7.2.16
Deutschland unsicher – Hat unser Staat noch alles im Griff?
Deutschland ist in diesen Tagen ein zerrissenes und
verunsichertes Land. Widersprüchliche Bilder konkurrieren in unseren
Köpfen: Die toten Babies am Strand, Frauen und Kinder, die zur Flucht
aufbrechen, aber auch junge Nordafrikaner, die Frauen bedrängen und ganz
schnell abgeschoben werden sollen – sie lassen sich nicht logisch
verbinden.
Menschen, die tagsüber Kleidung an Flüchtlingsheime spenden, beschleicht abends auf dem Heimweg ein mulmiges Gefühl.
Die Gewerkschaft der Polizei warnt jetzt schon vor
dem Fehlen Tausender Beamter in den kommenden Jahren. Schon jetzt ist
der Vertrauensverlust in die Strafverfolgung überall zu spüren: Ob es
die Zahl der Wohnungseinbrüche ist, der die Polizei scheinbar hilflos
gegenüber steht, Banden die Innenstädte kontrollieren, ob die Zahl der
Brandanschläge auf Flüchtlingsheime zunimmt oder ob die Zahl der
Abschiebungen zu gering scheint - der Staat und seine Behörden scheinen
die Dinge nicht mehr im Griff zu haben. Polizei und Justiz sind
überfordert, Bund und Länder suchen nach ihren Positionen im Umgang mit
Flüchtlingen und mit einer verunsicherten Gesellschaft.
Das treibt Unzufriedene in die Hände von
Populisten, das ist aber auch Zündstoff für den gesellschaftlichen
Zusammenhalt. Der leidet schließlich auch durch die Verteilungskämpfe
zwischen Arm und Reich. Billiglöhner und prekär Beschäftigte fürchten um
das Wenige, das sie haben. Aber die Abgehängten der Gesellschaft neiden
eher den Flüchtlingen die Kümmer-Mentalität, die ihnen entgegen
gebracht wird, als den Reichen die Vergünstigungen, die ihnen die
Politik schenkt. Auch hier ist der Staat gefordert.