30.11.17

 

Wir werden alle 120 Jahre alt



Ein neues Buch beschreibt die baldige Revolution in der Medizin. 
Star-Chirurg Sergio Canavero


Hippokrates des 21. Jahrhunderts oder Doktor Frankenstein? Der Neurochirurg Sergio Canavero scheidet die Geister. Der 53-Jährige will das letzte Tabu der Medizin brechen, den Kopf eines Menschen auf einen anderen Körper transplantieren, Grenzen zwischen Leben und Tod neu definieren – und sich als Medizin-Superstar à la Christiaan Barnard unsterblich machen.   



Mit Autor Georg Kindel skizziert der Professor im Buch „Medicus Magnus“, welche Errungenschaften uns 120 Jahre leben lassen. Und Canavero, der in armen Verhältnissen in einer Betonburg bei den Fiat-Werken in Turin aufwuchs, 8 Sprachen spricht und 1993 zum letzten Mal fernsah, stellt die Pioniere vor, die hinter den Innovationen stehen. 

Da wäre zunächst einmal der aus Gurten (OÖ) stammende Forscher Josef Penninger, Direktor am Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien und einer der führenden Genetiker weltweit. In den nächsten Jahren sollen immer mehr Gene entschlüsselt werden, um so zum Beispiel Stoffwechselstörungen zu vermeiden, bevor sie entstehen. 

Organoide, im Labor aus Stammzellen hergestellte Organe, könnten Transplantationen obsolet machen. 

Stichwort Krebs: Hier soll verstärkt das eigene Immunsystem eingesetzt,
T-Zellen aus unserem Blut so aktiviert werden, sodass sie den Krebs zerstören.
Biosensoren werden Alltagsbegleiter. Vitalparameter wie Ernährung oder Bewegung werden ausgewertet und können unsere Gesundheit fördern, indem sie etwa vor Lebensmitteln warnen.
Die Pille gegen das Altern? Kein Problem. Auch an der wird schon getüftelt. Hier ist Nir Barzilai vom Albert Einstein College in New York führend. Er setzt auf den Wirkstoff Metformin, der bei ersten Studien eine Lebensverlängerung von 17% ermöglichte. Bis 2027 könnte das Mittel erhältlich sein. 

Schauplatzwechsel ins Silicon Valley nach Kalifornien, wo Internetriesen Milliarden in den Gesundheitssektor investieren. Da taucht immer wieder der Name Elon Musk auf. Die vom Tesla-Gründer finanzierte Firma Neuralink arbeitet an der Schöpfung des Supermenschen. Konkret geht es um eine implantierbare Schnittstelle zwischen Hirn und Computer. „Der Mensch“, erklärt Bioinformatiker Aubrey de Grey, „soll so die Fähigkeit erlangen, schneller zu denken.“ Gleichsam ein Tuning für die grauen Zellen, das dazu führen könnte, dass unser Bewusstsein auf einer Festplatte gespeichert wird. Eine Entwicklung, die nicht nur der Astrophysiker Stephen Hawking, der an der Nervenkrankheit ALS leidet, kritisch sieht. Microsoft-Gründer Paul Allen wiederum investiert in die Erforschung der Elektrosignale der Zellen. Letztendlich soll das Nachwachsen von amputierten Gliedmaßen möglich werden! 

Selbst wenn sich nur ein Bruchteil der angeführten Prophezeiungen erfüllt, eines scheint fix: In der Medizin bleibt kein Stein auf dem anderen ...

 

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