2.11.17

 

Videos gegen den Dschihad

Wiener Jugendliche im Widerstand gegen die IS-Propaganda im Internet
Zwei von ihnen waren drauf und dran, nach Syrien in den Krieg zu ziehen. Sie wurden radikalisiert im Gefängnis, im Park und schließlich in einer Hinterhof-Moschee in Wien. Geläutert leisten sie nun Widerstand gegen die IS-Propaganda im Internet, mit eigenen, professionell gestalteten Videos. Sie stellen dem kriegerischen Dschihad den Dschihad mit sich selbst gegenüber - den inneren Kampf, um ein besserer Mensch zu werden.

Und wie es war, im selbsternannten Kalifat zu leben, darüber berichten zwei Burschen, die aus der gefallenen IS-Hauptstadt Rakka nach Österreich geflohen sind. Sie haben an einem zweiten Videoprojekt mitgearbeitet. Das Ziel: Authentische Deradikalisierungsarbeit durch junge Muslime in Österreich.

Jamal al-Khatib:

Ich bin Jamal al-Khatib und lebe seit 16 Jahren in Österreich. Ich habe viel gesehen und erlebt und auch viel Scheiße gebaut. Ich habe mit dem Gedanken gespielt nach Syrien zu gehen, um gegen Assad zu kämpfen, mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass das der richtige Weg ist. Ich war im Gefängnis und hatte viel Zeit um mir Gedanken zu machen. Jetzt bin ich frei und meine Freunde helfen mir, meine Geschichte zu erzählen. Das ist mein Weg!

Feedback:
Salam,
wir wollen uns als Team Jamal bei allen bedanken die uns zu unseren Filmen Rückmeldungen geschrieben haben. Unabhängig davon ob zustimmend, kritisch oder ablehnend. Wir konnten von euch allen etwas lernen. Wir wollten mit den Videos auch Diskussionen entfachen, das ist gelungen.
Wir freuen uns sehr darüber wie viele Leute die Kurzfilme bis jetzt gesehen haben. Damit haben wir nicht gerechnet. Darum bitten wir euch nun um euren input, um den weiteren Weg zu bestimmen.
Als die Idee entstanden ist, diese Filme zu machen, ging das auf die Initiative eines jungen Mannes zurück. Ihr habt ihn in den Videos ein bisschen kennen gelernt. Nennen wir ihn Jamal, obwohl er eigentlich nicht so heißt. Er wollte anderen jungen Menschen Geschichten aus seinem Leben erzählen, über die er sich schon einige Zeit den Kopf zerbrochen hat.
Es war ihm wichtig anderen die Schlüsse, die er gezogen hat, mitzuteilen. Leider ist ihm das zurzeit aufgrund seiner Lebenssituation selbst nicht direkt möglich, deshalb hat er Leuten, denen er vertraut, von seinem Plan erzählt, damit sie ihm dabei helfen, euch seine Gedanken näher zu bringen. So sind wir ins Spiel gekommen. Irgendwann hat dann jemand gemeint, dass wir seine Erlebnisse und Überlegungen doch einfach mit Filmen erzählen könnten.
Jamal fand das eine gute Idee, wir anderen auch.
Andere Jugendliche und junge Leute haben von dem Projekt gehört und wollten mitmachen. Sie hatten zum Teil ähnliche Erfahrungen gemacht wie Jamal. Also haben sie für die Filme auch Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Irgendwie sind sie damit jetzt alle Jamal, und die Videos beinhalten auch ihre Gedanken.
Alles was ihr in den Filmen gesehen habt ist so (oder ganz ähnlich) auch passiert. Nichts ist erfunden. Zum Schutz von Jamal, allen anderen und ihrer Familien haben wir uns aber entschieden anonym zu arbeiten. Wir posten ja auch keine Katzenbilder. Wir hoffen ihr versteht das.
Hinter unserer Videoreihe steht mittlerweile eine ganze Reihe von Leuten, anders wäre die Arbeit auch nicht zu schaffen gewesen. Wir sind jüngere und ältere Menschen, Muslime und Nicht-Muslime, Männer und Frauen, Menschen unterschiedlicher Herkunft, mit und ohne Fluchterfahrung und mit verschiedenen beruflichen Backgrounds (Fix keine Polizei dabei, auch wenn das manche in den comments auf facebook immer wieder vermutet haben. Es wäre ja auch ziemlich blöd einige der Geschichten aus den Videos der Polizei zu erzählen, oder?).
Was uns alle verbindet, ist die Überzeugung, dass etwas falsch läuft wenn sich junge Menschen Gruppierungen wie Daesh anschliessen wollen. Dabei sind wir nicht daran interessiert bei der Frage nach ihren Motiven Schwarz-Weiß-Malerei zu betreiben. Klar ist uns nämlich auch, dass es gute Gründe dafür gibt, dass viele Jugendliche wütend über den Zustand dieser Welt sind und etwas ändern wollen. Ändern müsste sich viel, zum Beispiel auch wie hier und anderswo mit Muslimen und/oder mit Menschen umgegangen wird, die aus ihren Heimatländern flüchten mussten.
Aber andere menschenfeindliche Bewegungen zu unterstützen, kann nicht der richtige Weg sein, um sich gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeiten zur Wehr zu setzen. Alles das und mehr sollen die Videos ansprechen.
Ob es klappen wird weitere Videos zu produzieren, wissen wir noch nicht. Lust hätten viele von uns schon noch. Es war auch eine tolle Erfahrung, die Videos zu drehen und dann mit euch darüber online zu diskutieren.
Deshalb wollten wir euch nach eurer Meinung fragen, welche Punkte oder Themen wir in weiteren Filmen behandeln könnten? Oder was für euch in den bisherigen Videos noch nicht ausreichend bearbeitet worden ist.
Kurz, wie wir inhaltlich weiter machen könnten. Über eure Ideen, Anregungen und Gedanken würden wir uns wieder wirklich sehr freuen.
Team Jamal


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