2.11.17
Die Zukunft der Pflege
Gesund
und glücklich alt werden
In zwei
Phasen seines Lebens ist jeder Mensch besonders bedürftig: Am Beginn und dann
wieder im Alter, wenn die Kraft schwindet, sowohl die des Körpers als auch die
des Geistes. Da in unserer Gesellschaft immer mehr Menschen sehr alt werden,
ist es eine wesentliche Aufgabe uns gut um unsere Großmütter und Großväter,
Mütter und Väter zu kümmern. 80 Prozent der alten Menschen werden in Österreich
von ihren Angehörigen, meistens Frauen, betreut oder gepflegt. Eine äußerst
anstrengende Tätigkeit, die viele überfordert und selbst krank werden lässt. Um
dies zu verhindern gibt es in Österreich verschiedene Unterstützungen, zum Beispiel
Pflegewohnhäuser, die 24-Stunden-Betreuung oder die Heimhilfen.
Die mobilen Pflegestrukturen müssen allerdings noch stärker ausgebaut werden, um individuellen Bedürfnissen gerecht werden zu können.
Wir stehen nun an der Schwelle einer neuen Herausforderung. Denn die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1955 und 1965 erreichen peu a peu das Pensionsalter. Und 20 Jahre später jenen Lebensabschnitt, in dem viele Menschen Betreuung und Pflege benötigen. In den kommenden 5 bis 10 Jahren müssen jene Maßnahmen umgesetzt werden, die dann in zwei bis drei Jahrzehnten die Betreuung der "Babyboomer" sicherstellen. Oder eben nicht.
In Österreich und in vielen anderen Staaten trägt nicht das einzelne Individuum das Risiko pflegebedürftig zu werden, sondern bisher besteht der Konsens, dass Staat und Gesellschaft die Finanzierung und nötigen Strukturen für die Betreuung bereitstellen.
Manche - so wie die skandinavischen Länder - machen das vorbildhaft. Andere - so wie Österreich geben sich echt Mühe.
Es gibt hierzulande seit 1993 das Pflegegeld. Derzeit stellen der Bund 2.5 Milliarden und die Länder etwa 2 Milliarden Euro jährlich zur Verfügung. Die betreuenden und pflegenden Haushalte bringen etwa 3.6 Milliarden ein.
In den kommenden Jahrzehnten werden diese Summen beträchtlich ansteigen.
Im Alter benötigt man intensivere medizinische Betreuung, keine Frage. Was aber ebenso wichtig ist, ist soziale Inklusion. Niemand sollte, nur weil er alt ist, vereinsamen. Eine Möglichkeit, hier gegenzusteuern, bietet das Konzept des Generationen-Wohnens. Mittlerweile gibt es auch hierzulande einige WGs, in denen junge und alte Menschen gemeinsam leben. Einigen dieser Wohngemeinschaften ist sogar eine Pflegestation angeschlossen, sodass im Notfall sofort fachkundiges Personal zur Stelle ist.
Für Menschen mit Demenz wurden in den letzten Jahren in Dänemark, Holland und in Deutschland so genannte Demenzdörfer errichtet. Menschen mit Demenz sollen sich hier geborgen und sicher fühlen. Kritiker jedoch meinen, dass man nichts damit erreiche, wenn man die Erkrankten in einem eigenen Dorf vom Rest der Gesellschaft abschotte.
Viele neue und zum Teil sehr positive Errungenschaften für alte Menschen kommen aus dem technischen Bereich. An zahlreichen Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen wird getüftelt, wie man ihnen ein selbstständiges Leben bis ins hohe Alter erleichtern kann. Um herauszufinden, welche technischen Lösungen Menschen in den eigenen vier Wänden helfen, stattete das Austrian Institute of Technology 50 private und betreute Wohnungen im Burgenland mit verschiedensten Geräten aus. Drei Jahre lang konnten die Bewohnerinnen und Bewohner über einen Tablet-Computer mit vereinfachter Bedienung etwa die Heizung oder das Licht steuern, wurden an Termine erinnert oder konnten mit Freunden und Verwandten Video-Telefonieren. Außerdem wurden wichtige Gesundheitsparameter, wie Blutzucker und Blutdruck bzw. das exakte Körpergewicht elektronisch aufgezeichnet und auch direkt an den Hausarzt weitergeleitet.
