17.12.13
Papst Franziskus zum Mann des Jahres gewählt
Das Time-Magazin bezeichnete ihn als „Papst
des Volkes” und ernannte Papst Franziskus zu ihrem Mann des Jahres
2013. „Er hat das Papsttum aus dem Palast auf die
Straße gebracht, er hat sich dafür eingesetzt, dass sich die
größte Kirche der Welt mit ihren dringendsten Problemen
auseinanderzusetzt und er brachte Gerechtigkeit und
Barmherzigkeit ins Gleichgewicht“, sagte das Time-Magazine in
ihrer Bekanntgabe. „Insbesondere zeichnet diesen Papst die
Geschwindigkeit aus, mit der er die Fantasie von Millionen
beflügelte, die bereits jede Hoffnung für die Kirche aufgegeben
hatten.“
Durch seinen Fokus auf Barmherzigkeit wurde der
Vorsteher der katholischen Kirche zu einer neuen Stimme des
Gewissens. Als er das Gesicht eines entstellten Mannes küsste
oder die Füße einer muslimischen Frau wusch, erzeugten diese
Bilder Reaktionen, die weit über die Grenzen der Kirche
hinausgingen. Noch selten hat ein neuer Spieler auf der Weltbühne
so schnell so viel Aufmerksamkeit erhalten. In den neun Monaten,
seit Papst Franziskus im Amt ist, hat es sich unmittelbar mit den
zentralsten Gesprächsthemen unserer Zeit auseinandergesetzt: mit
Reichtum und Armut, Gerechtigkeit und Fairness,
Transparenz, Modernität, Globalisierung und der Versuchung durch
Macht.
Er lebt nicht umgeben von Dienern in einem
Papstpalast, sondern in einem einfachen Gästehaus, umgeben von
Priestern. Er betet ständig, sogar während er auf den Zahnarzt
wartet. Er hat den päpstlichen Mercedes gegen einen gebrauchten
Ford Focus eingetauscht. Er trägt keine roten Schuhe und kein
goldenes, sondern lediglich ein eisernes Kreuz um seinen
Hals. Wenn er den Pomp und die Privilegien ablehnt, zum ersten
Mal Informationen über die Finanzen des Vatikans offenlegt, einem
verschwenderischen deutschen Erzbischof einen Verweis erteilt,
von sich aus Fremde in Not anruft, bereit ist, das Baby einer
geschiedenen Frau zu taufen, deren Geliebter wollte, dass sie
es abtreibt, dann tut er damit mehr, als Gnade und Transparenz
vorzuleben.
Er stellt sich damit der Komplexität und erkennt
das Risiko an, dass eine Kirche, die auf ihre eigenen Rechte und
ihre Gerechtigkeit fixiert ist, möglicherweise mehr
Wunden erzeugt als heilt. Als er gefragt wurde, warum er scheinbar
nicht daran interessiert ist, einen Krieg gegen die heutige
Kultur zu führen, sprach er vom Schlachtfeld. Die Kirche ist ein
Feldlazarett, sagte er. Unsere oberste Pflicht ist es, die
Verletzten zu behandeln. Man fragt einen verblutenden Mann nicht
nach seinem Cholesterinspiegel.