3.5.18
Daten entscheiden über Leben und Tod
Whistleblowerin Chelsea Manning
sprach auf der re:publica über die Bedeutung von Big Data und worauf
Programmierer achten sollten.
Geld wichtiger als Moral
Dass Daten über unser Leben entscheiden, sei Manning
zufolge auch in der zivilen Welt gegeben. So wisse eine Suchhistorie
oftmals mehr über einen Menschen als seine engsten Freunde. Dieses
Wissen werde oft dazu verwendet, um Geld zu verdienen. Bestes Beispiel:
personalisierte Online-Werbung.
Dass dadurch bestehende Strukturen, die Rassismus und
Diskriminierung fördern, nicht aufgebrochen, sondern, im Gegenteil, in
die digitale Sphäre übertragen werden, sei den großen Online-Unternehmen
wie
Google oder Facebook egal, so Manning. Das einzige, das zähle, sei nun mal das Geld.
Algorithmen diskriminieren
Schuld an der digitalen Diskriminierung sei jedoch auch die
Funktionsweise von Algorithmen. Um diese in Zukunft
diskriminierungsfrei zu gestalten, appellierte Manning
an Programmierer und Nutzer zugleich. Programmierer dürften sich nicht
mehr als reine Auftragsarbeiter verstehen, die ein Produkt lieferten,
sondern müssten sich bewusstmachen, welche Auswirkungen ihr Algorithmus
auf die Gesellschaft haben könnte.
Entwickler müssen sich einen eigenen ethischen Code
auferlegen, der garantiert, dass ein Programm keinen Schaden anrichten
kann. Zudem sei eine divers aufgestellte Entwickler-Community notwendig,
um die Vielfältigkeit der Lebensentwürfe auch im Programmcode abbilden
zu können
Das müssen die Nutzer ändern
Zudem müsse der Nutzer aktiv aus der eigenen Filterblase
ausbrechen. Natürlich sei es angenehm, nur die Nachrichten zu lesen, die
dem eigenen Weltbild entsprechen. Doch jedes Mal, wenn man auf etwas
klickt, was der Algorithmus anzeigt, bestätige man das Programm in
seinem Handeln.
Das Umdenken dürfe jedoch nicht nur im Digitalen stattfinden. Manning
fordert einen kulturellen Wandel – auch in der Offline-Welt. Die
Menschen sollten wieder aufeinander zugehen und miteinander reden.
Gerade weiße Menschen der Mittelschicht müssten sich ihrer
Privilegien bewusst werden Zwar dürfe man nicht allen Menschen eine
öffentliche Plattform verbieten, jedoch sollte wieder mehr im Privaten
diskutiert werden, vor allem mit Personen, die nicht die eigene
politische Meinung teilen.