17.7.09

 

Zurückziehen oder Hinwenden?

Markus 6,30-34

Im heutigen Evangelium höre ich zwei Akzente:
Die Suche nach Stille und Einsamkeit,
Die Menschenmenge, die Jesus nachläuft.

Es ist sehr wichtig die Betonung der Stille und Einsamkeit nach getaner Arbeit. Jesus möchte sich mit seinen Jüngern zurückziehen. Es gelingt ihm jedoch nicht ganz, denn bis sie mit dem Boot ihr Ziel erreichen, hat sich bereits eine Menge Menschen dort versammelt.

Wir beobachten was Jesus in dieser Situation macht. Fundamentalisten würden die Stille betonen und die Menschen wegjagen um ungestört zu sein.

Jesus reagiert anders.
Er weiß von der Bedeutung der Stille und Einsamkeit im Leben, doch in einer
konkreten Situation kann die Not der Menschen Vorrang haben. Die Konkretisierung der Nächstenliebe kann unter Umständen von mir verlangen auf manches zu verzichten, was mir gut tut, um dem Menschen zu helfen, der es notwendiger braucht.

Es ist nicht möglich den Mitmenschen, seine Not zu sehen, wenn wir nur unseren Vorteil suchen und um uns selbst kreisen.

Die Betonung der Suche nach Stille und Einsamkeit hat für mich eine andere
Bedeutung. Ich lese den Text im Zusammenhang mit der Person Jesu und stelle fest, dass wir hier etwas entdecken.

Die Einladung zur Stille und die Tatsache, dass so viele Menschen kommen,
unterstreichen an sich wer Jesus ist: Er ist der von den Menschen gesuchte Prophet, er ist der gute Hirt, der offen ist für alle Menschen, deswegen hat er mit jenen Mitleid, die wie Schafe ohne Hirte herumirren.
Wir entdecken hier das Herz Jesu, wir sehen, dass er Mitleid hat, dass er sich von der Not der Menschen ansprechen lässt... das macht ihn so menschlich, so nah.

In Ihm ist das Wohlwollen und die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar
geworden.

Der Text aus dem Evangelium steht unmittelbar vor der Brotvermehrung. Ich glaube, dass es wichtig ist dies zu sagen, da wir sonst die eine Bemerkung von Markus übersehen werden.
Jesus hat Mitleid mit den Menschen, allerdings nicht nur, weil sie essen wollen,
sondern weil sie wie Schafe ohne Hirten sind.

Diese Betonung des Markus gefällt mir sehr gut. Als Christen wollen wir den ganzen Menschen sehen, nicht nur die materielle Ebene. Wir wollen den Menschen zur Seite stehen, ihm helfen das Leben zu gestalten... dies geschieht allerdings nicht nur, wenn wir ihnen zwei oder zehn Euro geben. Es ist notwendig die wahre Not des Menschen zu entdecken.

Was macht das Leben dieses konkreten Menschen, der vor uns steht, nicht
lebenswert? Ist die materielle Not, ist die innere Leere im Herzen, ist die
Sinnlosigkeit?

Wenn wir Mitleid haben (d.h. wenn wir am Leid der Menschen teilhaben, weil wir ein offenes Herz für die anderen haben), dann wollen wir ihnen helfen Werte im Leben zu entdecken, damit sie ihr Leben sinnvoll gestalten können.

Jesus betont und pflegt die Stille im Leben, doch er zeigt uns, in der Stille den
Vorrang der Nächstenliebe nicht zu vergessen.


P. Antonio, Karmel Wien

Labels: ,


Comments: Kommentar veröffentlichen

<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?