11.4.17
Zeit ist zu einem kostbaren Gut geworden
Und weil sie so kostbar ist, wird sie zur Ware. Wir schenken Zeit, sagen wir und fühlen uns besonders edelmütig.
Wohl ist Zeit in präzisen Einheiten messbar, aber unser persönliches Zeitempfinden geht nicht mit ihnen konform. Warten zerdehnt die Zeit, Aktivität verkürzt sie, Glück lässt sie auf Augenblicke schrumpfen. Je älter wir werden, desto öfter finden wir uns zu Begräbnissen ein, und je näher uns die Toten standen, desto mehr bedauern wir, dass wir zu wenig Zeit füreinander hatten, dass noch so viel zu sagen, zu fragen gewesen wäre. Und das Unwiederholbare, das die gemeinsame Zeit bedeutet hätte, ist endgültig verloren.
In menschlichen Beziehungen lässt Zeit sich nicht beschleunigen und verkürzt auf den Punkt bringen und auch nicht für später speichern. Was jetzt nicht stattfindet, bleibt sehr oft eine verpasste Gelegenheit. Im Cyberspace der sozialen Medien kommunizieren wir ohne physischen Kontakt, wir haben zahllose Freunde, aber unsere digitale Präsenz deckt sich nicht mit unserer realen Identität. Zeit und Raum ziehen sich auf einen Punkt zusammen, den Punkt, an dem wir uns gerade befinden, vernetzt und zugleich anonym und isoliert.
Aber gleichzeitig leben wir immer noch in der realen Welt, wir leiden unter realen Verlusten, wir sind dem Zufall ausgeliefert, das Leben widersetzt sich der Messbarkeit und dem Gedächtnisverlust. Beziehungen sind eng mit Erinnerungen verknüpft, mit Dankbarkeit, mit Loyalität, mit Augenblicken, die wir als unvergesslich betrachten. Beziehungen in Zeiteinheiten zu messen, die man statt Geld großzügig zur Verfügung stellt, ist emotionaler Geiz und macht das Gegenüber zum Almosenempfänger.
Ö1 Gedanken für den Tag
Wohl ist Zeit in präzisen Einheiten messbar, aber unser persönliches Zeitempfinden geht nicht mit ihnen konform. Warten zerdehnt die Zeit, Aktivität verkürzt sie, Glück lässt sie auf Augenblicke schrumpfen. Je älter wir werden, desto öfter finden wir uns zu Begräbnissen ein, und je näher uns die Toten standen, desto mehr bedauern wir, dass wir zu wenig Zeit füreinander hatten, dass noch so viel zu sagen, zu fragen gewesen wäre. Und das Unwiederholbare, das die gemeinsame Zeit bedeutet hätte, ist endgültig verloren.
In menschlichen Beziehungen lässt Zeit sich nicht beschleunigen und verkürzt auf den Punkt bringen und auch nicht für später speichern. Was jetzt nicht stattfindet, bleibt sehr oft eine verpasste Gelegenheit. Im Cyberspace der sozialen Medien kommunizieren wir ohne physischen Kontakt, wir haben zahllose Freunde, aber unsere digitale Präsenz deckt sich nicht mit unserer realen Identität. Zeit und Raum ziehen sich auf einen Punkt zusammen, den Punkt, an dem wir uns gerade befinden, vernetzt und zugleich anonym und isoliert.
Aber gleichzeitig leben wir immer noch in der realen Welt, wir leiden unter realen Verlusten, wir sind dem Zufall ausgeliefert, das Leben widersetzt sich der Messbarkeit und dem Gedächtnisverlust. Beziehungen sind eng mit Erinnerungen verknüpft, mit Dankbarkeit, mit Loyalität, mit Augenblicken, die wir als unvergesslich betrachten. Beziehungen in Zeiteinheiten zu messen, die man statt Geld großzügig zur Verfügung stellt, ist emotionaler Geiz und macht das Gegenüber zum Almosenempfänger.
Ö1 Gedanken für den Tag