24.6.16

 

Stadtnatur – Grüne Klimaanlagen für Lebensqualität und Klimaschutz

  • Klimawandel ist in Städten besonders deutlich zu spüren
  • Stadtnatur:
  • ist eine effektive Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel und zum Klimaschutz
  • erhöht die Lebensqualität
  • muss als grüne Infrastruktur verstärkt gefördert werden
Der Klimawandel wirkt sich in Städten besonders deutlich aus. Viele Menschen leiden unter der zunehmenden Hitzebelastung im Sommer oder unter den sich häufenden Starkregenereignissen. Die positive Nachricht ist: Stadtgrün kann einer Überhitzung der Städte effektiv entgegenwirken. "Stadtbäume, Fassaden- und Dachbegrünungen tragen durch Verschattung, Isolierung und Verdunstungseffekte zur Abkühlung bei. Urbanes Grün macht unsere Städte widerstandsfähiger gegen den Klimawandel und gleichzeitig attraktiv und lebenswert. Stadtnatur muss daher als grüne Infrastruktur verstärkt gefördert und ,ausgebaut' werden", sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel zur Eröffnung einer vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) veranstalteten internationalen Fachkonferenz in Bonn. Solche positiven Beiträge von städtischem Grün zur Energieeinsparung - und somit zum Klimaschutz - konnten beispielsweise an einer Grünfassade in Wien nachgewiesen werden: Die sommerliche Verdunstung der Pflanzen an der 850 Quadratmeter großen Fassade entspricht einer Kühlleistung von etwa 45 Klimaanlagen. Auch minderte sich der winterliche Wärmeverlust des Gebäudes um 50 Prozent. Gleichzeitig trägt Stadtgrün zur Anpassung an den Klimawandel bei. "Parks fungieren als ,grüne Lunge'. Offene Grünflächen und -schneisen sorgen als Frischluftentstehungsgebiete für eine verbesserte Luftqualität. Sie filtern Luftschadstoffe und (Fein-)Staub aus und leiten Kaltluft aus dem Umland in die Stadtzentren", so Beate Jessel.

Nach Ansicht von Experten erfüllt die städtische Natur über die Beiträge zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel hinaus noch vielfältige weitere Funktionen: Luftreinhaltung und Lärmminderung, Nutzung zur Naherholung, Sport und Naturerfahrung/Umweltbildung sowie die Unterstützung der psychischen und körperlichen Gesundheit. "Sie fördert das nachbarschaftliche Miteinander und die Integration sozialer und kultureller Milieus, sowie die ortsnahe Produktion von Lebensmitteln, wie die vielen neuen Initiativen unter anderem der ,urban-gardening' Bewegung zeigen. Natur spielt eine große Rolle bei der Bewertung der Attraktivität einer Stadt und wirkt sich als Standortfaktor positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Insgesamt erhöhen sich durch mehr Grün in der Stadt die Lebensqualität und das Wohlbefinden", sagte Professorin Jessel. In einem derzeit vom BfN durchgeführten Forschungsprojekt "Naturkapital Deutschland" werden unter anderem diese sogenannten Ökosystemleistungen der Stadtnatur systematisiert und qualitativ sowie monetär bewertet. Die besondere Bedeutung des Stadtgrüns wurde auch im Grünbuch des Bundesumweltministeriums beschrieben, dem sich unter Beteiligung des BfN derzeit die Erarbeitung des Weißbuches "Grün in der Stadt" anschließt. Es soll im Frühjahr 2017 vorgestellt werden und Handlungsempfehlungen und Möglichkeiten der Umsetzung enthalten.
Hintergrund 
Rund drei Viertel aller Europäer leben mittlerweile in Städten - Tendenz steigend. In Deutschland leben etwa 60 Prozent der Einwohner in mittelgroßen und großen Städten. Da sich Städte aufgrund ihrer dichten Bebauung und hohen Flächenversiegelung schneller aufheizen und langsamer abkühlen, und es zudem einen geringeren Luftaustausch gibt, kommt es in vielen Innenstädten zu einer deutlichen Temperaturerhöhung gegenüber dem Umland. Diese kann nachts bis zu elf Grad Celsius betragen. Im Zuge des Klimawandels wird nicht nur dieser "Wärmeinseleffekt" verstärkt, sondern es werden auch Extremereignisse wie beispielsweise Hitzewellen zunehmen, die zu erhöhten Gesundheitsgefährdungen führen können. Darüber hinaus wird in Städten sowohl das Schadensrisiko durch Starkregenereignisse als auch durch Hochwässer steigen.
Konferenz "Nature-based solutions to climate change in urban areas and their rural surroundings"

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