2.3.14
Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so
Wer nicht begeistert über Schwule spricht, ist gleich ein Schwulenhasser. Mittlerweile hat Homophobie dem Antisemitismus als schlimmste ideologische Sünde den Rang streitig gemacht. Von Matthias Matussek
Es war schon weit nach
Mitternacht, die Selbstkontrolle schwand zusehends, sowohl in
Maischbergers Runde zur Homosexualität ("Sollen wir umerzogen werden"?)
wie auch vor den TV-Geräten, da schnappte die Falle zu, und einer meiner
besten Freunde war als homophob entlarvt.
In der
Maischberger-Runde sprach ein Familienvater über seine Idealvorstellung
einer Verbindung: Mann, Frau, Kinder, das klassische Modell, und die gute Sandra fragte besorgt: "Sind Sie nicht der Meinung, dass diese Aussage für Schwule kränkend sein könnte?"
Darauf entfuhr
es meinem Freund: "Wahrscheinlich darf ich jetzt auch in Gegenwart eines
Rollstuhlfahrers nicht mehr von meinem Wanderurlaub erzählen, weil das
kränkend sein könnte." Nicht, dass er je so taktlos wäre, das zu tun.
Aber, Sie verstehen, im Analogieschluss hatte er Homosexualität zu einem
Handicap erklärt. Zu einer defizitären Form der Liebe.
Wären wir in
Spanien, könnte ich ihn anzeigen, weil er gegen den dort gültigen
Homophobie-Paragrafen verstoßen hat. Wie es jetzt dem spanischen
Kardinal Fernando Sebastián Aguilar passiert ist. Der Paragraf stammt
aus Zeiten der sozialdemokratischen Zapatero-Regierung. Der Kardinal
hatte ausgeführt, dass er die homosexuelle Liebe für defizitär hält,
weil sie keine Nachkommen zeugen kann.
Bei uns würde ihm zumindest die öffentliche Ächtung drohen, der Ausschluss aus der Gemeinschaft der Demokraten.
Für einen Kirchenmann ist
die Aussage des Kardinals eine Selbstverständlichkeit. Im
naturrechtlichen Verständnis, das die Kirche von einer idealen
Liebesbindung hat, ist die Polarität der Geschlechter vorausgesetzt,
weil nur sie für den Schöpfungsauftrag sorgen kann, der in Mose 1,28 so
klingt: "Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: "Gehet hin und mehret
euch …" Nun müsste man allerdings die Bibel mal gründlich auf homophobe
Tendenzen abklopfen. Ich bin nicht sicher, dass sie, zumindest in
Spanien, verfassungskonform wäre.
Doch auch bei
uns wackeln regelmäßig die Wände, wenn Kirchenleute, aber nicht nur sie,
Präferenzen für den Normalfall von Ehe und Familie erkennen lassen.
Mit in der Runde saß auch die Autorin Birgit Kelle, Mutter von vier Kindern, die den Proteststurm gegen diese neue Form der staatlichen Wertevermittlung an schwäbischen Schulen unterstützte. Also derjenigen, die in einem der Filmbeiträge Maischbergers "mittelalterlich" genannt wurden.
Sie war schon im Vorfeld der Sendung auf einschlägigen Seiten wie queer.de als "Homo-Hasserin" enttarnt worden. Ihr Verbrechen? Sie propagiert die Familie, für die in unserer Gesellschaft sehr wenig getan wird.