6.4.09

 

So sollte Gemeinde aussehen

Nach dem christlichen Vordenker Michael Frost hat die Gemeinde vier Funktionen:
• Anbetung und Lob Gottes
• Gemeinschaft mit anderen
• Jüngerschaft, die Nachfolge Jesu, immer mehr werden wie er
• Mission, also andere Menschen zu Gott führen

Jeder dieser Punkte ist ein riesiges Feld. Doch Michael Frost wirft unseren Gemeinden in diesem IGW-Seminar über die „Missionale Gemeinde“ vor, dass wir einseitig geworden wären. Anstatt den vollen Auftrag an die Gemeinde zu leben, würden wir einen zu großen Schwerpunkt auf die institutionalisierte Anbetung legen.

Unseren klassischen Gottesdienst sieht Frost als eine wöchentliche Anbetungs-Veranstaltung mit Liedern, Gebeten und Psalmen. Das ist gut und wichtig. Anders sieht es mit der Gemeinschaft aus.

Aber während die ersten Gemeinden sich täglich getroffen und zusammen gelebt haben, beschränkt sich die „Gemeinschaft“ bei uns oft auf den kurzen „Kirchenkaffee“ nach dem Gottesdienst.

Ein noch schlechteres Zeugnis stellt Frost unserer „Jüngerschaft“ aus. Jesus lebte mit seinen Jüngern volle 3 Jahre zusammen, in denen er ihnen Dinge erklärte, vorlebte, die Bibel auslegte, sie coachte und sie in ihrem geistlichen Leben voran brachte. Nach Frost haben wir den Input für unsere geistliche Entwicklung in der Gemeinde als Frontal-Predigt mitten in unserer „Anbetungsveranstaltung“ versteckt. Dennoch erwarten wir aber, dass diese zwanzig Minuten Predigt einmal die Woche wirken wie bei den Jüngern 3 Jahre Leben mit Jesus. Und dann wundern wir uns, dass wir mit dem geistlichen Wachstum Probleme haben.

Der Hauptpunkt von Frosts Kritik ist jedoch unser Verständnis von Mission. Frost berichtet, wie Mission bei Jesus immer darin bestand, dass Menschen ausgesandt wurden. Mission heißt ja, wenn ich damals in Latein richtig aufgepasst habe, „Sendung“. Menschen verließen ihre bequeme Umgebung und wurden zu anderen Menschen in deren Lebensumfeld gesandt, was mühselig und aufwändig ist.

Bei uns bedeutet Mission meist, dass wir eine besondere Veranstaltung machen und warten, dass die Leute zu uns kommen, in unsere Veranstaltungen. Das funktioniert auch bei einem gewissen Teil der Menschen, wie wir bei ProChrist diese Woche segensreich erleben dürfen.

Jedoch behauptet Michael Frost, dass sich ein großer Teil der Menschen niemals zu so etwas einladen lassen werde. Diese Menschen erreichen wir nur, wenn wir mit ihnen leben, in ihrer Welt, in ihrem Sport-, Modellauto- oder Sonstwas-Verein, in deren Rollenspiel-, Motorrad- oder Yoga-Gruppe, einfach in ihrer Subkultur.

Wenn es also eine Gruppe von Christen auf dem Herzen hat, z.B. die vielen türkischen Mitbürger im Nachbarstadtteil zu erreichen, dann wäre es der falsche Weg, einen tollen türkischen Evangelisten in unsere Gemeinde einzuladen und die Türken dazu in unsere Gemeinde mit unserer Kultur einzuladen – auch wenn das der Weg ist, den wir bisher meist beschreiten.
Stattdessen müssten wir unser bisheriges Leben verlassen, zu ihnen ziehen und mit ihnen Freizeit, Hobbys und Leben teilen, in die gleichen Kneipen und Läden gehen. Wir sollten ihnen helfen. Und erst, wenn das alles gut läuft und Beziehungen da sind, dann haben wir uns vielleicht von ihnen den Respekt erworben und sind auf gleicher Augenhöhe, um mit ihnen über das Evangelium reden zu dürfen.

Vielleicht sollten Sie dieses Thema einmal im nächsten Hauskreis oder Ihrer Gemeinde diskutieren. Mehr Informationen finden Sie im Buch „Die Zukunft gestalten“ von Michael Frost. Und wenn Sie möchten, können Sie auf der Webseite www.missionalegemeinde.de mit anderen darüber diskutieren.

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