26.7.16
Bioinformatik
Wer versucht, das Geheimnis des Lebens zu entschlüsseln, wird um eine
Disziplin nicht herum kommen, die in den letzten Jahren einen
unglaublichen Boom erlebt hat: die Bioinformatik.
Es gibt noch unglaublich viele Fragen, die wir nicht beantworten können.
Und vor allem gibt es noch unglaublich viele Fragen, die wir noch gar
nicht kennen. Viele der spannendsten Fragen in der Biologie sind in der
letzten Zeit überhaupt erst aufgetaucht, weil es die Bioinformatik gibt.
Wir lernen jeden Tag etwas Neues über biologische Systeme, über
medizinische Fragestellungen. Und wir wissen noch gar nicht, was wir
alles nicht wissen. Da wird es noch viel Arbeit für Bioinformatiker
geben", weiß Hildebrandt. Vor der Auswertung der Daten müssen sich die
Bioinformatiker aber auch um die Verwaltung der Daten kümmern. So kostet
die Wartung der Biodatenbanken enorme Summen. Und die Datenmengen
wachsen mit so gigantischer Geschwindigkeit, dass neue Algorithmen
entwickelt werden müssen, um sie überhaupt noch zu bearbeiten.
3sat
Was ist Bioinformatik?
Schnittstelle zwischen Biologie und Informatik
Im
Jahr 2003 war die Entschlüsselung des menschlichen Genoms
abgeschlossen. Was damals noch Jahre in Anspruch nahm, dauert heute nur
noch wenige Stunden. Immer bessere biologische Analysemethoden und immer
leistungsfähigere Rechenprogramme haben die Forschung revolutioniert.
Dabei hat sich die Bioinformatik etabliert.
Ein breites Arbeitsfeld ist die Medizin. Hier entwickeln Bioinformatiker
Algorithmen, um herausfinden, welcher Teil eines Genoms für bestimmte
Erbkrankheiten verantwortlich ist oder welcher Wirkstoff auf molekularer
Ebene eine Erkrankung wie zum Beispiel Krebs beeinflussen kann. "Sie
können als Bioinformatiker zum Beispiel in Krankenhäusern arbeiten, wo
auch biologische oder medizinische Daten anfallen. In der
Pharmaindustrie und in biologischen Labors gibt es großen Bedarf für
Bioinformatiker. Wenn Sie heute biologische Daten erheben, müssen Sie
eigentlich bioinformatische Kompetenz haben, um diese Daten auszuwerten.
Aber auch teilweise in Bereichen, wo man das gar nicht erwarten würde,
zum Beispiel in der Kosmetikindustrie, die sich ja auch damit
beschäftigt, wie Stoffe auf lebende Systeme wechselwirken", so
Bioinformatiker Hildebrand.
Bioinformatik beschäftigt sich aber nicht allein mit humanen Daten. Die
Sequenzierung von Pflanzen- und Tiergenomen und die Identifizierung
nützlicher Gene für die Züchtung ist eine weitere wichtige Aufgabe. Auch
die Umwelt profitiert davon: In Bakterien fand man Gene, die in der
Lage sind, Risse in Betonmaterialien aufzufüllen oder Ölrückstände im
Meer abzubauen. Noch utopisch wirken Versuche, die DNS von Bakterien als
industriell gefertigte Datenspeicher zu nutzen. Dazu muss der binäre
Code von Nullen und Einsen in den genetischen Code der vier
Nukleinsäuren übersetzt werden. Die Bioinformatik, so scheint es, hat
noch eine große Zukunft vor sich.
3sat