16.2.16

 

Indische Gedanken

Mit tief bewegtem Herzen bin ich aus Indien wieder gekommen und möchte Euch in den nächsten Tagen ein bisschen erzählen. Zum äußeren Umstand meiner Reise: ich habe ganz unterschiedliche Regionen Indiens bereist. Der ursprüngliche Plan war, dass ich auf zwei großen Pastorenkonferenzen sprechen sollte. Eine davon musste aus Sicherheitsgründen abgesagt werden, statt dessen habe ich in einer anderen großen Stadt in kleineren Slum-Gemeinden gesprochen. Wir waren bei kleinen Haustreffen von Christen auf Dörfern und ich hab vor Tausenden von Menschen gesprochen. Dabei habe ich ausschließlich unter evangelikalen Christen gedient, die allesamt Hindus erreichen. In praktisch jeder Veranstaltung waren auch Hindus. 

Die Schönheit dieses Landes, doch auch das Elend und die geistliche Dunkelheit haben mich tief betroffen gemacht. Doch mehr als das hat mich die Leidenschaft des Christen und die starke Gegenwart Gottes auch inmitten von Verfolgung ergriffen. Diese erste Serie von Bildern nenne ich „Faces of India“, sie zeigt Menschen in ganz normalen Situationen. Und wer Augen hat zu sehen, der kann in den Gesichtern auch manches lesen. 


In Indien werden Christen weniger stark verfolgt als in den muslimischen Ländern, dennoch wird das Klima rauer. Dafür verantwortlich ist zum einen die rasante Ausbreitung des Evangeliums, die manchen Leuten Angst macht, andererseits die aktuelle Regierung unter dem radikal hinduistischen Präsidenten Modi. Die indische Regierung selbst gibt sich als tolerant, die Verfolgung selbst besteht darin, dass bei Übergriffen gegen Christen nicht die Täter selbst, sondern die Opfer verfolgt oder in Haft genommen werden. Solche Übergriffe sind an der Tagesordnung. Während wir selbst dort waren, wurde in der näheren Umgebung ein Gebetstreffen überfallen, die Christen verprügelt und dann nackt (!) durch die Straßen paradiert. Solche Aktionen sind meist direkt oder indirekt von den radikal hinduistischen Parteien wie der BJP organisiert. Die Situation ist nach Bundesstaat sehr verschieden (im Süden ist es etwas sicherer), doch als Faustregel gilt: sobald Christen missionieren, also anderen von Jesus erzählen, bekommen sie Widerstand. Der Widerstand sieht dann so aus, dass das Kind eines Pastors eines Tages mit einer großen Schnittwunde im Gesicht nach Hause kommt oder seine Ehefrau von einem Mob vergewaltigt wird. Jeweils mit der schriftlichen Botschaft an den Pastor: wenn Ihr nächste Woche noch da seid, wird es noch schlimmer.

Für mich persönlich war es die erste unmittelbare Erfahrung mit Verfolgung. Gesagt zu bekommen, dass ich nichts auf Facebook posten darf, weil auch meine eigene Reise von der Geheimpolizei überwacht würde, war schon neu. Dann die Warnung, dass Spitzel in der Veranstaltung seien. Es hatte etwas bedrückend „reales“…: während ich zu Pastoren über Freiheit von Menschenfurcht spreche, filmt die Geheimpolizei vor der Tür alle, die in die Veranstaltung gehen. Nirgends durfte mein Name genannt werden und ich keine Auskunft geben, woher genau ich kam.

Ich dachte mir so: bei uns ist das Schlimmste, was einem als Christ passieren kann, gemobbt oder medial geächtet zu werden. Und ich spreche zu Pastoren, die buchstäblich die Sicherheit ihrer Familie und ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen? Ich fühlte mich so beschämt und geehrt, am liebsten hätte ich diesen Hunderten von Männern Gottes einfach nur die Füße gewaschen. Statt dessen haben sie mich mit Ehre überschüttet…

Die Verfolgung geht nicht ohne Spuren an ihnen vorbei. Es gibt keine Superhelden. Es ging Angst durch die Konferenz, als bekannt wurde, dass die Geheimpolizei vor Ort war. Sie arbeiten wie die Stasi und sind berühmt für ihre Erfahrung im Foltern. Dennoch war das Licht einmal wieder mächtiger. Die Gegenwart Gottes war stark, die Angst verging und - die ganze Familie des Bruders eines der höchsten Agenten der Geheimpolizei nahm im Geheimen an einem Gottesdienst teil, wo ich sprach und war offensichtlich sehr berührt. Seine ganze Großfamilie gehört zu einer radikal hinduistischen Gruppierung.

Und so breitet sich das Evangelium weiter aus. Und ja, auch ich war erleichtert, als ich unbehelligt ausreisen durfte, auch das ist nicht selbstverständlich.
Die Braut Christi ist am Schönsten, wenn sich ihre Liebe im Leiden und in der Verfolgung als echt bewährt. Nichts an der Verfolgung ist romantisch oder erstrebenswert. Doch die besagte Schönheit hinterließ meine Augen geblendet.

Kommentare:
Super Einblicke. Ich verfolge die Situation der Christen zwar mit Abstand aber gleichmäßig. Fakt ist wirklich, dass die 2014/15 ins gewählte / ins Amt gekommene Regierung deutlich hinduistischer und konservativer ist als die vorherige. Hauptsächlich richtet sich diese Strenge gegen die 17-20 Prozent Muslime im Land, die sogut wie jeder Hindu als Bedrohung Indiens ansieht. Verstärkt hat sich das die letzten Jahre durch die muslimischen Flüchtlinge aus Pakistan und Bangladesh. Die Christen haben selbstverständlich unter diesem rechten Hindu-Ruck genauso zu leiden. Leider. Selbst in Delhi wurden bereits Kirchen attackiert, eben auch alteingesessene katholische Gemeinden. OpenDoors informiert regelmäßig und zuverlässig aus Quellen vor Ort.

Dein Zeugnis hat mich sehr berührt. Das Land, die Menschen dürfte ich auch erleben. Was mich tief ergriffen hat war, in welchem tiefen Glauben und Überzeugung 20000 Menschen zu JESHUA schrieen, ihn priesen, ihm dankten mit der Stärke u. Kraft des hl Geistes, so dass die Erde erbebte.
"Holy Spirit come with your fire, legt your fire fall ...."


Ich bin gerade tief beruehrt von dem Verständnis dieser Mädchen. Ihnen gehoert jetzt schon Gottes Reich!! Und sie sind sich dessen bewusst. Das ist sooo stark. Danke.

Ja ich glaube, dass wir gar nicht schätzen, wie toll unsere Freiheit (noch) ist. GEBET für unsere Geschwister ist so wichtig! Lasst uns nie aufhören für Schwache zu beten, die unter Verfolgung leiden.  
 
 


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