15.2.16
Aufbruch ins Ungewisse - Auf der Suche nach Alternativen zur kapitalistischen Dauerkrise
Dem Denken von Alternativen zur kapitalistischen
Dauerkrise stellen sich ungeheure Hindernisse in den Weg. Die lückenlose
Dichte kapitalistischer Vergesellschaftung errichtet in einem jeden
Insassen der globalen kapitalistischen Tretmühle ein regelrechtes
Gedankengefängnis. Wenn es kein nicht-kapitalistisches "Außen" mehr
gibt, wenn alle Gesellschaftsfelder und Nischen bis hin zur Subkultur
von dem kapitalistischen Kosten-Nutzen-Kalkül okkupiert sind, dann
gewinnt der berüchtigte "stumme Zwang der Verhältnisse" den Anschein
eines Naturverhältnisses.
Wie schwer der Ausbruch aus diesem Gedankengefängnis
ist, dessen Gitterstäbe gerade aus den alltäglichen Begriffen und
Kategorien bestehen, beweisen die Postkapitalismus-Debatten, die
angesichts der eskalierenden Systemkrise nun auch den Mainstream der
Massenmedien erfasst haben. Gepriesen und propagiert wird überall
derzeit das Sharing als alternative Wirtschaftsweise. Aber es ist in
Wirklichkeit oft nur eine Variante der Prekarisierung und des
Lohndumping, von dem die kommerziellen Anbieter der "Share-Economy"
profitieren. Hier findet ein bloßes Rebranding des Spätkapitalismus
statt.
Und dennoch ist eine ernsthafte und tief greifende
öffentliche Diskussion von Systemalternativen zum krisengeplagten
Spätkapitalismus schlicht überlebensnotwendig. Das vorliegende eBook
soll einen Beitrag zur Vertiefung dieser überlebensnotwendigen und
notwendig kontroversen Debatte leisten. Es geht aber auch darum, die
hinter diesen massenmedialen Schlagworten stehenden Konzepte ernst zu
nehmen, sie mit konkreter Begrifflichkeit auszufüllen, und so deren
Missbrauch durch Marketingstrategen der kommerziellen "Share-Economy"
vorzubeugen. Es gilt, Begriffe wie Share-Economy, Peer-Production,
Degrowth, Postwachstumsökonomie oder Allmende dem Medienzirkus streitig
zu machen, um ihre totale Aushöhlung und Entwertung zu verhindern.
Tomasz Konicz