Nun werden in Wien in den nächsten Monaten 83 Wohnungen mit der neuesten Technik speziell für ältere Menschen ausgestattet. Ein kurioses, aber äußerst praktisches Highlight der technischen Alternsforschung ist die iToilet. Diese Toilette, die zurzeit an der TU Wien entwickelt wird, erkennt, wenn etwas mit dem Benützer nicht in Ordnung ist (zum Beispiel weil er/sie eine ungewöhnliche Sitzhaltung einnimmt oder besonders lange "am Örtchen" verweilt) und alarmiert selbständig Angehörige oder den Arzt. Und man kann das Klo auch mit Sprachbefehlen steuern, etwa, wenn man niedriger oder höher sitzen will.
Das Altern und die Pflege alter Menschen wird sicherlich auch in Zukunft keine einfache Sache sein. Allerdings: Angesichts der zahlreichen Konzepte und Ideen, die zurzeit getestet werden, ist etwas Optimismus angebracht.
Die mobilen Pflegestrukturen müssen allerdings noch stärker ausgebaut werden, um individuellen Bedürfnissen gerecht werden zu können.
Wir stehen nun an der Schwelle einer neuen Herausforderung. Denn die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1955 und 1965 erreichen peu a peu das Pensionsalter. Und 20 Jahre später jenen Lebensabschnitt, in dem viele Menschen Betreuung und Pflege benötigen. In den kommenden 5 bis 10 Jahren müssen jene Maßnahmen umgesetzt werden, die dann in zwei bis drei Jahrzehnten die Betreuung der "Babyboomer" sicherstellen. Oder eben nicht.
In Österreich und in vielen anderen Staaten trägt nicht das einzelne Individuum das Risiko pflegebedürftig zu werden, sondern bisher besteht der Konsens, dass Staat und Gesellschaft die Finanzierung und nötigen Strukturen für die Betreuung bereitstellen.
Manche - so wie die skandinavischen Länder - machen das vorbildhaft. Andere - so wie Österreich geben sich echt Mühe.
Es gibt hierzulande seit 1993 das Pflegegeld. Derzeit stellen der Bund 2.5 Milliarden und die Länder etwa 2 Milliarden Euro jährlich zur Verfügung. Die betreuenden und pflegenden Haushalte bringen etwa 3.6 Milliarden ein.
In den kommenden Jahrzehnten werden diese Summen beträchtlich ansteigen.
Im Alter benötigt man intensivere medizinische Betreuung, keine Frage. Was aber ebenso wichtig ist, ist soziale Inklusion. Niemand sollte, nur weil er alt ist, vereinsamen. Eine Möglichkeit, hier gegenzusteuern, bietet das Konzept des Generationen-Wohnens. Mittlerweile gibt es auch hierzulande einige WGs, in denen junge und alte Menschen gemeinsam leben. Einigen dieser Wohngemeinschaften ist sogar eine Pflegestation angeschlossen, sodass im Notfall sofort fachkundiges Personal zur Stelle ist.
Für Menschen mit Demenz wurden in den letzten Jahren in Dänemark, Holland und in Deutschland so genannte Demenzdörfer errichtet. Menschen mit Demenz sollen sich hier geborgen und sicher fühlen. Kritiker jedoch meinen, dass man nichts damit erreiche, wenn man die Erkrankten in einem eigenen Dorf vom Rest der Gesellschaft abschotte.
Viele neue und zum Teil sehr positive Errungenschaften für alte Menschen kommen aus dem technischen Bereich. An zahlreichen Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen wird getüftelt, wie man ihnen ein selbstständiges Leben bis ins hohe Alter erleichtern kann. Um herauszufinden, welche technischen Lösungen Menschen in den eigenen vier Wänden helfen, stattete das Austrian Institute of Technology 50 private und betreute Wohnungen im Burgenland mit verschiedensten Geräten aus. Drei Jahre lang konnten die Bewohnerinnen und Bewohner über einen Tablet-Computer mit vereinfachter Bedienung etwa die Heizung oder das Licht steuern, wurden an Termine erinnert oder konnten mit Freunden und Verwandten Video-Telefonieren. Außerdem wurden wichtige Gesundheitsparameter, wie Blutzucker und Blutdruck bzw. das exakte Körpergewicht elektronisch aufgezeichnet und auch direkt an den Hausarzt weitergeleitet.
