19.1.14

 

Twitter fördert Dinge auf den Punkt zu bringen


"Die Kirche muss ihre Botschaften auf den Punkt bringen und mehr zuhören", ist der 52-jährige Abt em. von Einsiedeln Martin Werlen überzeugt. Außerdem: Gottsuche ist wichtiger als Konfessionssysteme.

Der frühere Abt von Einsiedeln Martin Werlen hat das am Samstag auf Ö1 in einem Interview mit Johannes Kaupp erklärt. Bekannt wurde Werlen vor allem durch seine frühe Nutzung des Kurznachrichtendienstes Twitter. Dessen Prinzip sei der Kirche "eigentlich nicht fremd", so der Benediktiner vom größten Schweizer Kloster: "Bis zur Erfindung des Buchdrucks waren die meisten Botschaften 'twitter-mäßig'. Die Kernaussagen der Heiligen Schrift und die ersten Glaubensbekenntnisse waren immer ganz kurze Sätze. Wir haben es aber verloren, unsere Botschaften so zu sagen, dass wir verstanden werden." Twitter sei ein "Übungsfeld", um wichtige Fähigkeiten neu zu entdecken.

Erwartungen der Menschen wahrnehmen
"Über Jahrzehnte verpasst" habe die Kirche auch, ihre Berufung dem heutigen Umfeld entsprechend zu leben, so Werlen. Während sie immer noch dabei sei, Konfessionssysteme zu verteidigen und abzugrenzen, realisiere sie eine wichtige Erwartung der Menschen nicht: "Dass wir die uns anvertraute Botschaft in unsere Zeit hineintragen." Wichtig sei, dass die Kirchen vom Konkurrenzdenken Abschied nehmen und als "ein Leib" begreifen würden. "Der Skandal, dem wir uns stellen müssen, ist, dass wir den Weg zueinander nicht finden", mahnte der frühere Abt.

Scheuklappen bei Konservativen und Progressiven
Kirche dürfe nicht der Versuchung erliegen, Dinge und Gegebenheiten als selbstverständlich anzusehen, da diese damit auch bedeutungslos würden. Ein großer Schritt wäre es, die gemeinsame Gottsuche wieder mehr in den Vordergrund rücken. "Sehr konservativ eingestellte Menschen suchen nicht mehr, da sie alles haben und nur noch warten, dass andere das auch übernehmen. Sehr progressive Menschen suchen ebenfalls nicht mehr - denn sie wissen, was kommen müsste, warten nur noch, dass die anderen das erlauben", analysierte Werlen. Der Regel des heiligen Benedikts entsprechend, gelte es auf die Geschehnisse in und um den Menschen zu achten - "mit offenen Augen und aufgeschreckten Ohren".


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