29.5.17
Der Krieg - ein funktionaler Bestandteil der menschlichen Kultur?
Syrien, Libyen, Irak, Sudan, Kongo, Ukraine - auf fünf von sieben Kontinenten herrschen bewaffnete Konflikte, kaum ein Monat vergeht ohne Terroranschlag; doch aus historischer Perspektive sind die Zeiten sicherer geworden. In Wien tagt die Anti-Terrorismus-Konferenz der OSZE, das Regime in Nordkorea testet Raketen und Atomwaffen, der US-amerikanische Präsident Donald Trump hat einen Milliarden schweren Rüstungsdeal mit Saudi-Arabien beschlossen und sprach in seiner Rede vom Kampf gegen den Terrorismus als "Kampf gegen Gut und Böse".
"Terrorismus ist eine Strategie der Schwäche", schreibt der Historiker Ilja Steffelbauer in seinem vor kurzem erschienen Buch "Der Krieg. Von Troja bis zur Drohne", in dem er die These aufstellt, dass Kriege keine Unfälle der Geschichte sind, sondern funktionale Elemente der politischen und wirtschaftlichen Ordnung einer Gesellschaft. Krieg ist, historisch betrachtet, so etwas wie der "Normalzustand" - und manchmal doch eine Lösung.
"Es ist leicht, den Krieg zu verdammen. So leicht kann man sich aber nicht aus der Verantwortung stehlen", meint Ilja Steffelbauer.
Welches Bild zeigt sich vom Krieg, wenn man ihn aus historischer und anthropologischer Sicht - ohne den moralischen Aspekt - betrachtet? Ist Krieg ein Kulturprodukt und der Mensch an sich ein verhältnismäßig friedlicher Affe - mehr friedlicher Bonobo als kämpfender Schimpanse? Wie hat Kriegsführung Gesellschaften gebildet und beeinflusst? Und wie gewagt ist es, über den Kriegsgott zu schreiben: "Wir müssen Mars ins Angesicht schauen und sagen: Ich kenne dich, alter Mann. Ich kenne deine Tricks und Fallstricke. Du wirst mich nicht mehr überlisten."?
Was lässt sich vom Krieg über den Frieden, die Gesellschaft und den Menschen lernen? Der Historiker Ilja Steffelbauer ist zu Gast bei Barbara Zeithammer.