2.11.17

 

Gibt es ein Leben vor der Geburt?

Allerheiligen, Tag der Trauer und der großen Fragen. Wer sind wir, woher kommen wir, wohin gehen wir? Der renommierte Arzt und Theologe Professor Johannes Huber (71) über das Menschsein, das Davor und das Danach. Und was Kardinal König damit zu tun hat.

Was sagt Ihnen Ihr Glaube über den Tod?
Er geht davon aus, dass unser irdisches Leben nur ein episodenhaftes Exil ist. Von ihm aus gehen wir in eine andere Daseinsweise über.

Sie haben schon mit Ihrem ersten Buch für Aufsehen gesorgt. Es war ein Plädoyer für Schutzengel, für die Aura und das Karma. Nun gehen Sie noch einen Schritt weiter. Warum?
Weil alle Forschungen zeigen, dass Körper, Geist und Seele ein komplexes System bilden, das mit anderen komplexen, unsichtbaren Systemen korrespondiert. So entsteht ein neues, holistisches Menschenbild, das den Menschen in seiner Gesamtheit versteht: die Seele, das Vorher, das Nachher.

Über das Nachher wurde schon viel geschrieben. Aber gibt es wirklich auch ein Leben vor der Geburt?
Man kann das naturwissenschaftlich und theologisch sehen. Bewiesen ist jedenfalls, dass das Leben der Eltern die Kinder, lange bevor sie überhaupt gezeugt wurden, beeinflussen. So können zum Beispiel Stoffwechselprobleme bei Menschen entstehen, wenn die Väter lange vor der Geburt ein ungesundes Leben geführt haben. Unser "epigenetisches Vorleben" lässt sich gut dokumentieren und begründen. Es handelt sich dabei aber um kein personenhaftes Vorleben, sondern um eine holistische Einbindung des Menschen in jene genetischen und epigenetischen Protokolle, die schon vor seiner Zeugung da waren.

Was nehmen wir mit von unserem Leben vor der Geburt in dieses Leben?
Was uns die Eltern vorbereiten, mit ihrem Leben, mit ihrer Zuneigung und letzen Endes auch mit ihrer Prägung. Besonders wichtig ist, was die Mutter vor der Geburt während der Schwangerschaft dem Kind mitgibt. Möglicherweise gibt es auch so etwas wie ein Karma. Auch Liebe lässt sich vererben. Wir geben also nicht nur die Gene, sondern auch unsere Lebenseindrücke in einem gewissen Ausmaß an spätere Generationen weiter und tragen deshalb auch eine große Verantwortung. Hätte man das noch vor einigen Jahren gesagt, wäre man am wissenschaftlichen Scheiterhaufen gelandet. Heute hat es die Epigenetik klar bewiesen.

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