr man erstens bereit ist, aus Not und Elend anderer Kapital zu schlagen, und je besser man es zweitens versteht, in der jeweils herrschenden Politik mitzumischen bzw. die jeweils politisch wichtigsten Personen zu seinen eigenen Erfüllungsgehilfen zu machen. Weiterhin gibt der Film erschreckende Einblicke darin, welches ungeheure Interesse der deutsche Staat und in besonderen Fällen auch die westlichen Sieger hatten, Naziverbrecher vor Strafverfolgung zu schützen und ihnen einen glatten Einstieg in die BRD-Zeit zu ermöglichen.

Großvater Qandt erzielte erste bedeutende Gewinne beim Aufbau seines Imperiums, als Millionen in Deutschland nicht wussten, wie sie ihre Kinder und sich selbst satt bekommen sollten - in der Inflationszeit nach dem 1. Weltkrieg. Für "Appel und Ei" kaufte er Betriebe auf, die in der Krise angeschlagen waren, und machte dann etwas daraus. Anzunehmen ist, dass er es schon damals verstand, aufgrund von politischem Einfluss krisensichere Geschäfte zu machen, z.B. durch Belieferung staatlicher Einrichtungen.

Großvater und Vater Quandt nutzten die Zeit des Naziterrors, um ihr Imperium in unvorstellbarer weise auszubauen: Betriebseigene Konzentrationslager gehörten dazu. wobei vorausschauend mit erheblichen Todeszahlen unter den Zwangsarbeitern gerechnet wurde, überlebende Zwangsarbeiter der Quandts berichten von schaurigsten Zuständen, und natürlich war es die Waffenproduktion, die den Quandts in der Nazizeit ungebremstes Wirtschaftswachstum ermöglichte, und auch die "Arisierung" jüdischer Betriebe spielte offensichtlich eine Rolle.

Dass die Quandts in Nürnberg an einem Prozess vorbei kamen, lag daran, dass die Briten die Beweise in den Händen hielten - und sie nicht herausgaben. Stattdessen ließen sie ihre Besatzungsarmee von Großvater Quandt beliefern. Ein deutscher Staatsanwalt, der gegen Quandt ermittelte, wurde von seinen Vorgesetzten abgeschossen.

So herausragend protegiert, ging Großvater Quandt dann noch einen Schritt weiter: Er stellte sich als Opfer der Verfolgung im Nationalsozialismus dar.

Kein Horrorfilm kann besser sein als der Arte-Beitrag, und man denkt plötzlich sehr besorgt darüber nach, was es bedeute, dass die heutige Haupterbin, Quandt Tochter Susanne Klatten, regelmäßig an Kaffee-Runden mit Kanzlerin Angela Merkel teilnimmt.

Man fragt sich aber auch, ob der durch den Euro bedingte wirtschaftliche Untergang in den südeuropäischen Länder nicht von denen gewollt sei, die sich mit Angela Merkel zu Kaffee-Runden treffen: Der Arte-Beitrag verdeutlicht hervorragend, dass Reichtum der Reichen in solchen Zeiten außergewöhnlich wächst, in denen es dem Normalvolk äußerst dreckig geht. Auch Hartz-IV kommt ja aus dem Hause des deutschen Großkapitals, wurde von den Lakaien des Großkapitals Gerhard Schröder und Joschka Fischer mit härtesten Methoden durch das Parlament gepeitscht - und stürzte nicht nur Millionen ins Elend, sondern machte und macht die wirklich Reichen auch in enormem Maße reicher.

Dipl.-Kfm. Winfried Sobottka, http://die-volkszeitung.de

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