14.11.18

 

Osteoporose vorbeugen und richtig behandeln


Wie kommt es zu Osteoporose?

Der Umbau des Knochengewebes ist an sich etwas ganz natürliches. Ständig wird altes Knochengewebe durch neues ersetzt. Nur wenn der Abbauprozess im Vergleich zum Knochenaufbau überwiegt, spricht man vom so genannten Knochenschwund. Außerdem ist bei der Osteoporose die Mikroarchitektur der Knochen gestört. Diese werden spröde und können leicht brechen. 

Bei Frauen manifestiert sich die Erkrankung meist nach dem 65. Lebensjahr- also wenn der Spiegel des knochenstärkenden Hormons Östrogen absinkt. Bei Männern macht sich der Knochenschwund etwa fünf Jahre später bemerkbar. Am häufigsten betroffen ist die Gruppe der über 80-jährigen Frauen - hier leiden etwa zwei Drittel an den Folgen der verminderten Knochendichte.
Nach Schätzungen von Experten gibt es in Österreich ca. 500.000 Betroffene - ungefähr 390.000 Frauen und ca. 90.000 Männer.

Das Um und Auf - rechtzeitige Diagnose

Die Erkrankung verläuft schleichend. Daher wird Osteoporose leider häufig erst nach einem Knochenbruch oder als Zufallsbefund diagnostiziert. 

Wenn zum Beispiel in einem aus anderen Gründen angefertigten Röntgenbild ein Wirbelkörpereinbruch festgestellt wird. 

Für die Betroffenen eine Katastrophe - denn Knochenbrüche ziehen Schmerzen und Einschränkungen der Mobilität nach sich und können auch in die Pflegebedürftigkeit führen. Denken Sie nur an einen Oberschenkelhalsbruch.


Als Früherkennungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung:


- Die Osteodensitometrie bestimmt den Mineralsalzgehalt der Knochen.
- Der DXA-Scan (Dual Energy X-Ray) erhebt die Knochendichte.

Leider können diese Verfahren das Frakturrisiko nicht exakt voraussagen.
Derzeit wird ein neues Verfahren getestet - die sogenannte mikroRNA-Analyse.
Es werden die Konzentration und das "Muster" von RNA-(Ribonukleinsäure) Molekülen im Blut bestimmt. Denn diese Parameter verändern sich bei Fortschreiten der Osteoporose. So ein einfacher Bluttest würde die Früherkennung von gefährdeten Personen revolutionieren.

Wir haben es selbst in der Hand - das "Knochenkonto" gut aufladen

Wichtig ist, dass wir alle in frühen Jahren in die "peak bone mass" investieren. Darunter versteht man den Maximalwert der Knochenmineraldichte eines 30-jährigen Menschen. Ab diesem Alter beginnt der natürliche Verlust (bis zu zwei Prozent pro Jahr) von Knochenmasse.
Haben wir durch die richtige Ernährung (Stichwort mediterrane Kost), ausreichend Vitamin D und Kalzium sowie Krafttraining für gesunde Knochen gesorgt, sind wir vor Knochenschwund gut geschützt. Die Knochendichte wird durch eine Röntgenuntersuchung bestimmt. Es wird ein Durchschnittswert der Bevölkerung zwischen 30 und 40 als 100 Prozent angenommen. Haben Sie nun aufgrund einer knochenstärkenden Lebensweise eine Abweichung der "peak bone mass" um zehn Prozent nach oben, dann tritt die Osteoporose bei Ihnen erst 13(!) Jahre später auf. Zahlt man früh auf dieses Konto ein, erhält man den Gewinn im hohen Lebensalter.
In die andere Richtung stimmt die Gleichung leider auch. Eine Standardabweichung nach unten bedeutet, dass die Osteoporose früher auftritt. 

Die gute Nachricht

Es stehen immer mehr medikamentöse Therapien zur Verfügung, die ganz bestimmte und unterschiedliche Vorgänge im Knochenstoffwechsel beeinflussen und bei Betroffenen individuell und zielgerichtet eingesetzt werden können. Und die Patienten können wählen: Ähnlich wirksame Substanzen gibt es zum Schlucken, in die Vene oder unter die Haut als Infusion.
Dazu zählen Medikamente, die den Knochenabbau verringern, wie die Bisphosphonate (seit Jahrzehnten im Einsatz) und der Antikörper Denosumab. Dieser hemmt gezielt die knochenabbauenden Zellen.

Für schwere Fälle steht eine künstlich hergestellte, sehr teure Variante des körpereigenen Parathormons zur Verfügung. 

Bereits seit Jahren im Einsatz sind die selektiven Östrogenrezeptor-Modulatoren (SERM), von denen in Österreich Raloxifen zugelassen ist. Sie haben eine ähnlich positive Wirkung auf den Knochen wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen und keine Nebenwirkungen. 

Ein weiterer Hoffnungsträger ist der Antikörper Romosozumab. Dieser kann das Knochenwachstum unterstützen und die Frakturrate senken. Er ist aber noch nicht zugelassen.

Und zum Abschluss noch ein Tipp:

Haben Sie bereits vor dem 50. Lebensjahr ohne ausreichende Ursache Knochenbrüche erlitten? Dann haben Sie ein hohes Risiko für eine Osteoporose - suchen Sie einen Facharzt auf.


Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch
Vorstand der II. Medizinischen Abteilung mit Gastroenterologie und Rheumatologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien
Stumpergasse 60
1060 Wien
Tel.: +43 1 599 88 - 2119
E-Mail
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Dr. Friedrich Hartl
FA für Physikalische Medizin und Rehabilitation
Obmann der Bundesfachgruppe in der Österreichischen Ärztekammer
Raxstraße 28, Stiege 1, Top 1
1100 Wien
Tel.: 01/602 27 96
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