4.5.16
Das Kapital, die Arbeit und die Menschenwürde
Ain´t got time to die - Die Arbeit und die Sklaverei
Dieses Lied war ein Lied der Sklaven. Ein Lied, das später zur Vorlage vieler Jazz-Songs wurde. Ein Lied, das sie sangen während der monotonen Arbeit auf den Baumwollplantagen der Südstaaten. Keep so busy serving my massa, aint got time to die. Nicht einmal fürs Sterben ist Zeit, so hart wird für den Meister gearbeitet. So rollten die Melodien über die drückende Schwüle der Felder. Heute sind es nicht vier Millionen Sklaven sondern mehr als eine Milliarde auf der ganzen Welt, die so singen könnten. Ain't got time to die in Indien, Bangladesh, China. Ain't got time to die in Indonesien, auf den Philippinen, in Brasilien. Johannes Paul II sprach schon vor 25 Jahren über sie. Er prangerte Regionen an, wo Zitat: "noch die Regeln des Kapitalismus der Gründerzeit mit einer Erbarmungslosigkeit herrschen, die jener der finstersten Jahre der ersten Industrialisierungsphase in nichts nachsteht."
Ja so ist das noch immer: Die Arbeiter sind die Ressource. Ressourcen braucht man, um sie zu verbrauchen. Wenn wir unsere T-Shirts und Jeans kaufen, billig, billig, billig, dann kaufen wir diese verbrauchten Leben mit. Und wir schmeißen sie dann für neue Kleider wieder weg.
Immer das gleiche Gejammer, sagen jetzt die Realisten über die sogenannten Naiven. Ja sicher, wir jammern. Aber nicht nur um die Opfer. Auch um ein plumpes System, das für unseren Reichtum die Lohnsklaverei des 19. Jahrhunderts in die Zeitmaschine verfrachtet und im 21. Jahrhundert wiedereröffnet hat, in den asiatischen Kellergewölben der Globalisierung. Man kann auch um die schlauen Realisten weinen, denen weisgemacht werden kann, es handle sich da um einen "zivilisatorischen Aufholprozess". Aufgeholt wird da nichts, es wird Zivilisation abgestreift im Namen von Produktivität, Output, und Lohnstückkosten. Und es liegt an diesem Rückschritt statt Fortschritt, dass sie auch heute wieder singen müssen, ain´t got time to die.
Oliver Tanzer, Autor und Leiter des Wirtschaftsressorts der "Furche".
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Dieses Lied war ein Lied der Sklaven. Ein Lied, das später zur Vorlage vieler Jazz-Songs wurde. Ein Lied, das sie sangen während der monotonen Arbeit auf den Baumwollplantagen der Südstaaten. Keep so busy serving my massa, aint got time to die. Nicht einmal fürs Sterben ist Zeit, so hart wird für den Meister gearbeitet. So rollten die Melodien über die drückende Schwüle der Felder. Heute sind es nicht vier Millionen Sklaven sondern mehr als eine Milliarde auf der ganzen Welt, die so singen könnten. Ain't got time to die in Indien, Bangladesh, China. Ain't got time to die in Indonesien, auf den Philippinen, in Brasilien. Johannes Paul II sprach schon vor 25 Jahren über sie. Er prangerte Regionen an, wo Zitat: "noch die Regeln des Kapitalismus der Gründerzeit mit einer Erbarmungslosigkeit herrschen, die jener der finstersten Jahre der ersten Industrialisierungsphase in nichts nachsteht."
Ja so ist das noch immer: Die Arbeiter sind die Ressource. Ressourcen braucht man, um sie zu verbrauchen. Wenn wir unsere T-Shirts und Jeans kaufen, billig, billig, billig, dann kaufen wir diese verbrauchten Leben mit. Und wir schmeißen sie dann für neue Kleider wieder weg.
Immer das gleiche Gejammer, sagen jetzt die Realisten über die sogenannten Naiven. Ja sicher, wir jammern. Aber nicht nur um die Opfer. Auch um ein plumpes System, das für unseren Reichtum die Lohnsklaverei des 19. Jahrhunderts in die Zeitmaschine verfrachtet und im 21. Jahrhundert wiedereröffnet hat, in den asiatischen Kellergewölben der Globalisierung. Man kann auch um die schlauen Realisten weinen, denen weisgemacht werden kann, es handle sich da um einen "zivilisatorischen Aufholprozess". Aufgeholt wird da nichts, es wird Zivilisation abgestreift im Namen von Produktivität, Output, und Lohnstückkosten. Und es liegt an diesem Rückschritt statt Fortschritt, dass sie auch heute wieder singen müssen, ain´t got time to die.
Oliver Tanzer, Autor und Leiter des Wirtschaftsressorts der "Furche".
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