Nun werden in Wien in den nächsten Monaten 83 Wohnungen mit der neuesten Technik speziell für ältere Menschen ausgestattet. Ein kurioses, aber äußerst praktisches Highlight der technischen Alternsforschung ist die iToilet. Diese Toilette, die zurzeit an der TU Wien entwickelt wird, erkennt, wenn etwas mit dem Benützer nicht in Ordnung ist (zum Beispiel weil er/sie eine ungewöhnliche Sitzhaltung einnimmt oder besonders lange "am Örtchen" verweilt) und alarmiert selbständig Angehörige oder den Arzt. Und man kann das Klo auch mit Sprachbefehlen steuern, etwa, wenn man niedriger oder höher sitzen will.
Das Altern und die Pflege alter Menschen wird sicherlich auch in Zukunft keine einfache Sache sein. Allerdings: Angesichts der zahlreichen Konzepte und Ideen, die zurzeit getestet werden, ist etwas Optimismus angebracht.
Interviewpartner/innen:
Dr.in Ulrike Famira-Mühlberger, PhD
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Dr.in Ulrike Famira-Mühlberger, PhD
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Birgit
Meinhard-Schiebel
Präsidentin der Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger
Präsidentin der Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger
Dr.in
Sigrid Pilz
Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin
Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin
Dr.in
Monika Schüssler
Geschäftsführerin der Generationen-WG der Österreichischen Jungarbeiterbewegung (ÖJAB)
Geschäftsführerin der Generationen-WG der Österreichischen Jungarbeiterbewegung (ÖJAB)
Mag. (FH)
Erich Fenninger, DSA
Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich
Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich
Dipl.-Ing.
Paul Panek
Zentrum für angewandte assistierende Technologien der Technische Universität Wien
Zentrum für angewandte assistierende Technologien der Technische Universität Wien
Dipl.-Ing.
Peter Mayer
Zentrum für angewandte assistierende Technologien der Technische Universität Wien
Zentrum für angewandte assistierende Technologien der Technische Universität Wien
Dipl.-Ing.
Dr. Johannes Kropf
Austrian Institute of Technology
Austrian Institute of Technology
Dipl.-Ing.
Julia Sauskojus
Urban Innovation Vienna GmbH
Urban Innovation Vienna GmbH
Vera
Gallistl, MA
Institut für Soziologie der Universität Wien
Institut für Soziologie der Universität Wien
Dr.
Gerald Bachinger
NÖ Patienten- und Pflegeanwalt
NÖ Patienten- und Pflegeanwalt
Weitere
Anlaufstellen und Info-Links:
Infos des Sozialministeriums zu Pflege und Betreuung in Österreich
Österreichische Demenzstrategie
Pflegeportal Österreich
Alzheimer Austria
Ausbildung im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege
Demenzdorf Hogeweyk
Infos der deutschen Alzheimergesellschaft zum Demenzdorf Hogeweyk
Im Dorf des Vergessens
Leben im Demenzdorf
AAL (Active & Assisted Living) Austria
Forschungsprojekt WAALTeR - Technologie für SeniorInnen
Info-Cafés für interessierte Senioren und Seniorinnen
Projektwebsite des iToilet-Forschungsprojekts mit Demo-Video
Infos des Sozialministeriums zu Pflege und Betreuung in Österreich
Österreichische Demenzstrategie
Pflegeportal Österreich
Alzheimer Austria
Ausbildung im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege
Demenzdorf Hogeweyk
Infos der deutschen Alzheimergesellschaft zum Demenzdorf Hogeweyk
Im Dorf des Vergessens
Leben im Demenzdorf
AAL (Active & Assisted Living) Austria
Forschungsprojekt WAALTeR - Technologie für SeniorInnen
Info-Cafés für interessierte Senioren und Seniorinnen
Projektwebsite des iToilet-Forschungsprojekts mit Demo-Video