30.10.17
Zwischen Himmel und Hölle
Martin Luther schlägt vor 500 Jahren seine 95
Thesen an und stellt damit die Welt auf den Kopf. Thomas Müntzer
schließt sich Luther und seinen Ideen anfangs begeistert an. Wittenberg
1517: Amerika ist bereits entdeckt, der Buchdruck schon erfunden, aber
in Wittenberg ist das Mittelalter noch nicht vorbei. Dass ausgerechnet
eine akademische Streitschrift des Mönchs Martin Luther eine neue Zeit
einläutet, damit hat niemand gerechnet. Während Martin Luther seine 95
Thesen gegen den Ablass an die Schlosskirche schlägt, überfallen zwei
Vermummte im nächsten Wald den erzbischöflichen Agenten. Sie erleichtern
ihn um das Geld, das er den Bauern zur Vergebung ihrer Sünden
abgenommen hat. Die Räuber sind der Hilfsprediger Thomas Müntzer und
sein Novize Hieronymus. Sie verteilen das erbeutete Geld an die Armen
und Waisen. Doch die Kirchenmänner finden Müntzer und nehmen
fürchterliche Rache. Der junge Hieronymus muss die Tortur mit ansehen
und nimmt sich das Leben. Müntzer überlebt, aber etwas in ihm ist
zusammen mit Hieronymus gestorben. Eine Nacht später stößt Luther am
Friedhof auf Müntzer, der heimlich und gegen das geltende Kirchenrecht
Hieronymus begräbt. Luther zeigt Müntzer nicht an, sondern segnet den
Selbstmörder und hilft, ihn zu begraben. In diesem Moment beginnt die
Freundschaft zwischen Martin Luther und Thomas Müntzer. Dank des neuen
Buchdrucks verbreiten sich Luthers Thesen mit rasender Geschwindigkeit
und lösen ein politisches Beben aus. Mit seiner scharfen Kritik an dem
Geschäftsmodell der Kirche, sich die Vergebung der Sünden bezahlen zu
lassen, macht sich Luther mächtige Feinde. Die Kirche schlägt zurück und
droht, ihn zu exkommunizieren. Damit wäre Luther vogelfrei und quasi
ein toter Mann. Doch Luther hat noch eine Chance: Der Kaiser soll
entscheiden, ob Luther ein Ketzer ist. Die Welt schaut nach Worms. Wird
Luther zu dem stehen, was er glaubt? Luther findet schließlich den Mut,
dem Kaiser und der Kirche die Stirn zu bieten. Er glaubt an die Freiheit
des Menschen vor Gott. Zwar wird er als Ketzer verurteilt und muss
vorerst untertauchen, aber die Reformation ist nicht mehr aufzuhalten.
Im Versteck auf der Wartburg beginnt er das nächste Mammutprojekt: Er
übersetzt das Neue Testament, damit jeder die Bibel lesen kann. Seine
Mitstreiter Thomas Müntzer und Andreas Bodenstein glauben jedoch, dass
Luther tot ist. Sie wollen zusammen mit der ehemaligen Nonne Ottilie von
Gersen, Lucas Cranach und den einfachen Leuten sein Werk weiterführen
und nehmen die Evangelien wörtlich. In der Kirche soll es keine Bilder
mehr geben, der Gottesdienst wird auf Deutsch gehalten, die Reichtümer
der Klöster sollen an die Armen verteilt werden, die Gemeinde wählt ihre
Pfarrer selbst. Als Müntzer und Bodenstein jedoch Klöster überfallen
und auflösen, verlässt Luther die sichere Burg. Die Reformatoren
streiten sich darüber, wie weit die Freiheit des Einzelnen gehen soll.
Luther geht es um eine Reform der Kirche, Thomas Müntzer stellt sich an
die Spitze der Bauernaufstände. Was ist der richtige Weg: Reformation
oder Revolution? Die ehemalige Nonne Katharina von Bora will zwischen
Luther und Müntzer vermitteln. Doch die Wege der Reformatoren trennen
sich endgültig, als Müntzer die Bauern in die Schlacht von Frankenhausen
führt. "Zwischen Himmel und Hölle" erzählt damit von persönlichen
Gewissenskonflikten, die weit über das eigene Leben und die eigene Zeit
hinaus wirken.
zdf
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