26.10.17
Armenbegräbnis
Sehr viele Menschen werden am Allerheiligentag auf Österreichs Friedhöfe
strömen, um die Gräber ihrer Angehörigen zu besuchen, die sie dort
würdig beisetzen konnten. Doch nicht allen ist es möglich, die
Bestattung ihrer Lieben zu finanzieren. In manchen Fällen gibt es auch
keinen Nahestehenden mehr, der Verstorbene auf dem letzten Gang
begleitet.
Ohne Familie und Freunde
Vor der Verabschiedungshalle
warten die Männer von der Bestattung Wien auf Angehörige. Manchmal
kommen Menschen zu den Sozialbegräbnissen, manchmal nicht. Zu Adele B.s
Abschied kommt niemand. Ein Organist beginnt schließlich, auf der
kleinen Orgel in der Aufbahrungshalle ein ruhiges, trauriges Stück zu
spielen. Die Sargträger betreten den Raum, verbeugen sich vor dem Sarg,
heben ihn an und tragen ihn zum Sargwagen vor der Tür. Für die letzte
Fahrt wird – wie bei jedem anderen Begräbnis – ein schwarzes Bahrtuch
mit grauer Verzierung über den Sarg gebreitet. Einer der Männer legt
noch die zwei roten und die weiße Blume oben auf das Tuch. Dann geht es
langsam in Richtung Grab.
Allgemein sind bei Sozialbegräbnissen entweder keine Verwandten
mehr da oder sie können sich das Begräbnis nicht leisten. Manchmal
wollen Verwandte auch nicht dafür aufkommen. Klar ist, dass auf die
Kosten geachtet werden muss, wenn die öffentliche Hand einspringt. Im
Tiroler Mindestsicherungsgesetz ist von „einfachen Begräbnissen“ die
Rede. Manchmal hat die Gemeinde zwar die Möglichkeit, sich die Auslagen
über die Hinterlassenschaft zurückzuholen. Dazu muss darin aber auch
ausreichend Geld vorhanden sein. Von manchen zuständigen Ämtern hört
man, dass die in Sozialbegräbnissen bestatteten Menschen oft schon vor
dem Tod Unterstützung bezogen haben. Die Leitung durch einen Geistlichen
ist natürlich auch bei Sozialbegräbnissen möglich, sofern der oder die
Verstorbene einer Konfession angehört hat. Mancherorts ist es eine
Frage, wer das organisiert.
Auch in Wien gibt es
konfessionelle Armenbegräbnisse.Bei Adele B. ist das aber nicht der
Fall. Hörbare Gebete begleiten sie nicht, sondern nur das leise
Dahinrollen des Bestattungswagens.