6.7.18
Vom Nutzen einer lückenhaften Erinnerung
Schon
wieder etwas vergessen? - In den allermeisten Fällen ist das kein Anzeichen für
ein altersschwaches Gehirn oder Schlimmeres - sondern ganz normal. Denn ohne
Vergessen würde unser Gedächtnis nicht funktionieren. Man stelle sich das
Gegenteil vor: jede Kleinigkeit bliebe für immer im Kopf. Menschen, bei denen
das tatsächlich so ist, attestieren Mediziner/innen eine Störung. Ihnen wird
die detailgetreue Erinnerung zur täglichen Qual.
Denn der
Psyche tut es gut, wenn manche Ereignisse verblassen. - So übersteht man
schwierige Lebensphasen anscheinend besser. Und trotzdem hat das Vergessen
nicht den besten Ruf. Es gilt als Vorbote des geistigen Verfalls, obwohl sich
die wissenschaftlichen Erkenntnisse mehren, die ihm eine Nützlichkeit
zugestehen. Salopp gesagt: Erst das Vergessen macht den Menschen lebenstüchtig.