26.4.16

 

Türkei interveniert gegen Armenien-Projekt der Dresdner Sinfoniker

Nach Böhmermann nun die Dresdner Sinfoniker: Die EU-Kommission hat auf Druck der Türkei bei einem internationalen Armenien-Projekt des Orchesters Passagen von der Website entfernt.

Nach Jan Böhmermann und der Sendung "Extra 3" mit ihren Erdogan-Satiren trifft es nun die Dresdner Sinfoniker: Die Türkei macht auf europäischer Ebene Druck gegen deren Konzertprojekt „Aghet“ zum Genozid an den Armeniern vor 100 Jahren. Der EU-Botschafter verlange, dass die Europäische Union die Förderung für die internationale Produktion einstellt, sagte Markus Rindt, Intendant der Dresdner Sinfoniker.
Die zuständige Exekutivagentur bei der EU-Kommission lehnt dies zwar ab, hat Rindt zufolge der Türkei aber insofern nachgegeben, als sie Informationen zu „Aghet“ auf der Internetseite entfernt hat. „Das finden wir nicht gut.“ Rindt spricht von einem „Angriff auf die Meinungsfreiheit“. Das Projekt, das im November 2015 in Berlin Premiere hatte und auch in Istanbul gastieren soll, sieht er aber nicht in Gefahr. „Ich glaube nicht, dass unsere Agentur einknickt.“
Einmal mehr mischt sich die Türkei in Sachen Kunst und Kultur in Deutschland ein. Der Fall ist laut Rindt ein Warnsignal, dass die türkische Regierung vor Einflussnahme auf freie Meinungsäußerung in Kunst und Kultur in Europa nicht zurückschrecke. Dabei habe sie bei der EU sogar mit Abbruch der Beitrittsverhandlungen gedroht. „Sie wollten, dass niemand davon erfährt und dass die Begriffe Genozid und Völkermord getilgt werden“, sagte Rindt. Für die Musiker namhafter europäischer Orchester sei eine solche „Entschärfung“ inakzeptabel. „Man muss beim Namen nennen, was es war“, betonte der Orchester-Intendant. „Wir können nicht drum herumreden, dass es um Völkermord geht.“ Aghet bedeutet auf deutsch Katastrophe.

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DNN


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